Für die freundliche Vermittlung der Geldsendung aus München hätte ich wol schon früher danken sollen, aber ich erwartete eigentlich Ihre eigene Hierherkunft. Nachträglich schicke ich die Quittung.
Ich erlaube mir heute die beifolgenden Versuche mitzusenden, mit denen ich mich zur Linderung der Immunitäteneintönigkeit3 nebenher beschäftigt habe. Sie machen nicht auf Abgeschlossenheit Anspruch, aber es wäre mir sehr lieb, Ihr Urtheil zu hören, ob ich sie als Grundlage weiterer Verbesserungen benutzen kann und in welche Richtung diese besonders Noth thun. Es wäre mir um so lieber, als ich es nach | reiflichem Erwägen für das Beste halte, das einstweilige Abbrechen meiner Thätigkeit hier vorzuschlagen. Der Grund ist der, daß die Bambergensien des hiesigen Königlichen Archivs gerade in den nächsten Monaten geordnet werden, so daß sich erst nach verlauf einiger Monate wird übersehen lassen, was das Archiv für uns, sei es zur Erläuterung und Ergänzung Dienendes, sei es etwa Unbekanntes Neues bietet. Insbesondere trage ich Bedenken, in der Abschrift des Berichts vom Markgrafenkrieg fortzufahren, da sich nachträglich eine bessere Handschrift als die unsere finden könnte. Die von Schweitzer früher benutzte war muthmaßlich aus dem Archiv. Möglicherweise findet sich auch noch eine neue Chronik. – Hinsichtlich der Erläuterung haben sich schon jetzt, bei vorläufigem Nachsuchen mehrere für die Immunitätensache wichtige Documente gefunden. Mit dem Bauernkriegsbericht bin ich ziemlich fertig; die Acten dazu standen jetzt schon alle beisammen. | Nach meiner Ansicht könnte ich ihn diesen Monat hier abschließen und überhaupt das bis jetzt Vorliegende, so wie es möglich ist, zum Abschluß bringen. Würde ich dann zu Rothenburg übergehen, so wird sich die künftige Vollendung der Bamberger Sachen damit um so besser vereinigen lassen, als das hiesige Archiv auch Rothenburgische Sachen, namentlich 8 starke Foliobände Rothenburger Bauernkriegsacten besitzt, von denen ich vorläufige Einsicht genommen habe. In Nürnberg glaube ich außerdem einiges Ergänzende zu der hiesigen Immunitätensache und dem Bauernkrieg finden zu müssen.
Bei den allgemeinen Bemerkungen über Bamberg, namentlich dem letzteren Theil bin ich hauptsächlich darauf ausgegangen, der Erläuterung der Berichte vorzuarbeiten. Da die Einleitung über die Immunitäten folgt, so rechtfertigt sich so die Beschränkung auf das Stadtgericht. Es soll aber nur erster Entwurf sein.
Den Tag Ihrer Ankunft darf ich Sie wol bitten mich vorher wissen zu lassen, um Sie am Bahnhof zu erwarten.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Schweitzer (Schweizer), Kaspar13241767718061866Schweitzer (Schweizer), Kaspar (1806–1866), war katholischer Stadtpfarrer in Bamberg und Historiker, der sich vornehmlich mit der Lokalgeschichte Bambergs befasste und darüber auch publizierte.
Rothenburg o. d. Tauber49.3771899,10.1788809Etwa 75 Kilometer südwestlich von Erlangen oberhalb der Tauber gelegene ehemalige Reichsstadt an der Grenze zum Königreich Württemberg, die im Jahre 1803 an das Königreich Bayern fiel.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Bamberger Immunitätenstreit (1430-1446)Sich länger hinziehender Machtkampf in Bamberg zwischen Domkapitel, Bischof und Stadt um den Status der Dienst- und Abgabenfreiheit (Immunitäten) in Bezug auf das Domkapitel und der damit verbundenen Kollegiatstifte nach dem Neubau der Stadtmauer in Anschluss an den Hussiteneinfall von 1430, was eine Neuintegration umfangreicher Sonderbezirke in die Stadt erforderlich machte und zu einer Benachteiligung des Domkpitels hinsichtlich der Besteuerung führte; im Zuge dieses Streits fanden auch kriegerische Auseinandersetzungen statt. So kam es 1435 zu einer Erstürmung des Klosters Michelsberg durch die Bevölkerung, was als Gegenreaktion zur Belagerung Bambergs durch ein Heer des Bischofs und des Stiftsadels führte, worauf sich die in der Hegelschen Korrespondenz genannte „Einschließung Bambergs“ bezieht.
