Leider geht es mir mit jener Stelle im Koenigshofen nicht anders als Ihnen selbst: ich habe mich besonnen und habe nachgesucht, aber einen Autor nirgend aufgefunden. Vielleicht aber gab es auch keinen solchen, naemlich einen schriftlichen: dergleichen Dinge mochten ebenso wohl blos mündlich umlaufen. Einen dem aehnlichen Eindruck macht mir die ganze vorhergehende Schöpfungsgeschichte, insofern sie mir aus der blossen Erinnerung an das, was Koenigshofen hier und dort über diesen Gegenstand gehoert und gelesen, nicht aber in der Art aufgesetzt scheint, daß er eine bestimmte Darstellung zu Hand gehabt und ihr nachgeschrieben hätte. In letzterem Falle würde er| er kaum den Fehler machen von neun Engelchoeren als deren ursprünglicher Zahl zu sprechen: ursprünglich waren ja deren zehn, aber einer gieng durch Lucifers Auflehnung und Fall verloren, und nur um diese Lücke wieder zu ergänzen schuf Gott den Menschen.
Es wird mich sehr freuen, wenn meine Gesundheit, die gegenwärtig etwas wankelhaft geworden, mir erlaubt im Herbst die Münchner Sitzung1 zu besuchen und so auch mit Ihnen wieder einige angenehme Tage zu verleben. Verbergen kann ich mir freilich nicht, daß ich ein ziemlich überflüssiges Mitglied2 bin.
Inzwischen empfehle ich mich Ihnen bestens als
Ihr achtungsvoll ergebener Wilhelm Wackernagel
1Die neunte Plenarversammlung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften fand vom 30. September bis 5. Oktober 1868 in München statt; vgl. Neuhaus, 150 Jahre Historische Kommission, S. 22. 2Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.
Wackernagel, WilhelmWilhelm Wackernagel
HiKo
11708651718061869Wackernagel, Wilhelm (1806–1869), in Berlin geborener deutscher Schriftsteller, Germanist, Historiker und Philologe, der nach seinem Studium von 1824 bis 1827 an der Berliner Universität im Jahre 1833 Professor an der Universität Basel und 1835 dort ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur wurde. Im Jahre 1863 wurde er ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Basel47.5581077,7.5878261Schweizer Stadt am Rhein, circa 150 Kilometer westlich von Konstanz am Bodensee und etwa 70 Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau gelegen.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger11915235513461420 Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger, oder Jakob von Köngishofen (1346–1420), Geschichtsschreiber von Straßburg und als Priester ordinirt seit 1382, Kapitelherr von St. Thomas in Straßburg seit 1395; er verfasste eine Chronik von Straßburg, die Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines monumentalen Editionswerks der Städtechroniken im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab. Siehe auch: Twinger von Königshofen, Jakob.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Königshofen's ChronikDer Straßburger Historiograph, Priester, Kanoniker an St. Thomas in Straßburg, Historiker und Chronist Jakob Twinger bzw. Jakob von Königshofen (1346-1420) verfasste eine umfangreiche Chronik von Straßburg in deutscher Sprache, die er zunächst durch eine lateinische Materialsammlung vorbereitet hatte. Diese Chronik hatte Karl Hegel in seiner Editionsreihe, die er für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab, selbst bearbeitet und veröffentlicht. Karl Hegel (1813-1901) veröffentlichte zu diesem Chronisten und seiner Chronik auch einen Artikel in der Deutschen Biographie, vgl. dazu: DB , sowie
Chroniken der deutschen Städte, Bd. 8, Straßburg, Bd.1,
und
Chroniken der deutschen Städte, Bd. 9, Straßburg, Bd. 2.
SchöpfungsgeschichteInnerhalb des Christentums Erzählung über die Erschaffung der Welt durch Gott (Sechstagewerk), mit der die Bibel (Buch Genesis) beginnt.
EngelchöreBezug auf die sich innerhalb des Christentums im Frühmittelalter etablierende Einteilung der himmlischen Wesen in neun Ordnungen, als sogenannte „Neun Engel der Chöre“, untergliedert in Hierarchien.
LuciferDer Name „Lucifer“ bzw. „Luzifer“ stammt ursprünglich aus der römischen Mythologie als Personifikation des Morgensterns, in wörtlicher Übersetzung „Lichtträger“ bedeutend; im Christentum charakterisiert er den gefallenen Erzengel (Mythologie bereits vorchristlichen Ursprungs), auch als Bringer des Lichts geltend (Nähe zu „Prometheus“ aus der griechischen Mythologie), der gegen Gott rebellierte und infolgedessen aus dem Himmel verbannt wurde, woraufhin er zum Gegenspieler Gottes und Urheber des Bösen stilisiert wurde. Innerhalb der Literatur, Kunst, Musik, Theater, Puppenspiel, später auch Film etc. als Personifikation des Bösen und Herrscher der Hölle; Synonyme: Teufel, Satan, Mephistopheles (Goethes „Faust“) etc.
Gott, auch: HerrHier bezogen auf die biblische Schöpfungsgeschichte im Christentum als höchstes gedachtes und verehrtes überirdisches Wesen.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis