Nächst meinen herzlichen Dank für Ihren freundlichen Neujahrsgruß und der Erwiederung der herzlichsten Glückwünsche für Sie und die lieben Ihrigen beehre ich mich, den mir gemachten Vorschlag zu erwiedern.
Sachlich wie persönlich ist mir derselbe im hohen Grade willkommen und würde es mich besonders erfreuen, die Bamberger und übrigen Berichte zu einem Band fränkischer
Chroniken vereinigen zu können.
Meine persönlichen Verhältniße in nächster Zukunft ermöglichen und unterstützen die Ausführung der bezüglichen Arbeit ganz nach Wunsch. Ein Nervenleiden, | das schließlich eine ernste Wendung nahm, hat mich veranlaßt, noch vor Weihnachten Bückeburg zu verlassen, wohin ich aber, da meine Arbeit nahezu und im Wesentlichen abgeschlossen war, nicht mehr zurückzukehren brauche. Vorläufig und wol den Sommer über werde ich demnach wol hier, in Meiningen bleiben. Ich gedenke, hier meine thüringische Arbeit abzuschließen. Im Uebrigen werde ich über meine Zeit ganz frei disponiren können. Da ich zunächst noch etwas der Ruhe und Erholung bedarf, auch zuerst gern die thüringische Arbeit erledige, möchte ich die Chroniken mir doch auch so zum Frühjahr und Sommer aufsparen. Wenn Sie mir auch wol etwa die übrigen Sachen schicken könnten – die beiden ersten Bamberger Berichte habe ich schon –, so würde eine nähere, mündliche Besprechung dann doch wol zu empfehlen sein, die sich aber wol mit dem Besuch der bezüglichen Orte gut verbinden ließe. Ich bin dazu in der besseren Jahreszeit jederzeit bereit. | Für die fernere Zukunft würde ich mir eine feste, am Liebsten wissenschaftliche Lebensstellung allerdings am Meisten entsprechen, doch wäre ich unter Umständen auch noch einmal zu einer vorübergehenden wissenschaftlichen Thätigkeit und Stellung gern bereit. Ist mir das Glück nicht wie bisher verhältnißmäßig günstig, so würde ich mich um eine Lehrerstellung bemühen, in die ich aber vor Ostern dieses Jahres kaum eintreten würde.
Erfreut, die mir so angenehme Verbindung mit Ihnen erhalten zu sehen, und mit bestem Dank für Ihre Freundlichkeit hochachtungsvollst
Ihr ergebener
Dr. Knochenhauer.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Meiningen50.56761,10.4153029Etwa 60 Kilometer südlich von Eisenach und etwa 70 Kilometer nördlich von Schweinfurt gelegene Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
.
UB Erlangen-Nürnberg
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Bückeburg52.2611037,9.0488959Im heutigen Niedersachsen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (ca. zehn Kilometer von der ostfälischen Stadt Minden) gelegene Kreisstadt (Landkreis Schaumburg); im 17. Jahrhundert war sie Residenzstadt der Grafschaft Schaumburg-Lippe, von 1807 bis 1919 des Fürstentums, später - bis 1946 - Hauptstadt des republikanischen Freistaates.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
NeujahrsgrußZumeist schriftlicher Gruß in Form eines Briefes zum Jahreswechsel mit guten Wünschen zum Neuen Jahr.
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
FränkischZu Franken gehörend, Franken betreffend, Franken zuzuordnen; auch: auf das vom 5. bis ins 9. Jahrhundert bestehende sogenannte „Fränkische Reich“ bzw. „Frankenreich“ bezogen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
NervenleidenErkrankungen des Nervensystems; psychische Erkrankung bzw. Störung.
Thüringer, thüringischZu Thüringen gehörend, Thüringen zuzuordnen, auf Thüringen bezogen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
LebensstellungFeste, unbefristete Anstellung ggf. auch Verbeamtung; Dauerstelle; Anstellung auf Lebenszeit (ggf. mit entsprechenden Aufstiegsmöglicheiten) bis zum Eintritt ins Renten- oder Pensionsalter.
LehrerstellungBerufstätigkeit als Lehrer an einer Schule.