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Susanna Maria Hegel, geb. Tucher, an Karl Hegel, Erlangen, 27. September 1868

Mein Herzens-Mann!

Noch nicht zwölf Stunden sinds, daß Du uns verlassen, und schon drängt mich’s, Dir einen Gruß nachzusenden; aufrichtig gestanden, bin ich auch dazu veranlaßt durch das eben von Lübeck angekommene Paket. Einen weitern angelaufenen Brief und einen Druckbogen lege ich auch bei, da es das Gewicht erlaubt, bitte aber mir zu sagen, ob ich überhaupt die anlaufenden Correktur- oder Aushängebogen nachschicken oder an wen übergeben soll. Zu berichten gibt es bis jetzt natürlich nicht viel, die kleinen Keils1 waren heute wieder den ganzen Tag da und Georg hatte sich Nachmittags den Otto geholt, um sich nicht mit den Kleinen unterhalten zu müssen, die auch mal schöner allein spielten. Bei Schnizlein geht’s recht traurig, selbst Ida und Otto sind jetzt erschreckt durch die auffallende Mattigkeit des Vaters; die arme Familie!

Heute Mittag waren Ziemssens hier, er hatte gehofft, Dich noch anzutreffen, und kam deßwegen gleich, nachdem er erst heute Nacht von Leipzig zurückgekommen ist; freute sich übrigens daß Du die vielen lästigen Geschäfte abgeschüttelt hast, die man Dir als dem der sie am Besten besorgt aufbürdet.

Hoffentlich seid Ihr Lieben recht gut angekommen und habt unsre Lieben in München Alle wohl getroffen, wie vergnügt werden die Mädchen sein und wie viel Schönes werden sie zu sehen bekommen! Heute Abend ruht Ihr Euch wohl aus, bei uns regnet es ein wenig.

Nun Gott befohlen, mein trautster Mann, grüße all unsre Lieben recht von Herzen und erhole Dich recht noch in diesen Tagen der Freiheit. Die Kinder grüßen und freuen sich mit mir bald gute Nachrichten zu bekommen. Leb wohl! Von Herzen

 Deine Susanna.