Die Darstellung ist allerdings sehr kraus und ver- | worren und schweift mehrfach auf sehr Wertloses ab, gibt aber doch mancherlei Bemerkenswerthes. Der Bericht ruht außer dem Selbsterlebten ganz auf Hörensagen, namentlich auf Aussagen von den zurückkehrenden Bamberger Soldaten und von Durchziehenden. Unter den Bamberger Sachen ist er aber doch der einzige, der auch auf Kaiser und Reich Rücksicht nimmt, und die Haltung betreffs ihrer ist originell. Wenn überhaupt Blaustrumpfleistungen mitzuhteilen sind, so ist es diese gewiß trotz ihrer Mängel. Die zusammenhanglos eingeschobenen Urkunden werden doch wol, soweit sie noch nicht gedruckt sind, beigegeben werden müßen. Die Handschrift hat viel Schreibfehler, ist aber doch wol Original, vielleicht Dictat. – Für die Bearbeitung werden, so weit ich bis jetzt sehe, beide Bericht wenig in Anspruch nehmen; diesen Kleineren denke ich als den allgemeiner gehaltenen voraus zu nehmen. Die Abschrift des anderen Berichts habe ich fort- | gesetzt; der Text gibt nur geringe Anstöße.
Zugleich erlaube ich mir, die beifolgenden Quittungen einzulegen. |
Hochachtungsvoll ergeben Knochenhauer
P. S. Der Text ist auch bei der Klosteraufzeichnung vielfach, aber nur durch Schreibfehler entstellt. Die genaue Uebereinstimmung der Abschrift vom Bauernkriegsbericht mit dem Original glaube ich versichern zu können.
1Ort und Datum stehen am unteren Ende des Briefes, letzte Seite, linksbündig. 2Der hier vorliegende Brief thematisiert die Arbeiten des Historikers Theodor Knochenhauer (1842-1869), der zuvor als Lehrer in Meiningen wirkte, als Mitarbeiter bei der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, wo er dann vornehmlich für die Bearbeitung der Chroniken der oberfränkischen Stadt Bamberg zuständig war, die dann erst postum in einer anderen Editionsreihe veröffentlicht wurden; vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 170, 237, 239 sowie besonders S. 303 f., Anmerkung 823, und zur später erfolgten Edition dieser Bamberger Chroniken Chroust, Knochenhauer, Chroniken Stadt Bamberg, 1. Hälfte; Chroust, Knochenhauer, Chroniken Stadt Bamberg, 2. Hälfte. 3Die Notizen liegen nicht mehr bei.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
MarkgrafSeit dem Mittelalter waren Marken Grenzgebiete des fränkischen Reichs und seiner Nachfolgestaaten an besonders gefährdeten Stellen zur Verteidigung, Gewinnung und Durchdringung von Neuland, womit sie Altsiedelland, neu erorbertes und noch zu eroberndes Land umfasste; besiedelt wurden sie mit Wehrbauern, die einem sogenannten Markgrafen unterstanden, der auch einem spätrömischen Dux entsprechend über militärische Befehlsgewalt verfügte und aufgrund der ihm unterstellten, mehreren Grafschaften in seiner Stellung einem Herzog gleichkam. Der Markgraf war somit Träger des Heerbanns und der hohen Gerichtsbarkeit; überdies besaß er das Befestigungsrecht und war im Vergleich zu Grafen im Alsiedelland nicht durch Immunitäten eingeengt, so dass die Markgrafschaft oftmals Keimzelle größerer Herrschaftseinheiten wurde. So entstand aus der bayerischen Ostmark beispielsweise das Herzogtum Österreich, aus der Mark Meißen das Herzogtum Sachsen oder aus der Mark der mittleren Elbe das Herzogtum Brandenburg. Im späteren Mittelalter wurde der Markgrafen-Titel, ähnlich wie die französischen und italienischen Pendants (Marquis, Marchese) zum bloßen Adelstitel, der in der Hierarchie zwischen Herzog und Graf stand.
ArchivalienBestände eines Archivs, Archivgut.
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Codex, CodicesKodex, aus dem Lateinischen stammend, Plural Codices, in Bezug auf das Mittelalter bezogen auf eine Sammlung von Handschrift(en), welche zwischen Holzdeckeln zu einer Art Buch zusammengefügt sind; im übertragenen Sinne auch Bezeichnung für eine Sammlung geschriebener oder auch ungeschriebener Verhaltensregeln innerhalb einer Gesellschaft, Menschengruppe, eines Standes etc.
MarkgrafenkriegIn Nürnberg gab es zwei Markgrafenkriege. Der erste fand als eigentlicher militärischer Konflikt in den Jahren 1449/50 statt, wobei die Vorläufer dafür (Bündnis des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (1414-1486) mit den fränkischen Fürsten, Grafen und Rittern) seit 1446 festzumachen sind. Ziel des Markgrafen war es, Nürnberg seiner Hoheitsrechte im weiteren Umkreis und auf längere Sicht seiner politischen Unabhängigkeit zu berauben, was die Stadt durch ihre enorme Finanzkraft – trotz massiver Zerstörungen und Plünderungen auf beiden Seiten – abwehren konnte. Der Konflikt wurde mit dem Laufer Vertrag 1453, in dem Nürnberg sämtliche Hoheitsrechte behaupten konnte, beigelegt. Der zweite Markgrafenkrieg fand zwischen 1552 bis 1554 statt und ging zurück auf die Pläne des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522-1557), der unter Zerstörung der wirtschaftlichen Stellung Nürnbergs und durch die Säkularisierung der Hochstifte ein zollerisches Herzogtum Franken kreieren wollte. Es kam zu mehreren grausam geführten Raubzügen und schweren Verwüstungen besonders in den Bistümern Bamberg und Würzburg sowie im Nürnberger Landgebiet (Lauf, Altdorf, Hersbruck). Auch hiergegen konnte sich die Stadt Nürnberg trotz Belagerung dank seiner nochmals verstärkten Stadtbefestigung wehren, büßte anschließend jedoch durch die enorm hohen Kosten (ca. vier Millionen Gulden) dieser Verteidigung und die durch den Krieg verursachten Schäden ihre bis dahin ungebrochene Finanzkraft ein, wovon sie sich nie mehr richtig zu erholen vermochte.
ConventschwesterOrdensschwester, Angehörige einer religiösen, klösterlichen Glaubensgemeinschaft bzw. Nonnengemeinschaft.
KaiserEines der ältesten germanisch-deutschen Lehnwörter aus dem Lateinischen von „Caesar“ als Beherrscher des römischen Reiches, Träger der höchsten weltlichen Macht; mit Ende des antiken Kaisertums in der westlichen Reichshälfte 476 n. Chr. (im oströmisch-byzantinischen Reich noch bis 1453 bestehend) ging das weströmische Kaisertum zunächst verloren, bis es durch die päpstliche Krönung Karls des Großen im Jahr 800 in erneuerter Form als abendländisches Kaisertum wieder errichtet wurde.
Heiliges Römisches ReichDas am 6. August 1806 von Kaiser Franz II. (1768-1835) für beendet erklärte „Alte Reich“, das kein Deutsches Reich im Sinne eines Nationalstaates war.
BlaustrumpfIm 18./19. Jahrhundert vorherrschende pejorativ-abwertende Bezeichnung für eine gebildete, intellektuelle Frau, die aufgrund einer geistigen Betätigung auf die von gesellschaftlicher Seite aus dem weiblichen Geschlecht zugesprochenen Eigenschaften verzichtete bzw. diese vermeintlich vernachlässigte; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweiterte sich der Begriff hin zur spöttischen Bezeichnung von Frauen, die nach Emanzipation strebten.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
Original(e), Originalhandschrift(en); OriginalienUrsprüngliche handschriftliche Quelle(n); Originalschriften; Originalwerk (z. B. literarisches Werk etc.).
Dictat, DictateDiktat(e) hier als Mitschriften in Form handgeschriebener Texte aufgrund des Diktates als Gesamtheit der vorgetragenen Sätze eines Lehrers zur Vermittlung des Unterrichtsstoffes in einem bestimmten Fach.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
BauernkriegBereits zeitgenössische, nicht von den Aufständischen selbst geprägte oder verwendete Bezeichnung vornehmlich für die Ereignisse im Jahr 1525 (mitunter auch im Gebiet des heutigen Franken, in Bamberg speziell in den Jahren 1524/25), in welchem an verschiedenen Orten Bauern, Städter und Bergleute für eine frühe Form von Menschenrechten zwischen den Jahren 1524 bis 1526 in Form von Aufständen eintraten.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis