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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 30. Dezember 1865

Hochgeehrter Herr Profeßor!2

Von dem Besuch bei meinen Eltern bin ich bereits vorgestern hierher zurückgekehrt. Ich habe sie gesund und munter angetroffen und ein Paar angenehme Tage im Familienkreise zugebracht. Meine Eltern lassen sich Ihnen bestens empfehlen.

Heute erlaube ich mir die beifolgenden Quittungen mitzuschicken. Zugleich möchte ich über meine nächsten Arbeiten eine Anfrage an Sie richten, die auch mit meinen Plänen für die nächste Zukunft in enger Verbindung steht. Ich habe die Abschrift der Schlemmerschen Chronik zum großen Theil ausgeführt, noch mit Ausschluß aller urkundlichen Stücke, da ich zu ihnen die Originale auf- zufinden hoffe. Bei der weiteren Durchsicht der hiesigen Archivalien finde ich nun immer mehr, daß am besten die vorhandenen Berichte vom Markgrafenkrieg aus allen fränkischen Städten bei der Erläuterung zusammen in Angriff genommen werden würden; auch für die mehr allgemeinen Daten würde sich das empfehlen. Außer dem Höfler und kleinen Baireuther Bericht kommen zu den beiden Bamberger auch Aufzeichnungen aus Kulmbach und Schweinfurt. Wenn ich diese noch in Abschrift nähme, so würde ich bis zum März daneben wol die Durchsicht und Benützung der Archivalien vollenden können, zur Erläuterung und Bearbeitung der Chroniken3 selbst aber würde die Zeit nicht ausreichen. – Ich beabsichtige nun, nächsten Sommer zu Hause4 zuzubringen und meine Zeit vorzugsweise auf Fortsetzung meiner Arbeit für Thüringische Geschichte zu verwenden. Daneben wäre es mir sehr erwünscht, durch litterarisches Arbeiten mir sofort Etwas zu erreichen, da ich darauf sehr sehen muß. Wenn ich aber bis zum März hier in der bezeichneten Weise arbeite, so könnte ich die eigentliche Bearbeitung der Berichte sehr wol im Laufe des Sommers zu Hause vornehmen. Damit würde sich ein Ganzes herstellen, worin Bamberg mit den noch vollständig abzuschließenden Immunitätenbericht und den Bauernkriegssachen an erster Stelle stände. Nur den Schweinfurter Bericht könnte man aufsparen, da von Schweinfurt noch andere Sachen da sind; der Band würde ohne hin stark genug werden. Auf solche Weise würde der Commission, wie ich hoffe, nicht minder als mir selbst gedient sein. – Für den Fall Ihrer Billigung lege ich zugleich die Citate zweier im Berliner Archiv befindlichen Handschriften Kulmbacher Berichte von Voigt5 bei, die mit einzusehen wären.

Mein Plan, den Sommer über in Meiningen ruhig fortzuarbeiten, ist freilich mit der Aussicht gefaßt, künftig wieder in der Weise wie dieses Jahr wissenschaftliche Verwendung zu finden. Aber ich hoffe ja auch, den Commissions- arbeiten nicht ganz entfremdet werden zu müssen, und sonst findet sich vielleicht anderswo ein Platz für mich. Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Ihre freundliche Fürsprache mich unterstützen wollte.

Erlauben Sie schließlich, daß ich den herzlichen Wunsch nach einem heiteren Jahresanfang und einem guten neuen Jahre für Sie und die Ihrigen ausspreche.

Hochachtungsvoll
Theodor Knochenhauer.

Briefbeilage auf einem kleinen solitären Blatt von Theodor Knochenhauers Hand

Voigt Albrecht Alcibiades II6, 137. Anmerkung 1 citiert:

Gründlicher Bericht, wie die Stadt Culmbach und das Haus Blassenberg des Jahres 1553 zweienmalen belagert rc.7 von einem Augenzeugen, Prediger in Culmbach. Fol. Berliner Archiv.8

152. Anmerkung 1. ‚Zeitung wie die Stadt Culmbach erobert worden.’ Nürnberg. 28. Nov. 1553.

Berliner Archiv