XML PDF

Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 25. Juli 1865

Geehrtester Herr Professor!2

Zu meiner Ueberraschung höre ich, daß heute schon der 25.3 ist, und beeile mich daher die Quittung einzusenden.

Ich bin noch mit der Einleitung beschäftigt. Der Mangel an irgend ausreichender Literatur nöthigt mich gerade bei diesem Gegenstand in das Detail einzugehen. Ohne eine den Gegenstand klar legende Einleitung sowie ohne möglichst erschöpfende Anmerkungen halte ich gerade dieses Quellenstück für eine dem wissenschaftlichen Publicum ungenießbare Veröffentlichung. Ich bin zu dieser Ansicht im Lauf der Arbeit immer mehr gekommen und glaube diesen Bericht doch ganz anders ansehen zu müssen als eine eigentliche Chronik. Die beiden andern Quellenstücke, die ich ja nun ganz kenne, können ganz anders behandelt werden als gerade dieses Stück. Doch ich ent- halte mich des Weiteren, bis ich das Ganze Ihrer Einsicht unterstelle.

Ich wohne jetzt ganz herrlich, in einem früheren bischöflichen Lustgarten; ein wahrer Landaufenthalt.4 Bis auf die in voriger Woche ordentlich erschlaffende Hitze habe ich mich daher recht wol befunden.

Bei dem vernachlässigten Zustand der Stadtgeschichte habe ich mit großer Freude in letzter Zeit einen bairischen Staatsanwalt aus Neustadt an der Saale kennen gelernt, der Materialien für eine Ausgabe von fränkischen Rechtsdenkmälern sammelte. Er wird auch die Verfassung der einzelnen Städte berücksichtigen, und so ist zu hoffen, daß auch manche für Bamberg wichtige Urkunde gedruckt wird. Sonst ist wirklich außer dem Stadtpfarrer Schweizer, der jetzt aber wenig Muße zu haben scheint, kein Einziger da, der selbstthätig sich für die Stadtgeschichte interessirt. Ich wünsche nur, daß die Ausgabe etwas aufmunternd wirkt.

Für heute mit bestem Gruß
hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.

P. S. (Geyerswörth bei Dr. Lautenbacher, im Gartenhaus.)