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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 10. Oktober 1865

Hochgeehrter Herr Professor!2

Für die freundliche Vermittlung der Geldsendung aus München hätte ich wol schon früher danken sollen, aber ich erwartete eigentlich Ihre eigene Hierherkunft. Nachträglich schicke ich die Quittung.

Ich erlaube mir heute die beifolgenden Versuche mitzusenden, mit denen ich mich zur Linderung der Immunitäteneintönigkeit3 nebenher beschäftigt habe. Sie machen nicht auf Abgeschlossenheit Anspruch, aber es wäre mir sehr lieb, Ihr Urtheil zu hören, ob ich sie als Grundlage weiterer Verbesserungen benutzen kann und in welche Richtung diese besonders Noth thun. Es wäre mir um so lieber, als ich es nach reiflichem Erwägen für das Beste halte, das einstweilige Abbrechen meiner Thätigkeit hier vorzuschlagen. Der Grund ist der, daß die Bambergensien des hiesigen Königlichen Archivs gerade in den nächsten Monaten geordnet werden, so daß sich erst nach verlauf einiger Monate wird übersehen lassen, was das Archiv für uns, sei es zur Erläuterung und Ergänzung Dienendes, sei es etwa Unbekanntes Neues bietet. Insbesondere trage ich Bedenken, in der Abschrift des Berichts vom Markgrafenkrieg fortzufahren, da sich nachträglich eine bessere Handschrift als die unsere finden könnte. Die von Schweitzer früher benutzte war muthmaßlich aus dem Archiv. Möglicherweise findet sich auch noch eine neue Chronik. – Hinsichtlich der Erläuterung haben sich schon jetzt, bei vorläufigem Nachsuchen mehrere für die Immunitätensache wichtige Documente gefunden. Mit dem Bauernkriegsbericht bin ich ziemlich fertig; die Acten dazu standen jetzt schon alle beisammen. Nach meiner Ansicht könnte ich ihn diesen Monat hier abschließen und überhaupt das bis jetzt Vorliegende, so wie es möglich ist, zum Abschluß bringen. Würde ich dann zu Rothenburg übergehen, so wird sich die künftige Vollendung der Bamberger Sachen damit um so besser vereinigen lassen, als das hiesige Archiv auch Rothenburgische Sachen, namentlich 8 starke Foliobände Rothenburger Bauernkriegsacten besitzt, von denen ich vorläufige Einsicht genommen habe. In Nürnberg glaube ich außerdem einiges Ergänzende zu der hiesigen Immunitätensache und dem Bauernkrieg finden zu müssen.

Bei den allgemeinen Bemerkungen über Bamberg, namentlich dem letzteren Theil bin ich hauptsächlich darauf ausgegangen, der Erläuterung der Berichte vorzuarbeiten. Da die Einleitung über die Immunitäten folgt, so rechtfertigt sich so die Beschränkung auf das Stadtgericht. Es soll aber nur erster Entwurf sein.

Den Tag Ihrer Ankunft darf ich Sie wol bitten mich vorher wissen zu lassen, um Sie am Bahnhof zu erwarten.

Hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.