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Michael Stenglein an Karl Hegel, Bamberg, 28. August 1866

Verehrtester Herr Professor!

Mit größter Bereitwilligkeit und besonderem Vergnügen beehre ich mich allsogleich Ihnen die bezeichnete Nürnberger Chronik stante pede zu übersenden in der Hoffnung, es werde Ihnen das ziemliche voluminöse Paket portofrei zukommen, wenn ich die Sendung als amtliche Dienstsache an die Universitäts-Bibliothek addressire, habe ich diesen Weg gewählt, wenigstens empfange und schicke ich ohne Ausstand1 wechselseitig die entliehenen Bücher aus der Nürnberger Staatsbibliothek2 und Bamberger Bibliothek portofrei als Dienstsache mit amtlichem Siegel versehen.

Herr Professor Giesebrecht, mein sehr verehrter Freund sendet stets allsogleich nach Publikation der Schriften der Historischen Kommission der Bayerischen Academie; weshalb ich auch die verschiedenen Chroniken schnell nach dem Erscheinen empfange, und mich freue, daß schon 4 stattliche Bände den emsigen3 Fortgang bezeugen.

Hochachtungsvollst
ganz ergebenst
Dr. Michael Stenglein

P.S. Notabene vertere !!

P.S.

Nachdem ich bereits den Befehl an Sekretär erlassen habe, durch den Bibliotheks-Diener die 5 Foliobände II 59/a-e. hervorzusuchen, um sie allsogleich zu übersenden, findet sich, daß an dem bezeichneten Standorte nur die 4 Bände II. 59 b-e vorhanden sind.

Anfangs erschien mir das Fehlen des Iten Foliobandes unbegreiflich: allein das Nachschlagen des Ausleihjournals bringt mich auf die Vermuthung, daß dieser Ite Band durch den Irrthum des Bibliothekardieners verstellt, und nach einigen Tagen durch genauere Recherche nachgesendet werden solle.

Daß nur eine irrthümliche Verstellung statt haben wird, vermuthe ich deshalb, weil die Handschriften und gedruckten Sachen der Hellerschen Sammlung gleiche Signatur haben, und nur die Ansicht, ob ein Werk gedruckt oder geschrieben ist, den richtigen Standort bezeichnet. Nun haben Sie verehrtester Herr Professor gerade nur diesen I. Band am 29. Juni 1860 entliehen, aber am 3. April 1864 richtig wieder abgeliefert; wahrscheinlich hat nun der Bibliotheks-Diener statt zu den 4 unteren Bänden des Manuscripts – den ersten Band zu den gedruckten Büchern II.5 gestellt und da das Fach ganz besetzt war, einstweilen an einen anderen Ort gestellt.

Verloren ist dieser Ite Band gewiß nicht – aber wie es bei dergleichen Versehen geschieht, einige Mühe macht es schon, den verirrten Band wieder einzufangen aus den mehr als 10.000 Bänden betragenden Hellerschen gedruckten Büchern.

Sobald er sich vorfindet, soll er unverwandt nachgesendet werden, um aber die gewünschte bald mögliche Zusendung nicht zu verzögern, folgen einstweilen 2-5 Bd. Nach meinen Recherchen hat sich der Ite Band glücklich noch vorgefunden. –

Dr. Stenglein