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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 16. Juni 1866

Geehrter Herr Doctor!1

Ich sende Ihnen hierneben das lang ersehnte Kärtchen mit dem Stadtplan. Roger entschuldigte sich mit seinem Augenleiden, welches ihm, neben der Schwierigkeit der Ausführung, sehr hinderlich gewesen sei. Die Zeichnung ist gewiß sehr hübsch und ansprechend. Es ist eine genaue Copie des Seld’schen Plans von 1521 in der auf dem neuen Plan von mir vorgezeichneten Dimension und Direction. Was ich zur größeren Verdeutlichung und Ergänzung noch wünsche wäre das Folgende:

1. Straßenlinien sind schärfer hervorzuheben durch Schraffirung der Häusergrenzen, wie auf dem neuen Plan. Das wird allein Sache des Lithographen sein.

2. Die Namen der Straßen, Flüsse sind einzutragen, und wenn möglich auch die der Stadtquartiere; im anderen Fall wären diese durch römische Zahlen im Plan zu bezeichnen, die am Rand zu erklären. Zum Muster können die sehr deutlichen Bädekerschen Stadtpläne dienen.

3. Wahrscheinlich wollen Sie auch noch einzelne Privathäuser hervorheben; doch wird sich das nicht recht passend machen lassen außer durch bloße Bezeichnung der Stelle mit einer Ziffer, welche am Rand zu erklären wäre.

4. Für diese etwa nöthigen weiteren Erklärungen müßte dann der nöthige Raum dadurch gewonnen werden, daß man die überflüssige Unterschrift von Sigismundus Grym etc. wegfallen ließe. Das doppelte C in 2 ist bloßes Versehen von Roger, wie er mir schreibt. Die andere von Seld möchte ich aber nicht aufgeben.

5. Einiges ist unklar oder könnte deutlicher gegeben werden. Unklar sind mir z. B. die vom alten Einlaß auslaufenden 4 Striche; man sieht nicht was sie bedeuten sollen. Deutlicher könnten die im Inneren laufenden Mauern, namentlich die des Dombezirks, vielleicht durch rothe Färbung hervorgehoben werden. Nur fürchte ich, daß sich eine rothe Linie neben der Neuen des an der Mauer herlaufenden Grabens nicht gut ausnehmen würde; und gerade dort ist die Mauer deutlich genug gezeichnet, nicht so um den Dom herum, wo man jetzt nicht sieht, wie weit sie geht.

Notabene 6.3
Was die Ausführung der Ergänzungen betrifft, so will es mir am Zweckmäßigsten erscheinen die Roger’sche Zeichnung ganz unberührt zu lassen. Es wäre nur eine Durchzeichnung des Umrisses und der Straßenlinien auf Pflanzenpapier erforderlich, auf welche die Benennungen der Straßen usw. mit Tusche eingetragen sind; die Straßenlinien, besonders die der Hauptstraßen dürfen etwas breiter sein als in der Originalzeichnung, um Raum genug für die Schrift zu gewinnen. Eine derartige Durchzeichnung werden Sie leicht erhalten können, wenn Sie selbst nicht gut damit zu Stande kommen.
Notabene 6. Die schwarzen Linien, welche bloße Nothbehelfe der Zeichnung sind, bleiben in der Lithographie weg.

Es wäre gut, wenn wir die Hülfe von Herrn Roger nicht noch einmal in Anspruch zu nehmen brauchten, der gar zu lang warten lassen könnte: Ich begreife wohl, daß Ihnen die Straßennahmen Schwierigkeiten im Einzelnen bereiten werden, aber diejenigen, auf welche es ankommt, werden Sie ja wohl zur Stelle geben, und die anderen können wegbleiben.

Ich ersuche Sie mir gefälligst mitzutheilen, ob Sie meine Vorschläge für ausführbar halten und mir den Plan mit dem Ergänzungsblatt, wenn Sie damit fertig sind, wieder zurückzuschicken.

Ihren Brief vom 14. habe ich heute erhalten und daraus mit Vergnügen ersehen4, daß der Umfang des Bandes kein zu großer zu werden verspricht. Ihren neuen Beilagen sehe ich entgegen. Meine Aufzeichnung über die Berliner Handschrift der Augsburger Chronik ms. germ. fol. 8065, die ich nur flüchtig eingesehen, ist folgende:

Augsburger Chronik bis 1564 S. XVII – hat die Zink’sche Chronik aufgenommen oder verarbeitet. Blatt 1. „Anfang und Beschreibung der Königlichen Statt Augspurg wie sie herkhomen sey, auch von ettlichen Handlungen so aldo geschehen“ und Blatt 400v (letztes Kapitel) ‚hatt sich einer erhenggt, Blatt 461-474 volgt hernach ein Pasquillus von dem Jacob Herbrott.’6 Dazu hat Kern die Bemerkung gemacht: Ist wohl die vom Antiquariat Beck im Nördlingen7 erkaufte Chronik.

Sollte Ihnen diese Notiz nicht genügen, sollten Sie namentlich das Verhältnis zu Zink genau ermitteln wollen, so würde ich auf bloße Anfrage in Berlin kommen8 und zwar bald eine recht zuverlässige Antwort erhalten können; in diesem Fall wäre es wohl das Beste, sich den Codex nach Göttingen kommen zu lassen, wozu ich meine Vermittelung gern anerbiete, wenn es nöthig ist. Freilich wird auch dazu in jetzigen grauenhaften Kriegszeiten9 – ich rede so als ob sie schon da wären – nicht so bald Aussicht sein, und will ich, wenn Sie es wünschen, auch gern den andern Versuch machen.

Glaser’s Jahrbücher haben wir hier nicht und habe ich daher die Anzeige von Pallmann nicht gesehen.

Den Gruß von Professor Waitz erwiedere ich herzlichst. Wie wird es wohl bis zur Herbstsession in München mit unserem lieben Deutschland aussehen?

Hochachtungsvoll

Carl Hegel.

P. S. Von dem Druck habe ich gestern den 6. Correcturbogen erhalten. Es geht freilich langsam voran.