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Johann Sigmund Karl Tucher an Karl Hegel, Nürnberg, 5. Mai 1866

Lieber Karl!

Für die, wegen der Completirung der Bibliothek zu Simmelsdorf von Dir übernommenen Bereichungen, bin ich Dir zu Dank verpflichtet.

Wenn ich die Riepenhausensche Ausgabe mit Lichtenbergs Erklärung von Hogarths Werk in kleineren Copien1 gekannt und gesehen hätte, würde ich Dir den Auftrag zu diesem Ankauf nicht gegeben haben. Diese kleineren Copien, erreichen die größere Ausgabe2 nicht und bei der Beseitigung der anstößigen Bilder daraus, wird das Werk uncomplet. Da dasselbe im Ganzen zur allgemeinen Benutzung und Anschauung nicht passend ist, so würde die Anschaffung besser gewesen sein zu unterlassen. Diese Sache wird nun aber nicht wohl rückgängig zu machen sein.

Um die Zurückerstattung der von Dir gehabten Auslagen, im Gesamt Betrag zu 19 fl. 20 cr. nicht länger aufzuschieben, sende ich Dir in 2 Bank Noten 20 fl.; den Mehrbetrag von 40 cr. kannst Du mir gelegentlich geben.3

Ueber die uns von dem Wohlbefinden und der Situation der Frau und jedes der Kinder4 gegebenen Mittheilungen am 1. Mai haben wir uns sehr erfreut.

Durch die Mutter habt Ihr bereits Nachricht, von der Erkrankung Luisens in München erhalten. Nach einem so eben von Löffelholz, von gestern Abend erhaltenen Brief, hat sich Gottlob Luisens Krankheit, welche ein leichtes nervöses Schleimfieber war, nun entschieden zum Besseren gewendet, nach dem Schweise und Appetit sich wieder einstellten und der Kopf wieder eingenommen ist. Doch ist Luise noch sehr matt und wird wohl zu ihrer vollständigen Genesung, noch mehrere Wochen bedürfen. Die Gefahr kann aber als beseitigt nunmehr angenommen werden und auch die Mutter, ist nun wieder beruhigt. Gott wolle seinen Segen zu einem ferneren guten Fortgang schicken.

Von dem Bierkravall, welchen wir Vorgestern in der Nacht hier hatten, habt Ihr wohl in der Zeitung gelesen. In sämtlichen hiesigen Bräuhäusern und also auch dem Unserigen, wurden unter gewaltigem Spectakel, alle Fenster eingeworfen, im Innern jedoch weiter nichts beschädigt.

Indessen erstreckte sich dieser Unfug, auch auf die Wohnungen der Brauhaus Besitzer, und dann auch auf unser Haus auf dem Egidienplatz, wo selbst im II. Stock bei meinem Bruder Wilhelm mehrere Fenster eingeworfen wurden und weitere Beschädigungen nur durch ein Piket von Chevauxlegers und Infanterie, verhindert wurden. Bei Heningers neuer umfangsvoller Brauhaus Anlage, wurde viel Schaden angerichtet. Rosa Grundherr, die ja heute zu Euch geht, wird Euch ausführlicher berichten, auch daß wir im Garten verschont geblieben sind.

Wie man hier spricht, soll das nunmehr regirende Volk, in Fürth und Erlangen, gestern Nacht seinem Willen und Verlangen, auf gleiche Weise, – Vollzug verschafft haben. Dieß sind betrübende Ereignisse, bei welchen es nicht allein bleiben wird.

Die Mutter und Geschwister, – welche alle wohl sind, – grüßen Euch und die Kinder, so wie auch Euer

 treuer Vater Sigmund