Zu meiner Ueberraschung höre ich, daß heute schon der 25. ist, und beeile mich daher die Quittung einzusenden.
Ich bin noch mit der Einleitung beschäftigt. Der Mangel an irgend ausreichender Literatur nöthigt mich gerade bei diesem Gegenstand in das Detail einzugehen. Ohne eine den Gegenstand klar legende Einleitung sowie ohne möglichst erschöpfende Anmerkungen halte ich gerade dieses Quellenstück für eine dem wissenschaftlichen Publicum ungenießbare Veröffentlichung. Ich bin zu dieser Ansicht im Lauf der Arbeit immer mehr gekommen und glaube diesen Bericht doch ganz anders ansehen zu müssen als eine eigentliche Chronik. Die beiden andern Quellenstücke, die ich ja nun ganz kenne, können ganz anders behandelt werden als gerade dieses Stück. Doch ich ent- | halte mich des Weiteren, bis ich das Ganze Ihrer Einsicht unterstelle.
Ich wohne jetzt ganz herrlich, in einem früheren bischöflichen
Lustgarten; ein wahrer Landaufenthalt. Bis auf die in voriger Woche ordentlich erschlaffende Hitze habe ich mich daher recht wol befunden.
Bei dem vernachlässigten Zustand der Stadtgeschichte habe ich mit großer Freude in letzter Zeit einen bairischen Staatsanwalt aus Neustadt an der Saale kennen gelernt, der Materialien für eine Ausgabe von fränkischen
Rechtsdenkmälern sammelte. Er wird auch die Verfassung der einzelnen Städte berücksichtigen, und so ist zu hoffen, daß auch manche für Bamberg wichtige Urkunde gedruckt wird. Sonst ist wirklich außer dem Stadtpfarrer
Schweizer, der jetzt aber wenig Muße zu haben scheint, kein Einziger da, der selbstthätig sich für die Stadtgeschichte interessirt. Ich wünsche nur, daß die Ausgabe etwas aufmunternd wirkt.
Für heute mit bestem Gruß
hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
.
UB Erlangen-Nürnberg
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Lautenbacher, Pius August1223066001801zwischen 1875–1880Lautenbacher, Pius August (1801–1875/1880), war in München Sohn des königlichen Rates und Medziners Dr. Franz Xaver Lautenbacher, Leibarzt und Chirurg des Herzogs Wilhelm in Bayern (1752–1837). Er erwarb 1817 die beiden Gartenpavillons des Geyerswörth-Schlosses in Bamberg und baute diese zu einer Badeanstalt um. Die vom Vater gegründete Badeanstalt führte der Sohn als Erbe weiter und war überdies zunächst als Praktischer Arzt sowie Distirks-Armen-Arzt in Bamberg tätig, seit 1855 als Polizeiarzt. Verheiratet war er mit der Bierbrauerstochter Anna Stiegelschmitt und er hatte mehrere Kinder.
Schweitzer (Schweizer), Kaspar13241767718061866Schweitzer (Schweizer), Kaspar (1806–1866), war katholischer Stadtpfarrer in Bamberg und Historiker, der sich vornehmlich mit der Lokalgeschichte Bambergs befasste und darüber auch publizierte.
Neustadt an der Saale50.322637,10.2164873Das heutige Bad Neustadt (seit 1934) an der Saale liegt in Unterfranken und ist ca. 32 Kilometer nördlich von Schweinfurt entfernt in der Röhn und ist an der fränkischen Saale (Nebenfluss des Mains) gelegen.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Lit(t)eratur, Lit(t)eraturenLiteratur, Plural: Literaturen, im Verständnis des 19. Jahrhunderts Synonym und Oberbegriff für alle sprachlichen (mündlich oder schriftlich fixierten) Zeugnisse; im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts auch bereits verwendet als Synonym für „wissenschaftliche Fachliteratur“.
Quelle(n), historischeTexte als Quellen und andere Zeugnisse wie Sachquellen, Bildquellen, auch Zeitzeugenberichte und Ähnliches sowie abstrakte Quellen, die die vergangene Geschichte unmittelbar erleuchten und dabei helfen, bei historisch-kritischer Behandlung, die Vergangenheit entsprechend zu beleuchten, zu rekonstruieren, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen sowie einordnen und bewerten zu können; eindeutig abgegrenzt werden die Quellen von der fachwissenschaftlichen Literatur in Form sogenannter Darstellungen, in der Germanistik auch als Sekundärliteratur im Gegensatz zur Primärliteratur bezeichnet.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
BischöflichAuf einen oder mehrere Bischöfe (innerhalb der katholischen Kirche) bezogen, einem oder mehreren Bischöfen zuzuordnen, zu einem Bischof oder mehreren Bischöfen gehörend.
LustgartenParkanlage bzw. parkartige Grünanlage, die zum Lustwandeln, also langsam-gemächlichen Spazierengehen, einlädt.
Geyerswörth (Residenzschloss, Bamberg)Ehemaliges Stadtschloss in Bamberg, bekannt als „Residenzschloss Geyerswörth“ in der Altstadt von Bamberg, dessen Wurzeln auf das frühe 14. Jahrhundert zurückgehen, in welchem die Patrizierfamile Geyer ein Stadtpalais erbauen ließ. Im 16. Jahrhundert kamen nach Umzug der Familie nach Nürnberg das Gelände und das Schloss zum Hochstift Bamberg. Der Bamberger Fürstbischof Ernst von Mengersdorf (1554-1591) gestaltete es um und ließ das heutige Schloss im Stil der Renaissance errichten. Zuvor war bereits ein Park errichtet worden, den Theodor Knochenhauer (1842-1869) in seinen Briefen an Karl Hegel erwähnt, der heute allerdings nicht mehr existiert; das von ihm erwähnte „Gartenhaus“ bzw „Gärtnerhaus“ gibt es allerdings noch, welches heutzutage als Wohnheim für Studierende in Bamberg genutzt wird.
StadtgeschichteGeschichtswissenschaftliche Disziplin, die sich mit der historischen Erforschung einer Stadt beschäftigt.
Baierisch, Bairisch, bayerisch, bayrisch, beyerisch, beyrischZu Bayern gehörend, auf Bayern bezogen, Bayern zuzuordnen.
FränkischZu Franken gehörend, Franken betreffend, Franken zuzuordnen; auch: auf das vom 5. bis ins 9. Jahrhundert bestehende sogenannte „Fränkische Reich“ bzw. „Frankenreich“ bezogen.
RechtsdenkmalHistorisches Zeugnis bzw. historische Quelle aus dem Bereich der Rechtsgeschichte.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
StadtpfarrerAnredeform und -titel für den leitenden Pfarrer einer städtischen Pfarrgemeinde/Pfarrei.