Die Tage gehen so schnell dahin, daß ich eile, vor meinem Weggang von hier Ihnen noch einmal zu berichten.
Ich habe die letzten Tage vorwiegend auf die Abschrift verwendet und sie soweit als möglich gefördert; dasselbe denke ich auch in kommender Woche zu thun, um für den schöneren Theil der Arbeit möglichst bald ganz freie Hand zu haben. Mittheilung von Urkunden ist in dem Bericht über die Immunitätskämpfe durchweg die Hauptsache, die Erzählung dient nur zum Aneinanderreihen der einzelnen Stücke, hat aber doch eine lebendige und frische Farbe. Man merkt die lebhafte Theilnahme am Streit, und zwar vom Standpunkt der Bürger aus, sicher heraus. Nur einmal bis jetzt sind Bemerkungen über das Wetter eingeflochten. – Auch so ist die Chronik – wenn man den Namen gebrauchen darf – für die Bambergische Geschichte von großem Interesse, und um so mehr, da von den Urkunden mit Ausnahme | zweier – einer gelegentlich eingeschobenen des Papst Bonifaz IX, des Jahres 1397, und einer Sigmunds des Jahres 1431. – den BambergerHistorikern keine einzige bekannt zu sein scheint. Nirgends wenigstens habe ich eine derselben bis jetzt angeführt gefunden, und bei allen, die ich kenne, wird es in Folge davon auch gar nicht hervorgehoben, wie sehr Sigmund damals für die Bürger gegen die Stifter thätig gewesen ist. Schuberth (Bamberg. Staats- und Gerichtsverfassung: 1790 und1792), Pfeufer (Beiträge zu Bambergs Geschichte) und Mayer (von ihm, nicht von Pfeufer ist die Schrift über Steuerwesen) sind über die Kämpfe seit 1431 gleich dürftig, und von Anderen ist keinesfalls mehr zu erwarten, jene sind die Hauptschriften. Wie ich gesehen, enthält auch das bairischeRegestenwerk keine einzige von den vorkommenden Diplomen, freilich auch nicht einmal jene beiden sonst schon gedruckten. Suchen wird man sie daher nur etwa im städtischen Archiv3 dürfen, aber es liegt sehr nahe anzunehmen, daß die den Stifter so ungünstigen Urkunden überhaupt durch sie beseitigt worden sind; auch der, wie es scheint, anzunehmende Verlust des Originals unserer Chronik und das Vorhandensein dieser einzigen Abschrift dürfte so zu erklären sein.
Es ist überhaupt auffällig, wie wenig die bambergische Geschichte vom Standpunkt der Bürger aus bis jetzt, so viel ich sehe, betrachtet worden ist; das Wachsthum des Bisthums, die Kämpfe um die Besitzungen, dann die Steuer, | und, besonders in der späteren Zeit, die Immunitätsverhältniße sind im Vordergrund. Und in der That scheint hinter dem oligarchischen Regiment der Geistlichkeit alles Uebrige im Verlauf der Geschichte immer mehr zurückgetreten zu sein. Für das Ankämpfen dagegen und die Bestrebungen der Bürger ist unser Bericht jedenfalls eine bei dem Mangel anderer jedenfalls sehr lehrreiche Quelle. Zu Erläuterungen wird er doch sich selbst wol nicht viel Anlaß bieten; er nennt einzelne Persönlichkeiten, auch Festlichkeiten fast gar nicht; nur die auf die Gesandtschaften verwendeten Summen würden, falls man sie in den Rechnungen angegeben fände, den Eifer der Bürger sehr ins Licht stellen. An ihr Vorhandensein glaube ich doch noch; wenigstens citirt nach Aufseß im ersten Jahrgang des Anzeigers (1832) vielfach aus den Stadtrechnungen auf dem Magistrat, freilich immer vom Jahr 1435 ab. Er gibt überhaupt mehrfach Notizen, die auf sehr reichliches Material in den Bamberger Archiven4 schließen lassen.
In Betreff des Bauernkriegs habe ich unter den Mandaten, die das Germanische Museum besitzt, mehrere gefunden, die vielleicht von Wichtigkeit sind; doch weiß ich sie noch nicht recht zu schätzen. Es sind alte Drucke ohne alte Schrift. Das eine, das sich auf die Beitreibung der Entschädigungssummen nach dem Aufstand bezieht, habe ich in Abschrift genommen; ein anderes entspricht einem schon bei Waldau (Geschichte des Bauernkriegs aus einer gleichzeitigen Handschrift.) gedruckten, ist aber unvollständiger als hier. – Unser Bericht ist jedenfalls von dem ebengenannten verschieden, dieser ist von einem Anhänger des Bischofs, unserer | jedenfalls von einem Bürger: er führt den zuletzt den Bürgern gebotenen Huldigungseid als Eid, den wir schwören müßen an. Was sich aus dieser Verschiedenheit des Verfassers ergeben wird, weiß ich noch nicht. – Benutzt ist unser Bericht wol noch nicht, immer nur der Waldauische. So führt das Heller in seiner Reformationsgeschichte diesen und den fast gleichlautenden, jetzt auf dem Germanischen Museum befindlichen, als seine handschriftlichen Quellen an. Derselbe spricht hier (pagina 78) übrigens die Absicht aus, die Geschichte des Bauernkriegs in Franken noch besonders darzustellen; das Germanische Museum hat das Buch nicht.
Diese Woche gedenke ich die Abschrift weiterzuführen und mich aus den Urkunden selbst mehr zu unterrichten über die Bambergischen Verhältniße. Sehr intereßant war mir das von Höfler herausgegebene Rechtsbuch des Bischofs Friedrich von Hohenlohe (1348), auch seine Uebersicht über die Bambergische Geschichte in der Einleitung. Im Rechtsbuch ist Manches für die Bürgerverhältniße sehr Brauchbare, so pagina 38 folgende eine Liste der damaligen Hausbesitzer nach den einzelnen Straßen, pagina 9 folgende ein zur Kenntniß der Bamberger Gewerbsthätigkeit dienliches Zollregister.
Eine Quittung füge ich heute schon bei; meine Auslagen bestehen in 24 Kreuzer für Schreibpapier und 1 florin 12 für 2 Wörlsche Karten5. Ich habe 2 nehmen müßen, da Bamberg nicht Mittelpunkt einer Karte ist, und könnte zu der 3ten vom Generalstab noch eine 4te brauchen.
Zu reisen denke ich am 1. Mai, künftigen Montag, des Abends, so daß ich den Morgen noch hier benutzen kann.
Hochachtungsvoll ergeben
Theodor Knochenhauer.
1Ort und Datum stehen am unteren Ende des Briefes, letzte Seite, linksbündig. 2Der hier vorliegende Brief thematisiert die Erarbeitung der Bamberger Chroniken für das Editionsprojekt Karl Hegels (1813-1901) „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in 16. Jahrhundert“ – im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München vornehmlich durch seinen Mitarbeiter, den Historiker Theodor Knochenhauer (1842-1869), der zuvor als Lehrer in Meiningen gewirkt hatte; diese Bearbeitungen wurden dann allerdings erst postum in einer anderen Editionsreihe veröffentlicht; vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 170, 237, 239 sowie besonders S. 303 f., Anmerkung 823, und zur später erfolgten Edition dieser Bamberger Chroniken Chroust, Knochenhauer, Chroniken Stadt Bamberg, 1. Hälfte; Chroust, Knochenhauer, Chroniken Stadt Bamberg, 2. Hälfte. 3Stadtarchiv Bamberg. 4Gemeint sind hier wohl das königliche Archiv in Bamberg und das Stadtarchiv Bambergs. 5Zwei von dem Kartographen und Geographen Edmund Woerl, auch: Wörl, (1803-1865), für das Hegelsche Editionsprojekt entworfene Karten.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Bonifatius/Bonifaz IX.11866146913501404Bonifatius/Bonifaz IX. (1350–1404), eigentlich Pietro Tomacelli, war von 1389 bis 1404 Papst der römisch-katholischen Kirche.
Sigmund (Sigismund), König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches11861418513681437Sigmund (Sigismund) von Luxemburg (1368–1437), tschechisch Zikmund Lucemburský, kroatisch Žigmund Luksemburški, ungarisch Zsigmond, war römisch-deutscher König (1410/11) und Kaiser (1433), Markgraf von Brandenburg (1378), ungarischer König (1387), wurde am 15. Februar 1368 in Nürnberg geboren und starb am 9. Dezember 1437. Eine nach ihm benannte Chronik, die „Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit“, wurde von Karl Hegel unter Mitarbeit des Historikers Theodor Kern (1836–1873) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München innerhalb des großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben und erschien zusammen mit Nürnberger Chroniken im 1. Band der Reihe.
Schuberth, Johann Michael Heinrich100401139um 1741/421807Schuberth, Johann Michael Heinrich (geb. um 1741/42, gest. 1807), war Kanonist und Verfasser der von Theodor Knochenhauer (1842–1869), dem Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901), im Rahmen seines Städtechroniken-Editonsprojektes rezipierten Monographie: „Historischer Versuch über die geistliche und weltliche Staats- und Gerichtsverfassung. Ein Beytrag zur deutschen insonderheit ostfränkischen Geschichte“, erschienen in Erlangen 1790, Nachträge Bamberg 1792.
Pfeufer, Benignus10022765117321797Pfeufer, Benignus (1732–1797), Jurist, Archivar und Schriftsteller in Bamberg; er führte die Titel: „Hochfürstlich-Bambergischer Hofrath“ und „Geheimenarchivar“.
Mayer, Johann Baptist-um 1795 wirkendMayer, Johann Baptist (um 1795), in Bamberg wirkend, war Rechtspraktikant und Verfasser der Schrift: „Versuch einer Abhandlung über Steuer und Abgaben im allgemeinen dann vorzüglich im Hochstifte Bamberg“, welche 1795 ebendort erschienen war und von Theodor Knochenhauer (1842–1869), dem Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) im Rahmen dessen Städtechroniken-Editonsprojektes rezipiert wurde.
Aufseß, Hans Philipp Werner11884852618011872Aufseß, Hans Philipp Werner (1801–1872), deutscher Geschichts- und Altertumsforscher, gründete 1852 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg.
Waldau, Georg Ernst11550481817451817Waldau, Georg Ernst (1745–1817), Prediger, evangelischer Theologe, Historiker, Lehrer, der auch verschiedene historische Abhandlungen verfasste, die vereinzelt im Rahmen der im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München unter der Leitung Karl Hegels (1813–1901) erarbeiteten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ rezipiert wurden.
Heller, Joseph11871016817581849Heller, Joseph (1758–1849), war ein Kunstschriftsteller, Kunstsammler und Privatgelehrter in Bamberg, der auch als Kunsthistoriker und Heimatforscher wirkte.
Höfler, Constantin (Konstantin)11877465418111897Höfler, Constantin (Konstantin) (1811–1897), war Historiker, Politiker und Schriftsteller. Er wirkte zunächst an der Universität München seit 1838 als Privatdozent, seit 1841 als Ordinarius; 1847 wurde er Vorstand des Bamberger Staatsarchivs, wo er sich um die Edition fränkischer Geschichtsquellen kümmerte und die einzelnen Geschichtsvereine zu einem zentralen Gesamtverein zusammenschloss. Überdies trat er mit Arbeiten zur böhmischen Geschichte hervor, wodurch er korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften wurde, um schließlich 1851 als ordentlicher Professor an die Universität Prag berufen zu werden; Höfler war auch auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Weiterhin war er Verfasser einer Publikation, die Theodor Kern (1836–1873) im Rahmen seiner Editionsarbeiten für das Städtechroniken-Projekt unter der Leitung Karl Hegels (1813–1901) benötigte, erschienen unter dem vollständigen Titel: „König Ruprecht von der Pfalz genannt Clem römischer König. 1400–1410. Von Karl Adolf Konstantin Höfler. Freiburg im Breisgau 1861“.
Friedrich I., Bischof von Bamberg110092236erwähnt 13441352Friedrich I., aus dem ursprünglich fränkischen Hochadelsgeschlecht „Hohenlohe“ stammend († 1352), war von 1344 bis 1352 Bischof von Bamberg, geistlicher Fürst und Fürstbischof.
Woerl (Wörl), Joseph EdmundJoseph Edmund Woerl12368340818031865Woerl (Wörl), Joseph Edmund (1803–1865), deutscher Kartograph, Geograph und Gymnasiallehrer.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
FrankenIm Norden des Königreichs Bayern gelegene, aus den Regierungsbezirken Mittel-, Ober- und Unterfranken bestehende Landschaft mit den Hauptorten Ansbach, Bayreuth und Würzburg sowie der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg und der Bischofsstadt Bamberg.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
AbschriftAbgeschriebener Text, Duplikat bzw. Kopie, häufig auch als Hilfsmittel im Rahmen einer historisch-kritischen Edition gebräuchlich bzw. als Textgrundlage einer Edition für die Drucklegung.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
Bamberg. Staats- und GerichtsverfassungPublikation von Johann Michael Heinrich Schuberth (um 1741/42-1807), Kanonist, unter dem Titel: „Historischer Versuch über die geistliche und weltliche Staats- und Gerichtsverfassung. Ein Beytrag zur deutschen insonderheit ostfränkischen Geschichte“, erschienen in Erlangen 1790, Nachträge Bamberg 1792.
Beiträge zu Bambergs Geschichte1792 in Bamberg erschienene Monographie von Benignus Pfeufer (1732-1797), Jurist, Archivar und Schriftsteller, unter dem Titel: „Beiträge zu Bambergs Topographischen und Statistischen, so wohl älteren als neueren Geschichte von Benignus Pfeufer. Hochfürstlich-Bambergischen Hofrathe und Geheimenarchivare.“
Schrift über Steuerwesen (Mayer)Monographie von Johann Baptist Mayer, Rechtspraktikant, „Versuch einer Abhandlung über Steuer und Abgaben im allgemeinen dann vorzüglich im Hochstifte Bamberg“, welche 1795 ebendort erschien.
Stadtarchiv BambergSpätestens auf das 13. Jahrhundert zurückgehendes Archiv der Stadt Bamberg, dessen Archivgut in der bayerischen Zeit zunächst von der städtischen Verwaltung in Form einer reponierten Altregistratur, welches 1907 als Depositum dem Staatsarchiv Bamberg zur betreuenden Verwaltung übergeben wurde.
Original(e), Originalhandschrift(en); OriginalienUrsprüngliche handschriftliche Quelle(n); Originalschriften; Originalwerk (z. B. literarisches Werk etc.).
Immunität, ImmunitätenAus dem Lateinischen von: „immunita“ für: Dienst- und Abgabefreiheit, zurückgehend auf die römische Antike für die Freiheit der kaiserlichen Domänen von öffentlichen Abgaben und Lasten, was sich in der Spätantike auch auf den kirchlichen Bereich übertrug und auch weiterhin Bestand hatte.
Quelle(n), historischeTexte als Quellen und andere Zeugnisse wie Sachquellen, Bildquellen, auch Zeitzeugenberichte und Ähnliches sowie abstrakte Quellen, die die vergangene Geschichte unmittelbar erleuchten und dabei helfen, bei historisch-kritischer Behandlung, die Vergangenheit entsprechend zu beleuchten, zu rekonstruieren, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen sowie einordnen und bewerten zu können; eindeutig abgegrenzt werden die Quellen von der fachwissenschaftlichen Literatur in Form sogenannter Darstellungen, in der Germanistik auch als Sekundärliteratur im Gegensatz zur Primärliteratur bezeichnet.
Anzeiger der Studien der deutschen VorzeitDer „Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums“ ist ein seit 1832 unter variierenden Titeln, so auch unter: „Anzeiger der Studien der deutschen Vorzeit“ erscheinendes Periodikum des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Stadtrechnung, StadtrechnungenNachweis bzw. Buchführung über die Verwendung der öffentlichen Gelder, in Nürnberg nachweisbar seit 1340; Stadtrechnungen dürften dort jedoch bereits im 13./frühen 14. Jahrhundert in irgendeiner Form geführt worden sein; ab 1377 sind sie für Nürnberg regelmäßig (mit Lücken) überliefert. Karl Hegel (1813-1901) edierte eine solche (aus dem Jahr 1388) als Beilage zur Edition der „Stromerschen Chronik“ im ersten Band seiner umfangreichen, im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebenen Editionsreihe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“; vgl. dazu
Chroniken der deutschen Städte, Bd. 1, Nürnberg, Bd. 1
, S. 263ff.
BauernkriegBereits zeitgenössische, nicht von den Aufständischen selbst geprägte oder verwendete Bezeichnung vornehmlich für die Ereignisse im Jahr 1525 (mitunter auch im Gebiet des heutigen Franken, in Bamberg speziell in den Jahren 1524/25), in welchem an verschiedenen Orten Bauern, Städter und Bergleute für eine frühe Form von Menschenrechten zwischen den Jahren 1524 bis 1526 in Form von Aufständen eintraten.
Mandat; MandateAus dem Lateinischen („mandatum“) stammender, bereits in der römischen Antike verwendeter Begriff für eine Willenserklärung, mit welcher jemand einen anderen damit betraut, seine ihm obliegenden Angelegenheiten an seiner Stelle auszuführen; in der römischen Kaiserzeit insbesondere verwendet für die kaiserlichen Instruktionen für einen Beamten, später auch Begriff für allgemein kaiserliche oder landesherrliche Verfügungen, noch heute in diesem Sinne gebräuchlich innerhalb des rechtssprachlichen Gebrauchs zur Beschreibung eines Auftrags, jemanden in einer juristischen Angelegenheit zu vertreten bzw. etwas für jemanden auszuführen, überdies auch für ein auf einer Wahl beruhendes Abgeordneten-Amt mit Sitz und Stimme im jeweiligen Parlament, bzw. zur Beschreibung des Auftrags selbst, welcher durch Wahl erfolgte („politisches Mandat“).
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Geschichte des Bauernkriegs aus einer gleichzeitigen Handschrift (Waldau)1790 in Nürnberg veröffentlichte Monographie des Predigers, Historikers und Lehrers Georg Ernst Waldau (1745-1817) unter dem Titel: „Beytrag zur Geschichte des Bauernkriegs in Franken, besonders im Bißthum Bamberg. Aus einer gleichzeitigen Handschrift herausgeben von Georg Ernst Waldau“.
HuldigungTreuegelöbnis durch Treueid (auch: Huldigungseid, siehe hier auch: Eid ) von Seiten der Untertanen für einen neuen Herrscher.
EidIm historischen Kontext feierliche Anrufung einer für heilig gehaltenen, ehrfürchtig angesehenen Macht, insbesondere einer Gottheit, um eine Aussage zu erhärten oder ein Versprechen zu bekräftigen; auch heute noch entsprechend gebrauchter Begriff nach fester Formel („Eidesformel“, mit der man „an Eides statt“ erklärt, im Sinne einer feierlichen, geleisteten Bekräftigung einer Aussage vor der jeweils zuständigen Instanz, auch als Schwur (besonders vor Gericht), welche bei Falschaussage entsprechend juristisch geahndet werden kann wie z. B. bei einer falschen eidesstattlichen Erklärung oder Versicherung etc.
ReformationsgeschichteGeschichte über den Ablauf der Reformation in einem bestimmten Gebiet (z.B. Stadt, Land etc.) oder im Allgemeinen.
Reformationsgeschichte (Heller)1825 in Bamberg in mehreren Heften erschienene „Reformations-Geschichte des ehemaligen Bisthums Bamberg“ von Joseph Heller (1758-1849).
paginaAus dem Lateinischen für: Blatt oder Seite.
Rechtsbuch des Bischofs Friedrich von Hohenlohe (Höfler)1852 in Bamberg erschienene Edition des Historikers Constantin Höfler (1811-1897) unter dem Titel: „Friedrichs’s von Hohenlohe, Bischof’s von Bamberg, Rechtsbuch (1348). Zum ersten Male herausgegeben und mit einem Commentare begleitet von Dr. C. Höfer, der Kaiserlichen und Königlichen Akademien zu Wien und München correspondierendes und auswärtiges Mitgliede, des historischen Vereins von Bamberg Vorstand […] (Unter Mitwirkung des historischen Vereins zu Bamberg.)“
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
RechtsbuchBegriff aus der Rechtsgeschichte zur Beschreibung privater Aufzeichnungen geltenden Rechts insbesondere aus Mittelalter und Früher Neuzeit, welche insbesondere für die Rechts- und Sozialgeschichte von außerordentlicher Bedeutung sind.
ZollregisterVerzeichnis von Zolleinnahmen, z. B. an Zollstellen, in der Regel mit Aufnahme des Datums, der erhobenen Zollgebühr, der zu verzollenden Gegenstände (Waren) und des Namens der zollzahlenden Person.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Kreuzer1. Ursprünglich kleine silberne Groschenmünze aus Verona. Von dort verbreitete sie sich über andere italienische Gebiete und Tirol auch in den süddeutschen Raum. Der Name stammt von dem Doppel- bzw. Radkreuz auf der Rückseite der Münzen und kam erstmals in Süddeutschland auf, wo die Münze sehr beliebt war. Im Laufe der Zeit sank ihr Wert und sie wurde zur Kupfermünze, die in Bayern bis 1871 im Umlauf war. 1 Kreuzer entsprach vier Pfennigen und 60 Kreuzer einem Gulden. 2. Kreuzfahrer.
Kreuzer1. Ursprünglich kleine silberne Groschenmünze aus Verona. Von dort verbreitete sie sich über andere italienische Gebiete und Tirol auch in den süddeutschen Raum. Der Name stammt von dem Doppel- bzw. Radkreuz auf der Rückseite der Münzen und kam erstmals in Süddeutschland auf, wo die Münze sehr beliebt war. Im Laufe der Zeit sank ihr Wert und sie wurde zur Kupfermünze, die in Bayern bis 1871 im Umlauf war. 1 Kreuzer entsprach vier Pfennigen und 60 Kreuzer einem Gulden. 2. Kreuzfahrer.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Generalstab (Karte), Generalstabs-KarteOftmals Bezeichnung für militärische Kartenwerke, die meist unter Leitung der Generalstäbe (Gesamtheit aller speziell ausgebildeter Generalstabsoffiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiteten) oder der Kriegsministerien bearbeitet und herausgegeben wurden. Die gewählten Maßstäbe waren in der Regel klein, um so auch ein größeres Gebiet auf dem jeweiligen Kartenblatt darzustellen. In Deutschland gab es durch die starken föderalistischen Strukturen aufgrund der Territorialstaaten erst seit der Reichseinigung Bestrebungen, eine solche gemeinsame Karte zu erstellen, während sich Preußen bereits seit dem 18. Jahrhundert damit beschäftigte; dieses gemeinschaftliche Unterfangen wurde im Deutschen Kaiserreich 1878 umgesetzt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis