Ich habe Ihnen die versprochenen zwei Exemplare des neuen Bandes direct durch Hirzel zuschicken lassen, das dritte erhalten Sie hierbei von mir.
Mit der Abänderung des Schlusses Ihrer Einleitung bin ich ganz einverstanden und ist es mir lieb zu hören, daß ich durch die veränderte Fassung einiger Stellen der Vorrede Ihnen genug gethan habe. Übrigens habe ich Lexers Empfindlichkeit2 ganz richtig taxirt, denn er ist nun sehr böse auf mich und schreibt mir: er „glaube doch mehr gethan, als bloß die Texte theilweise bearbeitet zu haben, die ein anderer ‚revidiren’ mußte“. Er scheint in seinem Unmuth ganz zu übersehen, daß er die dritte Chronik gar nicht bearbeitet hat und ist überhaupt verwöhnt durch die zarte Schonung, die ich ihm sonst bewiesen habe. Es thut mir leid, daß ich ihn in meiner Antwort daran erinnern mußte. Auch auf Sie ist er nicht weniger böse, weil Sie Seite XLI der Einleitung die von ihm gefundenen Resultate das Verhältniß von Demer – Mülich3, Walther zu Mülich betreffend veröffentlicht hätten, ohne seiner | nur mit einer Silbe zu gedenken. Darauf habe ich ihm geantwortet, daß dies allerdings wohl hätte geschehen sollen und daß Sie gewiß nicht unterlassen würden bei passender Gelegenheit das dort Versäumte nachzuholen.
Gefreut hat es mich zu erfahren, daß Sie mit der Bearbeitung des Zink schon weit vorgerückt sind, denn ich wünsche sehr, daß der Druck so früh beginnen könnte als auf alle auch unvorhergesehenen Fälle nöthig ist, um den Band bis September fertig zu machen. Mit der Hinzufügung von Beilagen bitte ich aber auch aus anderen Gründen sich möglichst zu beschränken. Die Chronik des Zink allein nebst Einleitung undRegistern wird den Band ziemlich füllen und der Zuthaten wird sie auch dem Inhalte nach weniger als andere bedürfen. Nur das für die Stadtgeschichte allgemein Wichtige möchte ich in den Beilagen noch aufgenommen, bloße Detailuntersuchungen aber vermieden sehen. Die letzeren halten nur die Bearbeitung auf, in den sie von unserem Hauptzweck abführen, und die wenigsten werden uns dafür Dank wissen.
Was die Anordnung der Chronik betrifft, so wäre es zwecklos sich darüber in bloße Vermuthungen zu ergehen, wenn der Autor selbst keine Gründe angiebt. Das Nächstliegende scheint mir der Schluß zu sein: Hätte er solchen gehabt, so würde er sie sicherlich auch angegeben haben, und darum das Wahrscheinlichste, daß bloß unsere Umstände, die Einrichtung seines Manuscripts z. B. | (wie bei Ulman Stromer) die Anordnung vorwiegend bestimmt haben. Doch was das Verhältniß von Theil II zu Theil IV angeht, so kann es sich nicht wohl anders erklären lassen, als wie Sie vermuthen, daß der eine zur Ergänzung der andern bestimmt war und der Autor sich nicht mehr zu einer Umarbeitung des Ganzen entschließen mochte.
Es fragt sich ob man an dieser wenigstens zum großen Theil bloß zufälligen Anmerkung festhalten solle. Ich würde dieser Meinung sein, wenn es sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen ließe, daß der Autor die einzelnen Stücke in dieser Folge wieder geschrieben habe. Wenn aber dies nicht der Fall ist, so würde es sich gewiß sachlich sehr empfehlen, die Selbstbiographie (III) voranzustellen. Denn I bis 97a mit Auslassung der störenden Bischofsliste4 sodann II und IV folgen zu lassen und das ausgelassene Stück gleichsam als Anhang nach einem Strich hinten anzustellen. Doch ich sehe, daß III und IV nicht wohl von einander getrennt werden dürfen, weil beide nach Zink „ein Buch“ bilden, und daß auf dieses Buch sich die Einleitung Blatt 95b bezieht. Wäre daher nicht mit Nothwendigkeit die folgende Ordnung geboten? Theil I bis 97a , III, IV, weil dies nach dem Autor selbst ein Zusammengehöriges ausmacht und die Selbstbiographie dadurch eine viel bessere Stelle erhält als sie jetzt hat, nämlich als Einleitung zu der von ihm selbst aufgezeichneten Chronik, während das Stück zu Anfang nur einleitendes Excerpt über die frühere Geschichte ist. Dann würde als Ergänzung numero II und als Anfang die Bischofsliste folgen.
Mit herzlichem Gruß
der Ihrige Carl Hegel.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier insbesondere auf die fertige Drucklegung zur Edition des vierten Bandes der Gesamtreihe: Die Chroniken der deutschen Städte, Bd. 4, Augsburg, Bd. 1, und überdies auf die Erarbeitung der Herausgabe des folgenden Chroniken-Bandes Augsburg, Bd. 2; in das Projekt einführend vgl. Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.2Vgl. Brief 18651208_01. – Zu dem hier dargelegten Konflikt vgl. hinsichtlich der Mitarbeiterführung durch Karl Hegel (1813-1901) als Editionsleiter Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 230-246, hier besonders S. 242 ff.3Unsichere Lesart. 4Auflistung von Bischöfen z. B. eines bestimmten Bistums, Territoriums, Landes etc., hier in Bezug auf Augsburg und die Augsburger Chronik des Burkard Zink (1396-1474), oft chronologisch angelegt und Verwandschaft zur „Bischofschronik“ als eine chronologische Darstellung der Geschichte eines bestimmten Bistums bzw. der jeweiligen Bischöfe, zuweilen auch als entsprechende Abfolge von bischöfliche Biographien des jeweilen Bistums als Institution.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
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SUB Göttingen1000
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 4, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, bearb. von Ferdinand
Frensdorff
, Bd.1, Leipzig 1865. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59551/edition/55553 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 4, Augsburg, Bd. 1
1865
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 5, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, bearb. von Ferdinand
Frensdorff
, Bd. 2, Leipzig 1866. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59552/edition/54958 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 5, Augsburg, Bd. 2
1866
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Hirzel, Salomon11909851218041877Hirzel, Salomon (1804–1877), in Zürich geborener Verleger aus Schweizer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, der zusammen mit seinem Schwager Karl August Reimer (1801–1858) im Jahre 1830 die seit 1680 bestehende Weidmann‘sche Buchhandlung in Leipzig übernahm. 1853 gründete er in Leipzig den S. Hirzel Verlag, in dem die von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienen.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Demer, Jörg (Georg)1100695850um 1450/551515Demer, Jörg (Georg), auch: Diemer, Diemar, Dyemair, Tyemer (um 1450/55–1515), war ein Augsburger Chronist, dessen Chronik auch in Karl Hegels (1813–1901) Städtechroniken-Edition im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde.
Walther, Markus12095078214561511Walther, Markus (1456–1511), war Augsburger Chronist und entstammte einer Augsburger Kaufmanns- und Patrizierfamilie; er verfasste eine Chronik von Augsburg, die sich größtenteils auf vorangegangene Augsburger Chroniken stützte – hierbei vornehmlich auf Hektor Mülich (ca. 1420 – 1489/1490).
Mülich, Hektor (Hector)Hector Mülich11873735Xum 14201489 oder 1490Mülich, Hektor (Hector) (ca. 1420–1489/1490), war Augsburger Chronist, Bürger, Kramer, Zunftmeister, Ratsherr und Historiker, dessen Chronik über Augsburg von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seiner umfangreichen Städtechroniken-Edition im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München im Jahr 1865 herausgegeben wurde.
Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard11889018213961474 oder 1475Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard (1396–1474 oder 1475), war Augsburger Chronist und Fernhandelskaufmann. Seine Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben.
Stromer (Stromeir, Stromeyr), Ulman11893325613291407Stromer, Ulman (1329–1407), auch Stromeir oder Stromeyr, Nürnberger Ratsherr, Kaufmann und Chronist, legte die Gründungsgeschichte des Stromerschen Unternehmens in seinem seit 1385 niedergeschriebenen „Püchel von mein geslecht und von abentewr“ dar, welche zur ersten Familienchronik in deutscher Sprache avancierte. Dieses „Püchel“ wurde von Karl Hegel (1813–1901) in seinem umfangreichen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gleich im ersten Band dieser Edition im Jahr 1862 herausgegeben und mit einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers selbst versehen.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
taxirenTaxieren; hier im Sinne von: kritisch prüfen, betrachten, abschätzen, bemessen, einschätzen hinsichtlich der Drucklegung bezüglich der Anzahl der Druckbogen eines unveröffentlichenden Druckwerks durch den Verlag; auch: „einschätzen“ im Allgemeinen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Zink, Zink'sche Chronik/Handschrift; Chronik des Zink; auch: Zeng/ZenggHandschrift des Augsburger Chronisten Burkhard Zink (1396-1474 oder 1475), die von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde; innerhalb der Editionsreihe findet sich diese im fünften Band der Gesamtreihe als zweiter Band mit Augsburger Chroniken.
RegisterIn Kanzleien geführtes Verzeichnis der aus- und/oder auch eingehenden Schreiben, Urkunden etc.; bei Drucklegung von Manuskripten, in Büchern etc. auch im Sinne von Index als alphabetisches Verzeichnis von Personen, Sachen, Orten, Quellen- und Literatur etc.
StadtgeschichteGeschichtswissenschaftliche Disziplin, die sich mit der historischen Erforschung einer Stadt beschäftigt.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
Excerpt(e)Exzerpt(e).
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis