Für die freundliche Beantwortung meines Briefes dankend, erlaube ich mir noch einmal auf die Sache zurückzukommen.
Da auch Sie danach gerne sehen, wenn ich die beiden Bamberger Stücke vorläufig in meinem Sinn in der Bearbeitung vollende, so ersuche ich Sie, mir das Manuscript hierher zu schicken. Ich werde es dann in Bückeburg, wohin ich in diesen Tagen abzureisen gedenke, den Winter über vornehmen können. – An eine
Remuneration
für diese Arbeit habe ich selbst nicht gedacht.
Mein Grund ist einmal der, daß diese vorläufige Vollendung doch geschehen muß, wenn auch die fränkischen Sachen noch lange nicht zum Druck kommen sollten, und daß sie dann besser früher als später geschieht; dazu kommt der persönliche, daß ich in Bückeburg gerne den Winter über noch eine eigene Arbeit
| mehr unter Händen habe. Fast noch mehr als die trockene Arbeit im Archiv drückte mich schon im vorigen Winter das gesellige Leben der Kleinstadt, in dem für wissenschaftliche und geistige Interessen fast gar kein Raum vorhanden ist.
Ich werde mir später erlauben, Ihnen weitere Nachricht von mir zu geben und sage Ihnen für Ihre freundliche Gesinnung gegen mich den besten Dank.
Hochachtungsvoll ergeben
Dr. Knochenhauer.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Meiningen50.56761,10.4153029Etwa 60 Kilometer südlich von Eisenach und etwa 70 Kilometer nördlich von Schweinfurt gelegene Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
.
UB Erlangen-Nürnberg
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Bückeburg52.2611037,9.0488959Im heutigen Niedersachsen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (ca. zehn Kilometer von der ostfälischen Stadt Minden) gelegene Kreisstadt (Landkreis Schaumburg); im 17. Jahrhundert war sie Residenzstadt der Grafschaft Schaumburg-Lippe, von 1807 bis 1919 des Fürstentums, später - bis 1946 - Hauptstadt des republikanischen Freistaates.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
Bamberger Immunitätenstreit (1430-1446)Sich länger hinziehender Machtkampf in Bamberg zwischen Domkapitel, Bischof und Stadt um den Status der Dienst- und Abgabenfreiheit (Immunitäten) in Bezug auf das Domkapitel und der damit verbundenen Kollegiatstifte nach dem Neubau der Stadtmauer in Anschluss an den Hussiteneinfall von 1430, was eine Neuintegration umfangreicher Sonderbezirke in die Stadt erforderlich machte und zu einer Benachteiligung des Domkpitels hinsichtlich der Besteuerung führte; im Zuge dieses Streits fanden auch kriegerische Auseinandersetzungen statt. So kam es 1435 zu einer Erstürmung des Klosters Michelsberg durch die Bevölkerung, was als Gegenreaktion zur Belagerung Bambergs durch ein Heer des Bischofs und des Stiftsadels führte, worauf sich die in der Hegelschen Korrespondenz genannte „Einschließung Bambergs“ bezieht.
BauernkriegBereits zeitgenössische, nicht von den Aufständischen selbst geprägte oder verwendete Bezeichnung vornehmlich für die Ereignisse im Jahr 1525 (mitunter auch im Gebiet des heutigen Franken, in Bamberg speziell in den Jahren 1524/25), in welchem an verschiedenen Orten Bauern, Städter und Bergleute für eine frühe Form von Menschenrechten zwischen den Jahren 1524 bis 1526 in Form von Aufständen eintraten.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
Remuneration, RemunerationenZusätzliche Bezahlung, Gratifikation; hier auch im Sinne von Gegenleistung(en) und Vergütung(en) gebraucht im Sinne einer regelmäßigen Gehalts- bzw. Lohnzahlung.
FränkischZu Franken gehörend, Franken betreffend, Franken zuzuordnen; auch: auf das vom 5. bis ins 9. Jahrhundert bestehende sogenannte „Fränkische Reich“ bzw. „Frankenreich“ bezogen.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.