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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 10. Dezember 1865

Geehrter Herr Profeßor!

Die Bauernkriegssachen, durch den domherrlichen Bericht vermehrt, erfolgen nach nochmaliger Durchsicht hiemit zurück. Ich habe auch jenen Bericht mit einigen Bemerkungen versehen und so mein gesammeltes Material ganz verwertet. Ich glaube, daß bei einem Bericht wie diesem, die ein in sich geschlossenes Bild von bestimmten Ereignissen geben wollen, die reichere Zugabe von ergänzendem urkundlichen Material nur wünschenswerth sein kann. Wenigstens wird sich ein künftiger Bearbeiter des Bamberger Bauernkriegs eine wiederholte Durchsicht der beiden nun sparen können. – Erst in dieser Woche stieß ich noch auf eine Beantwortungsschrift der Bamberger Raths in einem neuen Codex, die ich aber trotz vielen Nachfragens nicht anderswo auffinden konnte. Dadurch haben sich auch einige Anmerkungen zum Anfang des bürgerlichen Berichts geändert. Lieber wäre es mir gewesen, wenn ich die sehr bedenkliche Stelle desselben Seite 82 folgende danach sicherer hätte feststellen können; so blieb mir nur die Wahl, Unsinn zu geben oder die kranke Stelle unbarmherzig zu beschneiden. Meine Expedition nach Kulmbach habe ich am Donnerstag ausgeführt. Wenn Glück dazu gehört, einem Stadtmagistrat seine archivalischen Schätze zu entwinden, so ist es mir im vollsten Maaß zu Theil geworden. Der Bürgermeister, ein junger Mann, der noch nicht lange da ist, wußte nichts von der Handschrift, der Stadtschreiber aber machte sie mir bald ausfindig. Da die Erlaubniß sie mitzunehmen nur vom Bürgermeister gegeben zu werden brauchte, so konnte ich sie gegen Bescheinigung sogleich an mich nehmen und mit mir hierher bringen. Ich hatte nur die naive Gegenbitte zu gewähren, daß ich mittheilen wolle, was ich über Kulmbach historisch wichtiger fände. – Der Codex ist sehr starr, aber ich denke, die bereits gedruckten Urkunden weglassen zu können und dadurch wird die Chronik sehr reducirt werden. Jedenfalls ist es mir sehr lieb, mich nicht Wochen lang nach Kulmbach setzen zu müssen.

Für die mir betreffs der Zukunft gegebenen Nachrichten sage ich meinen besten Dank. Sehr lieb wäre es mir, wenn ich bis Weihnachten, wo ich auf einige Tage nach Hause2 zu reisen gedenke, Sicheres und am liebsten die Realisierung der schwebenden Aussichten erführe.

Hochachtungsvoll mich empfehlend

TheodorKnochenhauer.