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Karl Hegel an Susanna Maria Hegel, geb. Tucher, München, 2. Oktober 1865

Liebste Frau! Gestern Abend fand ich Deinen lieben Brief aus Simmelsdorf vom 28. September1, abgegangen von Lauf am 30., im Goldenen Bären vor, und herzlich erfreuten mich Deine guten Nachrichten. Auch zu dem immer noch andauernden schönen Wetter wünsche ich Euch wie mir Glück. Gestern am 1. October und Octoberfesttage benutzten wir es zu einer Fahrt an den Starnberger See. Ranke, Stälin, Wackernagel (aus Basel), Wegele und ich waren allein von der Parthie, da durch ein unglückliches Verfehlen Waitz und Pertz ausblieben. Wir fuhren bis Feldaffing, wo wir frühstückten, gingen von dort nach dem nahen Possenhofen und sahen den Park2, ließen uns in einem Nachen über den See setzen nach Allmannshausen und weiter nach Leoni, stiegen die Höhe hinan nach Aufkirchen, wo wir sehr gut zu Mittag speisten und gingen gegen Abend an Schloß Berg vorüber nach Starnberg zurück. Die Unterhaltung war wie immer sehr angeregt und besonders durch Ranke belebt.

Heute werden wir unsere letzte Sitzung haben und morgen früh gedenke ich mit den andern abzureisen, so daß ich um Mittag in Erlangen eintreffen werde. Annchen will ich jetzt noch benachrichtigen, daß sie für das Mittagessen sorgt.

In Erlangen hoffe ich Nachricht von Dir zu finden oder zu erhalten, ob unser Besuch in Simmelsdorf am Freitag willkommen sein werde. Du schreibst einstweilen nur von Lotte Haller, aber auch Crailsheims wollten, so viel ich weiß, kommen und da fragt es sich, ob wir nicht zu viele auf einmal zusammen treffen würden.

Heute Mittag werde ich bei unserm jungen Ehepaar speisen. Glücklicher Weise habe ich die Einladung schon vor drei Tagen erhalten, sonst wäre ich bei Stiftspropst Döllinger versagt gewesen. Sie suchten mich jüngst im Gasthof, ehe ich noch zu ihnen kommen konnte; ich war Abends bei ihnen nach unserem Diner in den 4 Jahreszeiten am Freitag; vermuthlich werde ich zu Mittag auch den Onkel bei Luise sehen; doch soll ich bei diesem noch am heutigen Abend sein, weil ich auf keinem früheren Tag die Einladung der lieben Tante annehmen konnte. Denn vorgestern Abend waren wir zum Souper bei Staatsrath Maurer.

Mit meinem Befinden geht es gut, wenn schon die durch die Umstände gebotene Lebensweise anstrengend und angreifend ist. Laß Dir’s wohl sein, liebes Suschen, in dem heimelichen Simmelsdorf und erfrische Dich mit den Kinderlein in der reinen Luft und der heiteren Umgebung. Dann wollen wir uns wieder in Erlangen zusammen einwintern. Der Auguste hast Du wohl schon aufgekündigt? Sonst könnte ich es auch in Deinem Auftrag thun, doch würde ich erst Deine Erklärung abwarten.

Herzliche Grüße an die Eltern und die lieben Gäste alle, die bei Ihnen sind. Ich küsse Sophiechen und Mundel.

 Dein Liebster und Mann.