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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 10. Dezember 1869

Theurer Freund!

Ich übersende Ihnen hier einen kurzen Aufsatz für die Forschungen1, welcher als eine Art von Nebenschößling zu meiner eben im Druck erscheinenden Allgemeinen Einleitung über Straßburger Geschichtsschreibung in Band VIII der Städtchroniken2 zu betrachten ist. Leider hat sich wegen des schwierigen Satzes der Chroniken die Vollendung des Bandes bis jetzt verzögert; doch soll er noch in diesem Jahr ausgegeben werden und auch das Datum desselben führen. Bis der Aufsatz gedruckt ist, wird auch der Band und die Abhandlung in diesem vorliegen, auf welche ich mich mehrfach bezogen habe. Es wäre mir lieb, wenn jener noch in dem nächsten Hefte, dem ersten von 1870 Aufnahme finden könnte.

An Dr. Cardauns in Köln werde ich mich nun brieflich wenden, um ihn zur Mitarbeit an den Kölnischen Chroniken aufzufordern. Mein einziger Mitarbeiter Dr. Carl Schröder, ist schon seit Anfang Juli arbeitsunfähig geworden und wurde auch nochmals durch wiederholte Schlaganfälle betroffen, so daß ich an seinem Wiederaufkommen zweifle. Es ist dies für mein Unternehmen ein recht empfindlicher Verlust, für welchen ich, wenn es mit Schröder nicht bald besser wird, gleichfalls einen Ersatz brauche.

Ich lese jetzt eben Maurer’s Buch über die Städteverfassung, welches ich in der Historischen Zeitschrift anzeigen soll.3 Es ist eine neue Ansicht darin durchgeführt, welche sorgfältige Beachtung verdient. Der alte Veteran hat ein langes und gewissenhaftes Studium auf die Sache verwendet.

Pauli’s Berufung nach Göttingen hat mich überrascht, ich höre, daß Sie selbst ihn vorgeschlagen haben; so wird er Ihnen auch erwünscht sein. Ich erwarte, daß Droysen dafür nach Marburg versetzt werden wird, denn in Göttingen ist er doch nun ganz überflüssig.

Haben Sie etwas über Ranke’s Befinden gehört? Er war noch länger leidend in München und bedurfte auch hier in Erlangen auf der Durchreise der ärztlichen Hülfe. Sollte Ihnen in Göttingen der Sohn meines Bruders, der dort sein juristisches Studium beginnt und zugleich als Freiweilliger dient, begegnen oder sich Ihnen vorstellen, so lassen Sie sich ihn empfohlen sein. Er ist ein wackerer Junge von tüchtigem Streben und guter Bildung.

In meiner eben erwähnten Einleitung über Straßburger Historiographie habe ich die sog. Marbacher Annalen4 wieder in Straßburgische umgetauscht. Auch Anderes möchte Sie darin vielleicht interessiren.

Treulichst
der Ihrige
Carl Hegel.

Notabene Ich bekomme wohl einen Abzug zur Correctur?

Notabene Entschuldigen Sie die häßlichen Petroleumflecken, aus denen Sie erkennen, daß ich bei der Lampe geschrieben.