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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 25. Oktober 1865

Geehrtester Herr Professor!2

Gleich beim Ueberblick über die zum Markgrafenbericht vorliegenden Archivalien finde ich, daß der Kreis der Bamberger Geschichtsaufzeichnungen sich noch um ein Glied vermehrt. Der von Dr. von Kern nur im Bericht der historischen Kommission kurz notirte Codex 410 des Königlichen Archivs. Aus dem Kloster Sankt Clara über den Markgrafenkrieg von 1552, enthält eine im Jahr 1554 gemachte Aufzeichnung einer Conventschwester über den Markgrafenkrieg 1552-1554, mit besonderer Rücksicht auf die Stadt und das Kloster. Ich lege die bei der Durchsicht gemachten Notizen über den Inhalt bei.3

Die Darstellung ist allerdings sehr kraus und ver- worren und schweift mehrfach auf sehr Wertloses ab, gibt aber doch mancherlei Bemerkenswerthes. Der Bericht ruht außer dem Selbsterlebten ganz auf Hörensagen, namentlich auf Aussagen von den zurückkehrenden Bamberger Soldaten und von Durchziehenden. Unter den Bamberger Sachen ist er aber doch der einzige, der auch auf Kaiser und Reich Rücksicht nimmt, und die Haltung betreffs ihrer ist originell. Wenn überhaupt Blaustrumpfleistungen mitzuhteilen sind, so ist es diese gewiß trotz ihrer Mängel. Die zusammenhanglos eingeschobenen Urkunden werden doch wol, soweit sie noch nicht gedruckt sind, beigegeben werden müßen. Die Handschrift hat viel Schreibfehler, ist aber doch wol Original, vielleicht Dictat. – Für die Bearbeitung werden, so weit ich bis jetzt sehe, beide Bericht wenig in Anspruch nehmen; diesen Kleineren denke ich als den allgemeiner gehaltenen voraus zu nehmen. Die Abschrift des anderen Berichts habe ich fort- gesetzt; der Text gibt nur geringe Anstöße.

Zugleich erlaube ich mir, die beifolgenden Quittungen einzulegen.

Hochachtungsvoll ergeben
Knochenhauer

P. S. Der Text ist auch bei der Klosteraufzeichnung vielfach, aber nur durch Schreibfehler entstellt. Die genaue Uebereinstimmung der Abschrift vom Bauernkriegsbericht mit dem Original glaube ich versichern zu können.