BambergensienSammlung des ersten Bibliothekars der 1803 gegründeten heutigen Staatsbibliothek Bamberg Heinrich Joachim Jaeck (1777-1847) mit Archivalien Bamberg betreffend, die er dementsprechend „Bambergiensien“ bezeichnete und welche in sachlich-thematischer Gliederung vorliegt.
AbschriftAbgeschriebener Text, Duplikat bzw. Kopie, häufig auch als Hilfsmittel im Rahmen einer historisch-kritischen Edition gebräuchlich bzw. als Textgrundlage einer Edition für die Drucklegung.
MarkgrafenkriegIn Nürnberg gab es zwei Markgrafenkriege. Der erste fand als eigentlicher militärischer Konflikt in den Jahren 1449/50 statt, wobei die Vorläufer dafür (Bündnis des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (1414-1486) mit den fränkischen Fürsten, Grafen und Rittern) seit 1446 festzumachen sind. Ziel des Markgrafen war es, Nürnberg seiner Hoheitsrechte im weiteren Umkreis und auf längere Sicht seiner politischen Unabhängigkeit zu berauben, was die Stadt durch ihre enorme Finanzkraft – trotz massiver Zerstörungen und Plünderungen auf beiden Seiten – abwehren konnte. Der Konflikt wurde mit dem Laufer Vertrag 1453, in dem Nürnberg sämtliche Hoheitsrechte behaupten konnte, beigelegt. Der zweite Markgrafenkrieg fand zwischen 1552 bis 1554 statt und ging zurück auf die Pläne des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522-1557), der unter Zerstörung der wirtschaftlichen Stellung Nürnbergs und durch die Säkularisierung der Hochstifte ein zollerisches Herzogtum Franken kreieren wollte. Es kam zu mehreren grausam geführten Raubzügen und schweren Verwüstungen besonders in den Bistümern Bamberg und Würzburg sowie im Nürnberger Landgebiet (Lauf, Altdorf, Hersbruck). Auch hiergegen konnte sich die Stadt Nürnberg trotz Belagerung dank seiner nochmals verstärkten Stadtbefestigung wehren, büßte anschließend jedoch durch die enorm hohen Kosten (ca. vier Millionen Gulden) dieser Verteidigung und die durch den Krieg verursachten Schäden ihre bis dahin ungebrochene Finanzkraft ein, wovon sie sich nie mehr richtig zu erholen vermochte.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
BauernkriegBereits zeitgenössische, nicht von den Aufständischen selbst geprägte oder verwendete Bezeichnung vornehmlich für die Ereignisse im Jahr 1525 (mitunter auch im Gebiet des heutigen Franken, in Bamberg speziell in den Jahren 1524/25), in welchem an verschiedenen Orten Bauern, Städter und Bergleute für eine frühe Form von Menschenrechten zwischen den Jahren 1524 bis 1526 in Form von Aufständen eintraten.
Rotenburger; Rotenburgisch (Rothenburger, Rothenburgisch)Zu „Rotenburg ob der Tauber“ gehörend, „Rotenburg ob der Tauber“ beinhaltend, „Rotenburg ob der Tauber“ zuzuordnen.
Folio/folioHistorisches deutsches Papierformat, oftmals mit „fol.“ abgekürzt.
Immunität, ImmunitätenAus dem Lateinischen von: „immunita“ für: Dienst- und Abgabefreiheit, zurückgehend auf die römische Antike für die Freiheit der kaiserlichen Domänen von öffentlichen Abgaben und Lasten, was sich in der Spätantike auch auf den kirchlichen Bereich übertrug und auch weiterhin Bestand hatte.
Bahnhof (Bamberg)Bahnhof der Stadt Bamberg, der als Personenbahnhof auf das Jahr 1844 zurückgeht; er war zunächst Endbahnhof der Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg und wurde betrieben von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen; eine offizielle Eröffnung fand 1845 statt und kurz danach wurde er Sitz des Königlich Bayerischen Bahnamtes; 1846 erfolgte eine Verlängerung der Bahnstrecke nach Hof, 1852 erfolgte ein weiterer Ausbau und der Bahnhof avancierte damit zum Eisenbahnknoten.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis