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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 29. November 1866

Theurer Freund!

Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie das Glossar noch glücklich vor Beginn der Vorlesungen beendigt haben, weil im andern Fall der Druck des Bandes hätte auf die Vollendung warten müssen. Warum es jetzt so langsam damit geht, verstehe ich nicht, da doch die Zeit drängt und das Vorwort längst gedruckt ist. Ich fürchte, daß es an Frensdorff liegt, von dem ich seit lang keine Nachricht habe. Ich erhielt am letzten Sonntag nach Verlauf einer ganzen Woche den 29. Bogen, auf welchem Ihr Glossar wohl erst halb fertig ist. Sobald dies auch nur in der Correctur ganz vorliegt und ich ersehen kann, wie viel es austrägt, werde ich Ihnen das Honorar sofort aus München zusenden lassen.

In dem Vorwort habe ich schon bemerkt, daß Frensdorff den Text des ersten Buchs besorgt hat.

Ich wünsche von Herzen Glück zu Ihrer Beförderung zum Ordinarius1. Das ist doch immer ein großer Schritt, wenn auch die Gehaltszulage allzu schmal ausgefallen ist. Selbst bei uns hier wird kein Ordinarius unter 1200 florin angestellt, wo es doch so viel billiger als in Freiburg ist. Und wir halten auch das für zuwenig und haben es erreicht, daß jetzt 1400 florin als niedrigster Satz zählt, wobei wir aber doch auch dem Ministerium gegenüber immer die Norm von 1500 florin durchzusetzen bemüht sind. Hoffentlich wird sich das auch bald für Sie bessern!

Mit dem Königshofen ist es jetzt so weit, daß die Abschrift in besten Zügen ist. Dr. Reuß, der sie mit vieler Sorgfalt angefertigt, aber vom Sprachlichen nichts oder wenig versteht, hat mir die ersten Bogen als Probe schon vor einigen Wochen zugeschickt und habe ich ihm darauf noch neue Weisungen ertheilt. Eine Durchsicht mit Vergleichung des Originals ist durchaus nothwendig, um das Sprachliche richtig oder festzustellen; namentlich macht die Diphtongirung viel Schwierigkeit. Bis Weihnachten wird schon ein bedeutender Abschnitt abgeschrieben sein. Da wäre es nun recht schön, wenn Sie auf acht bis 14 Tage abkommen könnten, um in Straßburg selbst, denn anderswo kann es nicht sein, diese Vergleichung vorzunehmen. Eine große Bequemlichkeit gewährt es doch dabei, daß es dem Professor Reuß, Vater des Dr. Reuß, durch seine nähere Beziehung zu dem Maire der Stadt gelungen ist die Handschrift aus der Bibliothek ins Haus zu bekommen; wo man sie gut jede Stunde benutzen kann.

Reisegeld und Diäten zu 2 Thaler, womit in Straßburg nur eben auszukommen ist, werden vergütet und außerdem wollen Sie selbst das Arbeitshonorar für jeden Arbeitstag in Straßburg mir angeben und feststellen.

Mit dem Elsässischen Dialekt haben Sie sich beiläufig wohl schon beschäftigt: es ist merkwürdig, wie wenig er sich in der Zeit verändert hat! Wenn ich die Leute sprechen hörte, wurde ich oft genug an Königshofen erinnert.

Die Handschriftenbeschreibung übernehme ich selbst. Über den sprachlichen Charakter des Werks mögen Sie immerhin auch im Allgemeinen sich aussprechen. Doch das sind curae posteriores2. Jetzt kommt es darauf an, den Text so genau und richtig als möglich herzustellen, damit ein späterer uns nicht etwa daran flickt; denn es ist sehr wohl möglich, daß die Chronik auch einmal in die Monumenta Germaniae Historica von Pertz aufgenommen wird.3

Ich bitte, geben Sie mir bald Ihre entgegenkommende Erklärung.

Kern wollen Sie gefälligst von mir grüßen und ihn auffordern mir Nachricht zu geben, ob er in den Weihnachtsferien an die Nürnberger Chronik kommen kann und, wenn auch nicht, wie er es Ostern4 zu halten gedenkt! Ich muß dringend wünschen, daß er den Band recht bald vollendet. Die Handschriften habe ich noch alle zurückbehalten.

Ich wünsche Ihnen nebst Frau und Kind das beste Wohlergehen.

Von Herzen
der Ihrige
Carl Hegel.