Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie das Glossar noch glücklich vor Beginn der Vorlesungen beendigt haben, weil im andern Fall der Druck des Bandes hätte auf die Vollendung warten müssen. Warum es jetzt so langsam damit geht, verstehe ich nicht, da doch die Zeit drängt und das Vorwort längst gedruckt ist. Ich fürchte, daß es an Frensdorff liegt, von dem ich seit lang keine Nachricht habe. Ich erhielt am letzten Sonntag nach Verlauf einer ganzen Woche den 29. Bogen, auf welchem Ihr Glossar wohl erst halb fertig ist. Sobald dies auch nur in der Correctur ganz vorliegt und ich ersehen kann, wie viel es austrägt, werde ich Ihnen das Honorar sofort aus München zusenden lassen.
In dem Vorwort habe ich schon bemerkt, daß Frensdorff den Text des ersten Buchs besorgt hat.
Ich wünsche von Herzen Glück zu Ihrer Beförderung zum Ordinarius1. Das ist doch immer ein großer Schritt, wenn auch die Gehaltszulage allzu schmal ausgefallen ist. | Selbst bei uns hier wird kein Ordinarius unter 1200 florin angestellt, wo es doch so viel billiger als in Freiburg ist. Und wir halten auch das für zuwenig und haben es erreicht, daß jetzt 1400 florin als niedrigster Satz zählt, wobei wir aber doch auch dem Ministerium gegenüber immer die Norm von 1500 florin durchzusetzen bemüht sind. Hoffentlich wird sich das auch bald für Sie bessern!
Mit dem Königshofen ist es jetzt so weit, daß die Abschrift in besten Zügen ist. Dr. Reuß, der sie mit vieler Sorgfalt angefertigt, aber vom Sprachlichen nichts oder wenig versteht, hat mir die ersten Bogen als Probe schon vor einigen Wochen zugeschickt und habe ich ihm darauf noch neue Weisungen ertheilt. Eine Durchsicht mit Vergleichung des Originals ist durchaus nothwendig, um das Sprachliche richtig oder festzustellen; namentlich macht die Diphtongirung viel Schwierigkeit. Bis Weihnachten wird schon ein bedeutender Abschnitt abgeschrieben sein. Da wäre es nun recht schön, wenn Sie auf acht bis 14 Tage abkommen könnten, um in Straßburg selbst, denn anderswo kann es nicht sein, diese Vergleichung vorzunehmen. Eine große Bequemlichkeit gewährt es doch dabei, daß es dem ProfessorReuß, Vater des Dr. Reuß, durch seine nähere Beziehung zu dem Maire der Stadt gelungen ist | die Handschrift aus der Bibliothek ins Haus zu bekommen; wo man sie gut jede Stunde benutzen kann.
Reisegeld und Diäten zu 2 Thaler, womit in Straßburg nur eben auszukommen ist, werden vergütet und außerdem wollen Sie selbst das Arbeitshonorar für jeden Arbeitstag in Straßburg mir angeben und feststellen.
Mit dem Elsässischen Dialekt haben Sie sich beiläufig wohl schon beschäftigt: es ist merkwürdig, wie wenig er sich in der Zeit verändert hat! Wenn ich die Leute sprechen hörte, wurde ich oft genug an Königshofen erinnert.
Die Handschriftenbeschreibung übernehme ich selbst. Über den sprachlichen Charakter des Werks mögen Sie immerhin auch im Allgemeinen sich aussprechen. Doch das sind curae posteriores2. Jetzt kommt es darauf an, den Text so genau und richtig als möglich herzustellen, damit ein späterer uns nicht … etwa daran flickt; denn es ist sehr wohl möglich, daß die Chronik auch einmal in die Monumenta Germaniae Historica von Pertz aufgenommen wird.3
Ich bitte, geben Sie mir bald Ihre entgegenkommende Erklärung.
Kern wollen Sie gefälligst von mir grüßen und ihn auffordern mir Nachricht zu geben, ob er in den Weihnachtsferien an die Nürnberger Chronik kommen kann und, wenn auch nicht, wie er es Ostern4 zu halten gedenkt! Ich muß dringend wünschen, | daß er den Band recht bald vollendet. Die Handschriften habe ich noch alle zurückbehalten.
Ich wünsche Ihnen nebst Frau und Kind das beste Wohlergehen.
Von Herzen
der Ihrige Carl Hegel.
1Matthias Lexer (1830-1892) war 1863 Extraordinarius an der Universität Freiburg im Breisgau geworden, 1866 erfolgte seine Beförderung zum Ordinarius an derselben Universität, bevor er 1868 einem Ruf an die Universität Würzburg folgte, vgl. dazu DB . 21866 erschien der zweite Band mit Augsburger Chroniken im Rahmen des von Karl Hegel betreuten Editions-Unternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, Band 5 der Gesamtreihe; vgl. Chroniken der deutschen Städte, Bd. 5, Augsburg, Bd. 2. 3Text hier teilweise fragmentarisch durch Papierverlust. 421./22. April 1867.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 5, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, bearb. von Ferdinand
Frensdorff
, Bd. 2, Leipzig 1866. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59552/edition/54958 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 5, Augsburg, Bd. 2
1866
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger11915235513461420 Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger, oder Jakob von Köngishofen (1346–1420), Geschichtsschreiber von Straßburg und als Priester ordinirt seit 1382, Kapitelherr von St. Thomas in Straßburg seit 1395; er verfasste eine Chronik von Straßburg, die Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines monumentalen Editionswerks der Städtechroniken im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab. Siehe auch: Twinger von Königshofen, Jakob.
Reuß, Ernst RudolfRudolf Reuss11645417218411924Reuß, Ernst Rudolf (1841–1924), in Straßburg geborener Historiker und Bibliothekar, 1864 Gymnasiallehrer am Protestantischen Gymnasium in Straßburg, 1872 Bibliothekar an der Straßburger Stadtbibliothek, Sohn des Theologen Eduard Wilhelm Eugen Reuß (1804–1891).
Humann, Théodore18031873Humann, Théodore (1803–1873), war ein französischer Politiker und von 1864 bis 1870 Bürgermeister von Straßburg.
Pertz, Georg HeinrichGeorg Heinrich Pertz
HiKo
11859285817951876Pertz, Georg Heinrich (1795–1876), in Hannover geborener Historiker, Archivar und Bibliothekar, der von 1813 bis 1816 an der Universität Göttingen studierte und promoviert wurde. Er war von 1823 bis 1874 Leiter der Monumenta Germaniae Historica und gehörte im Jahre 1858 zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Hackmann, Auguste, verh. Lexer-18451919Hackmann, Auguste (1845–1919), Tochter des Nürnberger Kaufmanns Erich Hackmann und der Louise Racer, heiratete 1864 den Germanisten und Mitarbeiter Karl Hegels Matthias Lexer (1830–1892), mit dem sie zwei Söhne und zwei Töchter hatte.
Baden, GroßherzogtumDas im Jahre 1806 gebildete Großherzogtum Baden lag im Südwesten des Gebietes des Deutschen Bundes, dann des Deutschen Reiches zwischen Bodensee, Rhein und Tauber und grenzte von Westen aus im Uhrzeigersinn an Elsaß, Pfalz, Südhessen, Unterfranken und – von Norden nach Süden quer durch den Schwarzwald – an das Königreich Württemberg und an die Schweizer Eidgenossenschaft.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Straßburg48.584614,7.7507127Ehemalige Reichs-, Universitäts- und Bischofsstadt am Westufer des Rheines und an der Ill zwischen Vogesen im Westen und Schwarzwald im Osten gelegen.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Universität Freiburg (im Breisgau)Auf das Jahr 1457 zurückgehende Universität in Freiburg im Breisgau und damit einer der ältesten Universitäten innerhalb des deutschen Sprachraums.
Großherzogthum, GroßherzogtumTerritorium unter der Herrschaft eines Großherzogs.
GlossarErklärendes Wörterverzeichnis zu einer Textedition.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
Correctur, CorrecturenKorrektur bzw. Korrekturen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition bzw. Korrekturen im Rahmen einer Drucklegung; auch: Korrekturen von Abiturprüfungen.
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.
OrdinariusInhaber einer ordentlichen Professur und damit eines Lehrstuhls an einer Universität bzw. wissenschaftlichen Hochschule.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
MinisteriumSeit dem 19. Jahrhundert gebräuchlicher Begriff für die höchste Verwaltungsbehörde eines Landes mit einem bestimmten, ihr zugewiesenen Aufgabenbereich im Sinne von Ressort sowie Dienststelle; darüber hinaus auch die Gesamtheit der Minister, Ministerrat und Regierung bedeutend.
Königshofen's ChronikDer Straßburger Historiograph, Priester, Kanoniker an St. Thomas in Straßburg, Historiker und Chronist Jakob Twinger bzw. Jakob von Königshofen (1346-1420) verfasste eine umfangreiche Chronik von Straßburg in deutscher Sprache, die er zunächst durch eine lateinische Materialsammlung vorbereitet hatte. Diese Chronik hatte Karl Hegel in seiner Editionsreihe, die er für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab, selbst bearbeitet und veröffentlicht. Karl Hegel (1813-1901) veröffentlichte zu diesem Chronisten und seiner Chronik auch einen Artikel in der Deutschen Biographie, vgl. dazu: DB , sowie
Chroniken der deutschen Städte, Bd. 8, Straßburg, Bd.1,
und
Chroniken der deutschen Städte, Bd. 9, Straßburg, Bd. 2.
AbschriftAbgeschriebener Text, Duplikat bzw. Kopie, häufig auch als Hilfsmittel im Rahmen einer historisch-kritischen Edition gebräuchlich bzw. als Textgrundlage einer Edition für die Drucklegung.
Original(e), Originalhandschrift(en); OriginalienUrsprüngliche handschriftliche Quelle(n); Originalschriften; Originalwerk (z. B. literarisches Werk etc.).
DiphtongirungDiphtongierung als Lautwandel von einem einfachen Vokal zu einer Folge von zwei Vokalen.
MaireFranzösische Bezeichnung für Bürgermeister.
Reisegeld, ReisegelderReise- oder Fahrgeld bezeichnet ausgezahltes Geld von Seiten des Arbeitgebers für eine Dienstreise des Mitarbeiters, siehe auch: Reisekosten und Reisediäten.
Elsässischer Dialect, Elsässischer DialektAuch „Elsässisch“ als Bezeichnung für die im Elsass verbreiteten alemannischen, südfränkischen und rheinfränkischen Dialekte.
Handschriftenbeschreibunge(n), Handschriften-Beschreibung(en)Wissenschaftliche Erläuterung(en) von Handschrift(en) im Rahmen einer historisch-kritischen Edition.
curae posterioresAus dem Lateinischen für: „spätere Sorgen“.
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis