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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 28. März 1865

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Der Druck schreitet allerdings langsamer voran als an sich zu wünschen wäre. Das ist auch bisher immer im Anfang so der Fall gewesen, bis man im weiteren Fortgang sieht, daß größere Eile geboten ist, wenn der Band zur rechten Zeit fertig werden soll. Es kommt aber auch hinzu, daß die Menge und der Umfang der Noten den Satz sehr erschwert und daß in dieser kleineren Schrift sehr bald die Typen zu fehlen beginnen: Zudem kommt dieser langsame Gang des Drucks auch Ihnen zu gut. Sie gewinnen umso mehr Zeit für die Vollendung des Manuscripts, von dem doch noch ein gutes Stück fehlt, und für die gleichzeitige Anfertigung des Registers. Ja ich fürchte fast, daß Sie mit dem Manuscript noch ins Gedränge kommen werden. Sie berechnen jetzt Text und Noten auf 8 Druckbogen, ich schätze sodann die Beilagen auf 5 Bogen, in Summe 13, was mit meiner ersten Schätzung stimmt; dazu Wahraus etwa 4 Bogen. Doch hoffe ich anderer seits daß Ihnen das dritte Stück weit weniger Arbeit machen wird als die beiden anderen, da es sich wenigstens bei dem ersten Theil desselben hauptsächlich nur um Nachweisung der Quellen handeln wird. Interessant war mir zu erfahren, daß der zweite Theil sich meist mit Anonymus II deckt, und doppelt lieb ist mir nun, daß wir dieses Stück nicht übergangen haben.

Was die Wolfenbüttler Handschrift betrifft, so bedaure ich daß Sie sich nicht gleich zuerst an mich gewandt haben, denn Sie würden sich die Schreiben an Dr. Bethmann und Dr. Bechstein und deren vielleicht unfreundliche, jedenfalls aber Überraschung und Abweisung ausdrückende Antworten erspart haben. Bechstein hat natürlich nicht von der Commission als solcher, sondern nur von mir als deren Vertreter Auftrag erhalten die Wolfenbüttler Handschrift zu untersuchen und hat darüber mir Bericht erstattet. Bei dem Repertorium, das Sie in Händen haben, liegt dieser Bericht so wenig wie eine Reihe anderer, die sich auf ganze Bibliotheken beziehen, so z. B. auch einer von Lexer über die Wiener Handschriften. Weder von den Wolfenbüttler noch von den Wiener Handschriften Augsburger Chroniken betreffend habe ich, nach diesen Verzeichnissen, bisher nöthig gefunden Gebrauch zu machen, da sie sämmtlich bis auf Meisterlin erst dem 16. Jahrhundert oder einer noch späteren Zeit angehören. Damit Sie selbst sehen, was Bechstein vorgezeichnet hat, schicke ich Ihnen das betreffende Blatt subito remissionis2. Möglich freilich, daß er etwas übersehen hat, denn als ein ziemlich flüchtiger Arbeiter ist er mir auch sonst bekannt; und wenn Sie es für certi3 halten, habe ich nichts dagegen, daß Sie die Handschrift, die Sie erwähnen und die Bechstein nicht aufgeführt hat, selbst in Wolfenbüttel ansehen und werde gern die Kosten übernehmen. An Bechstein aber bitte ich zu schreiben, wie es gekommen, daß Sie von seinem Bericht nichts erfahren haben.

Die Wiener Handschrift, die Sie erwähnen, hat Lexer nicht verzeichnet, weil er nur die eigentlichen Chroniken untersucht und beschrieben hat. Da läßt sich aber nun weiter nichts machen, können uns jedoch auch dabei beruhigen, weil es wenigstens keine Chronikentexte sind, die uns angehen.

In Ansehung des Registers erwiedere ich auf Ihre Frage:

1. Namen des Textes, die in den Anmerkungen erläutert, nicht bloß beiläufig wieder erwähnt werden, sind ebenfalls im Register aufzuführen. 2. Ortsnamen die in den Anmerkungen bloß beiläufig erwähnt werden, gehören nicht in das Register 3. Ortsnamen in Notizen Ortschaften nach – – hat Kern in das Register aufgenommen z. B. im 1. Bande, wo solche in meinen Beilagen zu Ulman Stromer häufig vorkommen; ob Sie dies auch bei den vielen Anführungen aus den beiden Registern in den Noten thun sollen, ist mir zweifelhaft und überlasse ich Ihnen, ob Sie es für dienlich halten: ich fürchte fast, es möchten deren zu viel und sie zu verzeichnen in der Regel von keinem Nutzen sein. Landesnamen und Völkernamen, wie die Baiern, werden nicht aufgenommen; ‚Die von Memmingen’ sind in das Ortsregister unter Memmingen zu stellen. Wenn Sie die Register der drei Bände verzeichnen, werden Sie finden, daß Kern sie etwas übermäßig angeführt, Kerler dagegen knapper und wie ich meine zweckmäßiger eingerichtet hat, weil dabei die Überschrift gewinnt, z. B. wenn ein und derselbe Name öfter auf ein und derselben Seite vorkommt, hat Kerler aus dieser Seite, nicht aber alle einzelnen Seiten angegeben.

Ihre Notizen über das Münzwesen werden mir sehr erwünscht sein. Kern hat sich nach langem Schwanken endlich entschlossen, sich als Privatdocent in Freiburg zu habilitiren, nachdem die Aussichten, welche sich für Kluckhohn zu eröffnen scheinen, als außerordentlicher Professor berufen zu werden, zu nichte geworden sind; denn die Badische Regierung nimmt unter gegenwärtigen Verhältnissen Abstand einen Nichtkatholiken anzustellen. Er wird mich daher schon zu Anfang April verlassen; doch will er seine hiesigen Arbeiten in den Ferien fortsetzen und zu diesem Zweck wieder hierher kommen. Dagegen tritt Knochenhauer am 1. April ein. Wollen Sie dies gefälligst an Professor Waitz mittheilen, dessen Gruß ich bestens erwiedere.

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel.