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Karl Hegel an Karl Weinhold, Erlangen, 29. Dezember 1868

Theurer Freund!

Ich habe Ihren lieben Brief sehr lange unbeantwortet gelassen, hauptsächlich aus dem Grunde, weil ich wegen des von Ihnen gewünschten Exemplars der Chroniken nach München geschrieben und erst auf Antwort von dort wartete. Ich freue mich Ihnen nun anzeigen zu können, daß von dem 6. Bande (Braunschweig)1 noch ein Exemplar für Sie verfügbar zurückgeblieben ist, welches Ihnen Hirzel zusenden wird. Eine Zusicherung auch in Bezug auf die folgenden noch erscheinenden Bände kann ich Ihnen damit freilich nicht geben, doch werde ich Sie gern, wenn es sein kann, berücksichtigen.

Es hat mich sehr gefreut zu hören, daß es Ihnen und den Ihrigen in Würzburg fortdauernd wohl geht. Dies sagte mir Ihr Herr Schwiegervater am 2. Weihnachtsfeiertag in Nürnberg, als ich bei ihm mich nach Ihnen erkundigte, denn ich hoffte halb und halb Sie selbst in seiner Wohnung anzutreffen. Aber Sie waren verhindert zu dem Fest nach Nürnberg zu kommen und versparen sich dies wohl auf eine günstigere Jahreszeit.

Auch von meinen Freund Wegele habe ich lange nichts gehört; hoffentlich geht es ihm gut.

Unsere Universität hat in diesem Semester mehrere Verluste erfahren; noch im Herbst starb unser Botaniker Schnitzlein; nachher der Zoolog Will und jetzt ist der Mathematiker Hankel nach Tübingen abberufen. Alle diese Stellen sind neu zu besetzen.

Von Kern hörte ich das Letzte durch Sie; er scheint durch seine Vorlesungen so beschäftigt zu sein, daß er an die Nürnberger Chroniken2 nicht mehr denkt, und auch mir ist es recht, wenn er mich noch eine Zeit lang in Ruhe läßt.

Schröder hat seine Arbeit bei den Straßburger Chroniken3 vollendet; sie bestand in Revision des Textes zum Zweck der Feststellung der Umlaut- oder Doppellautzeichen und Verzeichnung der Varianten einiger Handschriften. Ich schicke Ihnen auf beiliegendem Blatt4 eine kurze Übersicht der gewählten Bezeichnungen im Anschluß an die Handschriften, worüber wir uns schon zum voraus im Allgemeinen verständigt haben, und bitte Sie mir zu schreiben, ob Sie mit der Anwendung einverstanden sind. Ich habe vorgezogen roet zu schreiben statt roet, um jenes oe von diesem oe, den gewöhnlichen Umlaut zu unterscheiden: – roét würde sich schlecht im Druck ausnehmen, darum lieber einfach roet.

Mit herzlichem Gruß und Glückwunsch zum neuen Jahr
der Ihrige
Carl Hegel

Notabene Das Blatt erbitte ich mir gelegentlich wieder zurück.