Auf eine vor Kurzem an mich gelangte Anfrage des Herrn Professors von
Kern erlaube ich mir, das Bamberger
Literaturrepertorium Ihnen zuzusenden, da ich voraussetze, daß Sie doch öfter an Kern zu schreiben oder zu schicken haben. Wollen Sie ihm dann gefälligst auch den einliegenden Brief zugehen lassen!
Zugleich benutze ich die Gelegenheit, auch an unsere frühere Abrede wegen der Bamberger Sachen wieder anzuknüpfen. Ich bin gegenwärtig hier in Meiningen, aber nur für einige Tage zum Besuch. Nach einigem Aufenthalt in Gotha, wo ich das Archiv zu benutzen vorhabe, werde ich dann nach Bückeburg zurückkehren. Die Arbeit dort hat sich nämlich derartig in die Länge gezogen, daß ich noch immer | den künftigen Winter damit beschäftigt sein werde und frühestens zu Frühjahr 1869 auf die Vollendung rechnen darf. Die Masse des Materials, wenn es auch großentheils von sehr geringem Werthe ist, ist doch so groß, daß eine frühere Erledigung kaum zu bewirken war.
Inzwischen habe ich die Fortsetzung der thüringischen Geschichte lebhaft in Angriff genommen und hoffe damit auch etwa bis zum nächsten Frühjahr einen Abschluß zu erreichen. Bisher hätte ich daneben kaum noch eine andere Arbeit unternehmen können. Von jetzt ab aber gedenke ich die thüringische Arbeit mehr allmählich reifen zu lassen und wäre mir die Beschäftigung mit anderweitigem Stoffe sehr erwünscht. Vielleicht entspricht es dann auch Ihren Wünschen, wenn ich nunmehr die Bamberger Sachen wieder aufnehme und zu einem gewissen Abschluß führe.
Meinerseits scheint mir gut, daß wir uns hier auf den Immunitätenbericht und die Bauernkriegsberichte beschränken, die Markgrafenkriegssachen aber zurückstellen. Die letzteren gehören ja ohnehin nicht in den ursprünglichen Plan der Chro- | niken und bieten zuletzt wenig genug. Ueberhaupt ist mir der Gedanke schon oft peinlich gewesen, daß ich auf ein für den Zweck der Städtechroniken so unfruchtbares Feld gerathen bin. Ein im strengen Sinn so zu nennendes Schriftstück besitzt ja eigentlich Bamberg so wenig als überhaupt Oberfranken.
Was den Immunitätenbericht betrifft, so bin ich noch der Ansicht, daß, da hier einmal der Kreis eigentlicher Stadtchroniken verlassen wird, wir diesen Weg auch consequent verfolgen und den Bericht nun ganz als urkundlichen Beitrag zur Stadtgeschichte behandeln. Ihn selbst würde ich jetzt so kurz als möglich fassen, die in ihm enthaltenen Urkunden bis auf die wichtigsten nur im Auszug geben; dagegen bin ich dann dafür, daß auch die anderweitigen bezüglichen Urkunden anfangsweise wenigstens im Auszug mitgetheilt werden. So wird wenigstens die Stadtgeschichte sichere und wichtige Aufklärung erhalten.
Es wäre mir insofern recht lieb, diese Arbeiten wenigstens zum vorläufigen Abschluß zu bringen, als mit der Zeit das Gedächtniß für manche Einzelheit natürlich immer mehr entschwindet. Schließlich würde ja freilich wol noch ein zeitweiliger Aufenthalt an Ort und | Stelle erforderlich sein; überhaupt hängt ja aber der völlige Abschlag und Druck der Bambergensien ab von der Uebereinstimmung mit Ihren ferneren Plänen, deren weiter Ausdehnung ich mit großem Interesse gefolgt bin.
Ihre gefällige Antwort wollen Sie nur an die Adresse meiner Eltern gelangen lassen, von wo aus sie mich auch nach meiner Abreise am Sichersten erreichen wird. Meine Eltern empfehlen sich Ihnen wie auch ich aufs Beste.
Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Dr. Knochenhauer.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Meiningen50.56761,10.4153029Etwa 60 Kilometer südlich von Eisenach und etwa 70 Kilometer nördlich von Schweinfurt gelegene Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
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UB Erlangen-Nürnberg
1000
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Knochenhauer, Karl Wilhelm 11625849718051875Knochenhauer, Karl Wilhelm (1805–1875), in Potsdam geborener Pädagoge und Physiker, der im Jahre 1838 erster Rektor des neu gegründeten Realgymnasiums in Meiningen wurde.
Gotha50.9494849,10.7014435Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, die 1847 Anschluß an das Eisenbahnnetz fand, etwa 220 Kilometer nördlich von Nürnberg am Nordhang des Thüringer Waldes gelegen.
Bückeburg52.2611037,9.0488959Im heutigen Niedersachsen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (ca. zehn Kilometer von der ostfälischen Stadt Minden) gelegene Kreisstadt (Landkreis Schaumburg); im 17. Jahrhundert war sie Residenzstadt der Grafschaft Schaumburg-Lippe, von 1807 bis 1919 des Fürstentums, später - bis 1946 - Hauptstadt des republikanischen Freistaates.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
OberfrankenIm Norden des Königreichs Bayern gelegener Teil Frankens, der an Sachsen und Thüringen grenzt. Die größten Städte in Oberfranken sind Bamberg, gefolgt von Bayreuth, Hof, Coburg und Forchheim.
Remuneration, RemunerationenZusätzliche Bezahlung, Gratifikation; hier auch im Sinne von Gegenleistung(en) und Vergütung(en) gebraucht im Sinne einer regelmäßigen Gehalts- bzw. Lohnzahlung.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
Lit(t)eratur, Lit(t)eraturenLiteratur, Plural: Literaturen, im Verständnis des 19. Jahrhunderts Synonym und Oberbegriff für alle sprachlichen (mündlich oder schriftlich fixierten) Zeugnisse; im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts auch bereits verwendet als Synonym für „wissenschaftliche Fachliteratur“.
RepertoriumIm Archivwesen geläufiger Begriff für Findmittel und Findhilfen in Form von Verzeichnissen, Findbüchern (oft auch als Synonym für Repertorium verwendet), Karteien oder Spezialinventare als Ergebnisse der Erschließung und Verzeichnung von Archivalien (z. B. Handschriften), also Beständen eines Archivs, welche auch bestandsbezogen, bestandsübergreifend oder auch archivübergreifend sein können.
Thüringische Geschichte (Knochenhauer; 1863/1871)Forschungen des ehemaligen Mitarbeiters Karl Hegels (1813-1901), Theodor Knochenhauer (1842-1869), welche in zwei Bänden 1863 und 1871 (postum) erschienen unter folgenden bibliographischen Titeln: „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit. Von Dr. Theodor Knochenhauer. Gotha 1863“, sowie „Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhausers (1039-1247) von Theodor Knochenhauer. Mit Anmerkungen herausgegeben von Karl Menzel. Mit Vorwort und einer Lebensskizze des Verfassers von R[udolph Usinger]. Gotha 1871“; den 1871 veröffentlichten Fortsetzungsband hatte Theodor Knochenhauer parallel zu seinen Arbeiten für das Hegelsche Editionsprojekt im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München erarbeitet.
Immunität, ImmunitätenAus dem Lateinischen von: „immunita“ für: Dienst- und Abgabefreiheit, zurückgehend auf die römische Antike für die Freiheit der kaiserlichen Domänen von öffentlichen Abgaben und Lasten, was sich in der Spätantike auch auf den kirchlichen Bereich übertrug und auch weiterhin Bestand hatte.
BauernkriegBereits zeitgenössische, nicht von den Aufständischen selbst geprägte oder verwendete Bezeichnung vornehmlich für die Ereignisse im Jahr 1525 (mitunter auch im Gebiet des heutigen Franken, in Bamberg speziell in den Jahren 1524/25), in welchem an verschiedenen Orten Bauern, Städter und Bergleute für eine frühe Form von Menschenrechten zwischen den Jahren 1524 bis 1526 in Form von Aufständen eintraten.
MarkgrafenkriegIn Nürnberg gab es zwei Markgrafenkriege. Der erste fand als eigentlicher militärischer Konflikt in den Jahren 1449/50 statt, wobei die Vorläufer dafür (Bündnis des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (1414-1486) mit den fränkischen Fürsten, Grafen und Rittern) seit 1446 festzumachen sind. Ziel des Markgrafen war es, Nürnberg seiner Hoheitsrechte im weiteren Umkreis und auf längere Sicht seiner politischen Unabhängigkeit zu berauben, was die Stadt durch ihre enorme Finanzkraft – trotz massiver Zerstörungen und Plünderungen auf beiden Seiten – abwehren konnte. Der Konflikt wurde mit dem Laufer Vertrag 1453, in dem Nürnberg sämtliche Hoheitsrechte behaupten konnte, beigelegt. Der zweite Markgrafenkrieg fand zwischen 1552 bis 1554 statt und ging zurück auf die Pläne des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522-1557), der unter Zerstörung der wirtschaftlichen Stellung Nürnbergs und durch die Säkularisierung der Hochstifte ein zollerisches Herzogtum Franken kreieren wollte. Es kam zu mehreren grausam geführten Raubzügen und schweren Verwüstungen besonders in den Bistümern Bamberg und Würzburg sowie im Nürnberger Landgebiet (Lauf, Altdorf, Hersbruck). Auch hiergegen konnte sich die Stadt Nürnberg trotz Belagerung dank seiner nochmals verstärkten Stadtbefestigung wehren, büßte anschließend jedoch durch die enorm hohen Kosten (ca. vier Millionen Gulden) dieser Verteidigung und die durch den Krieg verursachten Schäden ihre bis dahin ungebrochene Finanzkraft ein, wovon sie sich nie mehr richtig zu erholen vermochte.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
StadtgeschichteGeschichtswissenschaftliche Disziplin, die sich mit der historischen Erforschung einer Stadt beschäftigt.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
BambergensienSammlung des ersten Bibliothekars der 1803 gegründeten heutigen Staatsbibliothek Bamberg Heinrich Joachim Jaeck (1777-1847) mit Archivalien Bamberg betreffend, die er dementsprechend „Bambergiensien“ bezeichnete und welche in sachlich-thematischer Gliederung vorliegt.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.