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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 26. November 1865

Geehrtester Herr Professor!1

Die Bauernkriegssachen habe ich vergangenen Dienstag erhalten. Da die Beilage mich noch einige Tage beschäftigen wird, erlaube ich mir einstweilen die Quittung einzuschicken. Ich fand nämlich bei näherer Untersuchung, daß der Text bei Waldau verglichen mit dem auf hiesiger Bibliothek befindlichen Original doch so viele Mängel enthält, daß ich die vollständige Wiedergabe des erzählenden Textes für nothwendig halten mußte. Dazu sind noch einige Erläuterungen nothwendig. Ausgeschlossen habe ich mit Rücksicht auf den vorliegenden Druck die urkundlichen Stücke. Theils sind sie bereits in dem erzählenden Theil dem Inhalt nach genau ausgezogen, theils denke ich sie selbst durch ein Regest zu ersetzen, diejenigen Urkunden nämlich, die sich auf die Abfindung der im Aufruhr Beschädigten beziehen. Die letzteren machen ein volles Drittel des ganzen Berichts aus, sind sehr weitschweifig und inhaltslos. Ich glaube daß auf diese Weise der wissenschaftlichen Forschung gar nichts entzogen wird; uns bleibt dagegen die Mittheilung eines guten Theils lästigen Ballasts erspart, an dem die Bamberger Sachen ohnehin so reich sind. In wenigen Tagen werde ich Ihnen Alles zurücksenden.

Mit dem Stand der übrigen Arbeiten steht es so. Nach kaum begonnener Durchsicht der hiesigen Acten zum Markgrafenkrieg fand ich, daß die Arbeit sich vereinfachen würde, wenn mir bereits auch die übrigen markgräflichen Sachen zur Erläuterung vorlägen. Von diesen sind die Culmbacher, Schweinfurter und Baireuther Berichte ganz speciell; den letzteren, hier befindlichen, der nur sehr unbedeutend ist, habe ich bereits abgeschrieben. Der Culmbacher ist erst 1853 abgedruckt worden, ist ebenfalls ganz speciell und nur auf die Belagerung der Stadt selbst bezüglich. Das gilt ebenfalls von dem Schweinfurter. Um so wichtiger ist der Bericht des Höfer Schulrectors Schlemmer über den Markgrafenkrieg mit besonderer Rücksicht auf die Stadt Hof. Von ihm gilt es besonders, daß die Bamberger Sachen am besten mit ihm zugleich erläutert werden können, zum Theil auch durch ihn selbst Licht erhalten werden. Er ist allerdings sehr umfangreich, aber für einen Theil wenigstens der zahlreichen in ihm aufgenommenen Urkunden wird die einfache Verweisung auf bereits vorhandenen Abdruck genügen. – Das Original dieser Aufzeichnung ist im Stadtarchiv zu Kulmbach, hier die wol wichtigste Abschrift. Mit Ihrer Zustimmung möchte ich jetzt zunächst Schlemmers Bericht vornehmen und müßte wol, um die Handschrift, wo möglich, hier her zu bekommen, und zugleich die etwa sonst in Kulmbach befindlichen Archivalien einzusehen, zunächst dahin einen Abstecher machen. Bis Weihnachten könnte ich die Abschrift ausführen, dann bis 1. März die Erläuterung dieser wie der Bamberger Aufzeichnungen, neben den sonst notwendigen Ergänzungen der bereits fertigen Arbeiten, vollenden. Der Baireuther Bericht würde sich passend daran anschließen, während von einem abermaligen Abdruck des Kulmbacher bereits wol abgesehen werden kann und der Schweinfurter Bericht besser zu den unterfränkischen Sachen gestellt werden wird. – Hat dies Ihre Zustimmung, so möchte ich Sie um eine Beglaubigung ersuchen, die ich der städtischen Behörde zu Kulmbach vorlegen könnte, oder doch, wenn dies unnöthig ist, um Ermächtigung zu der Reise nach Kulmbach. Ich würde Sie wol am besten gleich nach Beendigung der Beilage zum Bauernkrieg, etwas Mitte nächster Woche ausführen.

Die Nähe des Zeitpunktes, der meinen Arbeiten für die Städtechroniken das mir sehr unwillkommene Ende schicken wird, zwingt mich auch über meine persönlichen Angelegenheiten ernstlich nachzudenken. Leider bin ich nicht in der Lage, auch ohne Remuneration fortzuarbeiten, so gern ich es gerade unter Ihrer Leitung thun würde. Daher ist die Frage, die ich mir an Sie persönlich zu richten erlaube, nur noch die, ob ich nach Ihrer Ansicht bei der Sorge um meine Zukunft von einer Betheiligung an den Arbeiten der Kommission überhaupt abzusehen habe, oder ob ich auf eine solche, wenn auch erst nach einiger Zeit, mit Sicherheit werde rechnen können. Mögen Sie diese Berührung persönlicher Verhältnisse mit der Vorliebe entschuldigen, mit der ich einer ausschließlich wissenschaftlichen Thätigkeit wenigstens einige Jahre noch mich hingeben würde.

In meiner neuen Wohnung befinde ich mich recht wohl. Sonst sind jetzt mein Hauptgenuß die philosophischen Vorlesungen des Professors Katzenberger, die ich seit Anfang des Monats regelmäßig mit anhöre.

Hochachtungsvoll mich empfehlend
Theodor Knochenhauer.