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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 24. Mai 1865

Geehrtester Herr Profeßor!1

Zuerst meinen Dank für die Sendung und Ihren Brief vom 14. dieses Monats2. Im Copiren der Urkunden nicht fortzufahren und Hinweisung auf den nächsten Block unserer Ausgabe, traf mich gerade als ich selbst das erstere aufgegeben und angefangen hatte, mich mit Auszügen zu begnügen. In diesen bin auch seither fortgefahren und habe bereits von einer ziemlichen Anzahl einschlägiger Urkunden Kenntniß genommen; das Abschreiben zu Anfang ist mir für schnellere Er- ledigung anderer Urkunden sehr zu statten gekommen. So wenig ich verkenne, daß eine vollständige wissenschaftliche Bearbeitung des Streits außerhalb der Aufgabe liegt, so habe ich doch geglaubt, die in die von unserm Bericht umfaßten Jahre fallenden, auf die Immunitäten bezüglichen Urkunden, so weit möglich, sämmtlich durchnehmen zu müßen, da sich bei der Mangelhaftigkeit alles bis jetzt darüber Geschriebenen nur so eine Ansicht über den Werth unsres Berichts gewinnen ließ. Von den in diesen gegebenen Urkunden liegen mir bis jetzt nur 5 im Original vor; ich habe die Correctur des im wesentlichen doch nur sprachlich abweichenden Textes der Handschrift theilweise bereits vorgenommen unter genauer Angabe der Varianten. Auch das Hinausgehen über die Jahre 1431-1435 hat sich bereits belohnt, doch zum Beispiel erst gestern in einer schiedsrichterlichen Verhandlung vom Jahr 1438 von dem Anwalt der Bürger eine Reihe der in unsrem Bericht enthaltenen Urkunden citiert fand: bei dem Verlust der Originale ein erwünschtes Zeugnis für ihre Echtheit. Wird es mir durch die reichlichere Benützung von Urkunden möglich, in der Einleitung die Entwickelung des Streites einigermaßen vollständig zu geben, so wird dies, denke ich, der Ausgabe nicht zum Schaden gereichen; doch kann ich mich sowol hier als in den Anmerkungen knapp halten und auf das Nothwendige beschränken. Und auch zu viel Zeit wird die Bearbeitung des als Darstellung freilich armen für die Auffassung der Bamberger Geschichte aber doch bedeutenden Stückes nicht wegnehmen; wie mir Archivar Rapp sagt, werde ich mit den im königlichen Archiv befindlichen einschlagenden Urkunden nach Maaß der bis jetzt absolvirten noch etwa eine Woche zu thun haben. Dann gehe ich zum Stadtarchiv über und kann zugleich die eigentliche Bearbeitung beginnen. Von etwa noch im Besitz des Domcapitels befindlichen Sachen ist auf keinen Fall etwas zu bekommen. So denke ich doch im Lauf des nächsten Monats zu Ende zu kommen und werde Ihnen dann das Abgeschlossenen zur Einsicht zustellen, damit wir uns über etwaige Aenderungen in der Art der Behandlung für die Zukunft verständigen. – Von neuen Urkunden halte ich etwa 2-3 zum Abdrucken angemeßen; die Urkunde, die das Urtheil des Basler Concils enthält, würde freilich allein nahezu einen Druckbogen füllen; ich habe sie vorläufig nur zum Theil abgeschrieben, sonst excerpirt. Die Schreibweise der Urkunden habe ich bis auf die kleinen Anfangsbuchstaben und eingefügte Interpunction ganz unverändert lassen zu sollen geglaubt. –

Ich finde, daß ein von Dr. von Kern notirter Codex der Würzburger Universitätsbibliothek den uns vorliegenden Bericht in Auszug, wie es scheint, enthält; er muß also wol verschrieben werden. (MS. chart. in fol. N191, olim3) – An Litteratur für das Allgemeinere ist die hiesige Bibliothek arm; wohin wende ich mich wol, wenn mich auch die des Germanischen Museums im Stich läßt? Einiges werde ich mir aus Meiningen schicken lassen können.

Mit Herrn Archivar Rapp verständige ich mich fortgesetzt sehr gut und fühle mich auch sonst hier ganz wol. Nur die Hitze ist oft beschwerlich. – Die Quittung lege ich heute schon bei.

In der Hoffnung, daß unsre Ansichten sich begegnen werden, und mit bestem Gruß hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.