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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 31. August 1865

Geehrtester Herr Professor!2

Sie werden wol sehr verwundert sein, wenn Sie, wie ich hoffe, glücklich von angenehmer Reise zurückkehrend, den beiliegenden Ballast zu Hause vorfinden. Ich glaube, daß Ihr mir sehr erfreulicher Besuch für meine Arbeiten noch nutzbringender sein wird, wenn ich das im Ganzen vollendete Immunitätenstück zuvor Ihrer Einsicht unterstelle. Anmerkungen und Einleitung sind wahrscheinlich etwas weitläufiger ausgefallen, als Sie erwarten und wünschen. Aber bei der Art des Stoffes glaubte und glaube ich noch jetzt, nicht anders verfahren zu dürfen. Wir haben eben keine Städtechronik, sondern einen Bericht über 5 Jahre, der ohne urkundliche Vervollständigung meiner Mei- nung nach dem wissenschaftlichen Publicum sehr wenig bieten würde. Ebenso schien mir eine Einleitung dazu gehören, welche den sehr vernachlässigten inneren Verhältnissen der Stadt gerecht zu werden sucht. Ich bedaure nur, über die Anfänge nicht noch vollständigeren Aufschluß geben zu können. Vielleicht findet sich noch mir bis jetzt verborgenes Material, auch um über das Wachsthum der Stadt mehr zu Resultaten zu kommen, wie ich überhaupt etwaigen einzelnen Berichtigungen noch entgegen sehe.

In 9 oder 14 Tagen würde ich Ihnen auch eine Einleitung über die Stadt3 im Allgemeinen, die kurz gehalten werden kann, sowie einige Ergebnisse über die inneren Gliederungen der Bürgerschaft vorlegen können.

Der Hussitenkrieg scheint mir knapp gehalten werden zu können, da der Bericht sich ganz auf die Ereignisse in der Stadt beschränkt. Das Werk von Joerg4 hat von den hiesigen Acten sehr viel benutzt, mehr als ich bis jetzt habe einsehen können. Dieselben sind in einer Menge starker Foliobände gesammelt, von denen sich aber viele auf die markgräflichen und speciell Rotenburgischen beziehen. Ich denke nun den Stoff zu durchmustern.

Es ist mir die Zeit über sonst ganz gut ergangen, und ich fühle mich hier fortdauernd wol. Etwas habe ich es freilich gemerkt, daß der Immunitätenstoff ein ziemlich spröder und lebloser ist.

In der Hoffnung, Sie bald hier zu begrüßen, einstweilen mich empfehlend

hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.

P. S. Die Quittung bin ich so frei beizulegen.