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Georg Gottfried Gervinus an Karl Hegel, Hotel Gießbach (Schweiz), 9. August 1866

Lieber Hegel.

Der Überbringer dieses, Herr Stud. Zöppritz, ist ein naher Anverwandter von mir, der eine Mono- und Biographie von Jacobi ausarbeitet und dazu gewisse Briefe auf der Erlanger Bibliothek benutzen will. Ich möchte ihn Dir bestens empfehlen. Sein geheimer Wunsch ist wohl, die Sammlung mit sich nach Hause nehmen zu dürffen (er hat immer mit seinen Körperzuständen zu schaffen;) ob dem aber willfahrt werden kann, wird von euren gesetzlichen Bestimmungen wohl abhängen.

Ich bin hier auf einer Zwischenstation, von wo aus ich mich nach Neapel und Rom für den Winter begeben will. Alte Erinnerungen tauchen nun auf. Es waren schöne Zeiten, da wir uns dort zusammen umtrieben.1 Von der jetzigen Reise verspreche ich mir nichts ähnliches. Ich weiß nicht, ob in Dir das Preußische Herz so stark schlägt, daß Du Freude an den heurigen Erlebnissen hast.2 Mir ist mein gutes Deutschland so gut wie begraben, wenn ich mir es unter dem preußischen Regimente denke und die Mannichfaltigkeit des Stammlebens ausgetilgt. Ich bin nicht unzufrieden damit, die nächste Zeit durch einem Winterauffenthalt entfernt zu sein, der mir ärztlich schon vor Jahr und Tag vorgeschrieben war.

An alle die Deinigen die herzlichsten Grüße. In alter Treue
Dein
Gervinus.