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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 9. März 1868

Lieber Manuel!

Meinen besten Dank für Deine Benachrichtigung1 wegen der Amerikaner2. Der Curs hat sich in den letzten Tagen wieder etwas gehoben, aber noch nicht bis 76. Die Nachrichten aus Amerika lauten immer ungünstiger. Ich bin bereit auch zu 75 ¾ oder 5/8, selbst zu 75 ½ zu verkaufen, wenn der Curs nicht höher hinauf will. Cöln-Mindener Stamm Actien sind mir recht und zwar möchte ich 10 Stück haben. Für Übersendung des übrigen Geldes ist eine Anweisung an die Nürnberger Bank3 am bequemsten, vorausgesetzt daß die Spesen nicht über 1 promille betragen. Bei einer solchen, wenn sie auf meine Person lautet, wird am Porto gespart, da nicht nöthig ist den Betrag anders als durch Recommandation4 des Briefs zu versichern. Wenn Du das Geld in Papier schickst, bitte ich Dich die Hälfte anzugeben.

Meinen Vortrag über Friedrich Barbarossa habe ich am vergangenen Mittwoch5 vor einem zahlreichen Publicum gehalten. Durch die Betonung der Reichseinheit scheine ich bei bavarischen Gemüthern einigermaßen Anstoß erregt zu haben. Dein Vortrag im Evangelischen Verein fällt auf heute; es sind schon 12 Jahre her, als ich dort debütirte.6 Am Freitag7 konnten wir unser Annchen in einer Aufführung unserer Singakademie hören, wobei auch Mariechen Schmidtlein als gefährliche Rivalin auftrat, welche in letzter Zeit bei Frl. Baum täglich eine Stunde Unterricht erhalten hat. Indessen hat Anna durch diese Nebenbuhlerschaft an Beifall nichts eingebüßt; ihre Stimme ist klar und silberhell, ihre Erscheinung so anspruchslos als anmuthig, womit jedoch keineswegs gesagt sein soll, daß die Rivalin das Gegentheil davon ist; sie hat den Vorzug der größeren Schulübung; nur die Stimme, wenn auch klangvoll, spricht doch weniger an. Unser Georg steht zwar täglich auf, trägt aber den Arm noch in der Schiene und wird auch noch länger zu Hause bleiben müssen.

Mit herzlichen Grüßen an Deine Lieben
Dein Bruder Karl.