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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Meiningen, 28. Mai 1868

Antwort: Die Vollendung der Bearbeitung der beiden Stücke sei erwünscht, eine weitere Remuneration könne ich nicht bewilligen.1

Geehrtester Herr Professor!

Auf eine vor Kurzem an mich gelangte Anfrage des Herrn Professors von Kern erlaube ich mir, das Bamberger Literaturrepertorium Ihnen zuzusenden, da ich voraussetze, daß Sie doch öfter an Kern zu schreiben oder zu schicken haben. Wollen Sie ihm dann gefälligst auch den einliegenden Brief3 zugehen lassen!

Zugleich benutze ich die Gelegenheit, auch an unsere frühere Abrede wegen der Bamberger Sachen wieder anzuknüpfen. Ich bin gegenwärtig hier in Meiningen, aber nur für einige Tage zum Besuch. Nach einigem Aufenthalt in Gotha, wo ich das Archiv zu benutzen vorhabe, werde ich dann nach Bückeburg zurückkehren. Die Arbeit dort hat sich nämlich derartig in die Länge gezogen, daß ich noch immer den künftigen Winter damit beschäftigt sein werde und frühestens zu Frühjahr 1869 auf die Vollendung rechnen darf. Die Masse des Materials, wenn es auch großentheils von sehr geringem Werthe ist, ist doch so groß, daß eine frühere Erledigung kaum zu bewirken war.

Inzwischen habe ich die Fortsetzung der thüringischen Geschichte lebhaft in Angriff genommen und hoffe damit auch etwa bis zum nächsten Frühjahr einen Abschluß zu erreichen. Bisher hätte ich daneben kaum noch eine andere Arbeit unternehmen können. Von jetzt ab aber gedenke ich die thüringische Arbeit mehr allmählich reifen zu lassen und wäre mir die Beschäftigung mit anderweitigem Stoffe sehr erwünscht. Vielleicht entspricht es dann auch Ihren Wünschen, wenn ich nunmehr die Bamberger Sachen wieder aufnehme und zu einem gewissen Abschluß führe.

Meinerseits scheint mir gut, daß wir uns hier auf den Immunitätenbericht und die Bauernkriegsberichte beschränken, die Markgrafenkriegssachen aber zurückstellen. Die letzteren gehören ja ohnehin nicht in den ursprünglichen Plan der Chro- niken und bieten zuletzt wenig genug. Ueberhaupt ist mir der Gedanke schon oft peinlich gewesen, daß ich auf ein für den Zweck der Städtechroniken so unfruchtbares Feld gerathen bin. Ein im strengen Sinn so zu nennendes Schriftstück besitzt ja eigentlich Bamberg so wenig als überhaupt Oberfranken.

Was den Immunitätenbericht betrifft, so bin ich noch der Ansicht, daß, da hier einmal der Kreis eigentlicher Stadtchroniken verlassen wird, wir diesen Weg auch consequent verfolgen und den Bericht nun ganz als urkundlichen Beitrag zur Stadtgeschichte behandeln. Ihn selbst würde ich jetzt so kurz als möglich fassen, die in ihm enthaltenen Urkunden bis auf die wichtigsten nur im Auszug geben; dagegen bin ich dann dafür, daß auch die anderweitigen bezüglichen Urkunden anfangsweise wenigstens im Auszug mitgetheilt werden. So wird wenigstens die Stadtgeschichte sichere und wichtige Aufklärung erhalten.

Es wäre mir insofern recht lieb, diese Arbeiten wenigstens zum vorläufigen Abschluß zu bringen, als mit der Zeit das Gedächtniß für manche Einzelheit natürlich immer mehr entschwindet. Schließlich würde ja freilich wol noch ein zeitweiliger Aufenthalt an Ort und Stelle erforderlich sein; überhaupt hängt ja aber der völlige Abschlag und Druck der Bambergensien ab von der Uebereinstimmung mit Ihren ferneren Plänen, deren weiter Ausdehnung ich mit großem Interesse gefolgt bin.

Ihre gefällige Antwort wollen Sie nur an die Adresse meiner Eltern gelangen lassen, von wo aus sie mich auch nach meiner Abreise am Sichersten erreichen wird. Meine Eltern empfehlen sich Ihnen wie auch ich aufs Beste.

Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Dr. Knochenhauer.