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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 2. Juli 1867

Theurer Freund!1

Mögen Sie nicht einen Mangel an Theilnahme darin erkennen, daß ich erst so spät dazu komme, Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zu der erfreulichen Vermehrung Ihrer Familie2 durch die Geburt eines Knäblein auszusprechen, welche Sie so freundlich waren mir sofort anzuzeigen. Auch meine Frau hat sich herzlich darüber gefreut und schließt sich meinem Glückwunsch an. Möge Ihnen und Ihrer lieben Frau dies Kindlein durch glückliches Gedeihen fortdauernd nur Freude bereiten!

Ich hoffte Ihnen den beiliegenden Band meines Handexemplars von Closener schon viel früher zusenden zu können, doch mochte ich mich immer noch nicht davon trennen, um noch dies und jenes anzumerken. Sie haben mir bereits freundlich zugesagt, den Text durchlesen zu wollen, um mich vor der Vergleichung desselben mit dem Original auf diejenigen Punkte in sprachlicher Beziehung noch bestimmter hinzuweisen, auf welche besonders das Augenmerk zu richten wäre. An Fehlern der Abschrift und des Abdrucks ist, wie Sie finden werden kein Mangel: Manches habe ich bereits angemerkt. Sie werden noch Anderes finden, was Sie gefälligst gleichfalls mit Bleistift auf den durchschossenen Blättern notiern wollen. Ich ersuche Sie ferner um Ihr Urtheil über die Grundsätze der sprachlichen Behandlung, welche Schott S. X ff des Vorworts aufgestellt hat; im Ganzen werden Sie wohl mit denselben einverstanden sein. Auch ich würde Bedenken tragen eine gleichförmige Schreibweise durchzuführen wo es nicht gerade nöthig ist. Wenn z. B. Closener bald Strasberg, bald Stroßeberg schreibt; warum sollte man das nicht beibehalten? Da die eine Form vor der andern wohl kaum den Vorzug verdient.

Es würde mir lieb sein, wenn ich mein Handexemplar bald wieder zurückbekommen könnte.

Leider bin ich durch die Vorlesungen und andre Universitätsgeschäfte, die mir reichlich aufgebürdet sind, am raschen Fortschreiten meiner Arbeit verhindert; das Beste in dieser Beziehung muß man sich für die Ferien vorbehalten.

Weizsäcker wird uns allem Anschein nach verlassen, obwohl er mit seiner langen Verhandlung mit der württembergischen Regierung immer noch nicht ganz im Reinen ist; längst entschieden ist, daß Delitzsch zum Herbst weggeht, ein großer Verlust für unsre Universität, der nicht zu ersetzen sein wird.

Mir und den Meinigen geht es wohl und wünsche ich von Herzen, daß es ebenso bei Ihnen stehen möge!

Meine Empfehlung an Ihre liebe Frau.
Freundschaftlich
der Ihrige
Carl Hegel

P. S. An Kern lege ich ein paar Zeilen bei3.