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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 9. Dezember 1865

Geehrter Herr Doctor!1

Ich habe Ihnen die versprochenen zwei Exemplare des neuen Bandes direct durch Hirzel zuschicken lassen, das dritte erhalten Sie hierbei von mir.

Mit der Abänderung des Schlusses Ihrer Einleitung bin ich ganz einverstanden und ist es mir lieb zu hören, daß ich durch die veränderte Fassung einiger Stellen der Vorrede Ihnen genug gethan habe. Übrigens habe ich Lexers Empfindlichkeit2 ganz richtig taxirt, denn er ist nun sehr böse auf mich und schreibt mir: er „glaube doch mehr gethan, als bloß die Texte theilweise bearbeitet zu haben, die ein anderer ‚revidiren’ mußte“. Er scheint in seinem Unmuth ganz zu übersehen, daß er die dritte Chronik gar nicht bearbeitet hat und ist überhaupt verwöhnt durch die zarte Schonung, die ich ihm sonst bewiesen habe. Es thut mir leid, daß ich ihn in meiner Antwort daran erinnern mußte. Auch auf Sie ist er nicht weniger böse, weil Sie Seite XLI der Einleitung die von ihm gefundenen Resultate das Verhältniß von Demer – Mülich3, Walther zu Mülich betreffend veröffentlicht hätten, ohne seiner nur mit einer Silbe zu gedenken. Darauf habe ich ihm geantwortet, daß dies allerdings wohl hätte geschehen sollen und daß Sie gewiß nicht unterlassen würden bei passender Gelegenheit das dort Versäumte nachzuholen.

Gefreut hat es mich zu erfahren, daß Sie mit der Bearbeitung des Zink schon weit vorgerückt sind, denn ich wünsche sehr, daß der Druck so früh beginnen könnte als auf alle auch unvorhergesehenen Fälle nöthig ist, um den Band bis September fertig zu machen. Mit der Hinzufügung von Beilagen bitte ich aber auch aus anderen Gründen sich möglichst zu beschränken. Die Chronik des Zink allein nebst Einleitung und Registern wird den Band ziemlich füllen und der Zuthaten wird sie auch dem Inhalte nach weniger als andere bedürfen. Nur das für die Stadtgeschichte allgemein Wichtige möchte ich in den Beilagen noch aufgenommen, bloße Detailuntersuchungen aber vermieden sehen. Die letzeren halten nur die Bearbeitung auf, in den sie von unserem Hauptzweck abführen, und die wenigsten werden uns dafür Dank wissen.

Was die Anordnung der Chronik betrifft, so wäre es zwecklos sich darüber in bloße Vermuthungen zu ergehen, wenn der Autor selbst keine Gründe angiebt. Das Nächstliegende scheint mir der Schluß zu sein: Hätte er solchen gehabt, so würde er sie sicherlich auch angegeben haben, und darum das Wahrscheinlichste, daß bloß unsere Umstände, die Einrichtung seines Manuscripts z. B. (wie bei Ulman Stromer) die Anordnung vorwiegend bestimmt haben. Doch was das Verhältniß von Theil II zu Theil IV angeht, so kann es sich nicht wohl anders erklären lassen, als wie Sie vermuthen, daß der eine zur Ergänzung der andern bestimmt war und der Autor sich nicht mehr zu einer Umarbeitung des Ganzen entschließen mochte.

Es fragt sich ob man an dieser wenigstens zum großen Theil bloß zufälligen Anmerkung festhalten solle. Ich würde dieser Meinung sein, wenn es sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen ließe, daß der Autor die einzelnen Stücke in dieser Folge wieder geschrieben habe. Wenn aber dies nicht der Fall ist, so würde es sich gewiß sachlich sehr empfehlen, die Selbstbiographie (III) voranzustellen. Denn I bis 97a mit Auslassung der störenden Bischofsliste4 sodann II und IV folgen zu lassen und das ausgelassene Stück gleichsam als Anhang nach einem Strich hinten anzustellen. Doch ich sehe, daß III und IV nicht wohl von einander getrennt werden dürfen, weil beide nach Zink „ein Buch“ bilden, und daß auf dieses Buch sich die Einleitung Blatt 95b bezieht. Wäre daher nicht mit Nothwendigkeit die folgende Ordnung geboten? Theil I bis 97a , III, IV, weil dies nach dem Autor selbst ein Zusammengehöriges ausmacht und die Selbstbiographie dadurch eine viel bessere Stelle erhält als sie jetzt hat, nämlich als Einleitung zu der von ihm selbst aufgezeichneten Chronik, während das Stück zu Anfang nur einleitendes Excerpt über die frühere Geschichte ist. Dann würde als Ergänzung numero II und als Anfang die Bischofsliste folgen.

Mit herzlichem Gruß
der Ihrige
Carl Hegel.