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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 9. Februar 1867

Theurer Freund!1

Das ist freilich ein recht curioser, aber nicht unliebenswürdiger deutscher Kauz, dessen Brief2 ich Ihnen mit Dank für die Mittheilung zurückschicke.

In Betreff Straßburgs bleibt es bei der Verabredung und höre ich gern, daß Sie schon am 5 März von Freiburg abzureisen gedenken. Nach eben eingezogener Erkundigung wird die ganze Abschrift noch vor Ende dieses Monats fertig sein, und ist auch Hoffnung, daß die Originalhandschrift zu Hause bei Dr. Reuß von Ihnen wird benutzt werden können.

Dies ist natürlich eine große Hauptsache, da wenn sie an die Stadtbibliothek zurückgegeben werden müßte, Sie dort nur in den Nachmittagstunden von 2-3 Uhr arbeiten könnten. Es ist eine hohe Vergünstigung das Maire für Professor Reuß, daß die Handschrift an ihn herausgegeben wurde; auf wie lange? steht dahin, und muß man jeden Tag auf die Zurückforderung gefaßt sein. Die Herrn sind dort sehr eifersüchtig geworden, seitdem ich da war, und haben selbst eine Commission gebildet, welche sich die Herausgabe der Elsässer zur Aufgabe macht, und weshalb ich nicht früher davon geredet haben wollte.

Wären diese Umstände nicht, so würde ich Sie bitten erst später nach Straßburg gehen, damit wir dort sogleich zusammentreffen könnten, denn ich werde schwerlich, vor Ende des März meine Vorlesungen schließen (da unser Schluß sich nach Ostern3 richtet), also auch nicht früher nach Straßburg kommen.

Ich werde gegen Ende dieses Monats Ihnen einen Vorschuß von 100 florin aus München zusenden lassen und hierüber selbst quittiren. Bis dahin erhalten Sie noch weitere Nachricht und Anweisung.

Ich grüße Kern und rechne auf sein Kommen in den Ferien, vorausgesetzt daß er seine Arbeit, so wie ich ihm geschrieben4, nun endlich zu Ende bringen will.

Ihr
aufrichtig ergebener
Carl Hegel.