XML PDF

Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 12. November 1865

Geehrtester Herr Professor!2

Für die Uebermittelung der Sendungen meines Göttinger Freundes3 sage ich meinen besten Dank. Auch das Geld ist von München bald danach eingelaufen.

Die Aufzeichnung der Klosterfrau habe ich weiter geprüft und gefunden, daß nach Ausscheidung mehrerer zusammenhanglos eingeschobener und wenig wichtiger Abschweifungen sich ein chronologisch geordneter, wenn auch lückenhafter Bericht vom Markgrafenkrieg 1552-54 herausstellt, dessen Einleitung und Schluß Kaiser und Reich hereinzieht und die Verherrlichung Karls V. und seiner Familie zum Thema hat. Wenn nun auch die meisten den Krieg betreffenden Nachrichten nichts neues bieten und vielfach der Berichtigung bedürfen, so hängen sie doch eng zusammen mit den Bamberg selbst angehenden Thatsachen. Deren Mittheilung aber ist bei dem Mangel sonstiger Nachrichten jedenfalls wünschenswerth. Dann aber bildet das Werk der Clarissin ein so geschlossenes Ganze, daß es mir bei der Spärlichkeit der Bamberger Geschichtslitteratur als ganz gleichzeitige Darstellung und in seinem allgemeinerem Theil als Stimme der Zeit, überhaupt die Aufnahme in eine Sammlung der städtischen Geschichtsaufzeichnungen werth erschienen ist. Von den übrigen Bamberger Sachen sticht es keinesfalls ab, es ist vielmehr interessant, daß von den hiesigen Geschichtsschreibern gerade der Blaustrumpf auf Kaiser und Reich sein Augenmerk allein gerichtet hat. – Ich habe demnach, abgesehen von jenen Einschaltungen, die an- merkungsweise kurz berücksichtigt werden können, die Abschrift unternommen und bis auf nochmalige Durchsicht ausgeführt; das Ganze macht einige über 100 meiner Octavseiten aus. – Auch die Abschrift der anderen Aufzeichnung ist bis auf nochmalige Durchsicht vollendet, 170 Seiten, die beiden Handschriften, von denen ich die Bamberger besonders in der Schreibweise vorgezogen habe, reichen vollkommen aus. Von den hiesigen Acten werde ich nur die auf Bamberg speciell bezüglichen zu berücksichtigen haben; sonst wird das Buch von Johannes Voigt gute Dienste leisten. Von Nürnberg habe ich mir Mehreres kommen lassen. Auch ist mir jetzt die Handschrift (Waldau) vom Bauernkrieg zugegangen. Ich könnte dennoch den noch fehlenden Excurs herstellen, wenn die beabsichtigte Behandlung dieses Berichts vom Bauernkrieg Ihre Zustimmung hat. Meine Wohnung werde ich im Lauf der Woche verändern. Ich habe die jetzige nicht als ungesund befunden, aber das Nebeneinanderwohnen hat im Winter viel Störendes. Ich habe ein recht freundliches und gut gelegenes Zimmer gefunden, Promenandenstraße bei Drechslermeister Hammerbacher, das ich nächsten Mittwoch4 zu beziehen gedenke.

Ich darf Sie wol bitten, mir, sobald es Ihnen möglich ist, Geweißheit darüber zu geben, wie sich die Verhältniße der Kommission, insbesondere des Ihrer Leitung übergebenen Arbeitskreises in Rücksicht auf mich künftig gestalten werden. So leid es mir thun würde, wenn ich mich von der begonnenen Thätigkeit wieder zurückziehen müßte, so viel muß mir daran liegen, bald klar zu sehen, um meine Entschlüsse danach zu fassen.

Hochachtungsvoll mich empfehlend
Theodor Knochenhauer.

P. S. Der Text ist auch bei der Klosteraufzeichnung vielfach, aber nur durch Schreibfehler entstellt. Die genaue Uebereinstimmung der Abschrift vom Bauernkriegsbericht mit dem Original glaube ich versichern zu können.