… der Geschäfte welche noch daneben Zeit und Kräfte in Anspruch nehmen gar vielerlei. Wohl fühle ich mich oft sehr müde, aber es geht immer noch. Uebrigens hatte ich während dieser Herbstferien auf ein paar Wochen Erholung gegeben. Ich bedurfte deren sehr, da ich es voriges Jahr nicht gethan und überhaupt seit den Zeiten der Belagerung vielleicht dort nicht mehr so rüstig bin wie früher. So ging ich in die Walliser Hochalpen und wählte mir einen stillen Aufenthalt 5-6000 Fuß über dem Meere. Nicht mehr wie dareinst, wo ich das Wandern vorzog, obgleich ich auch diesmal keineswegs ganz stille lag. Die Luft und die Ruhe und das Abschütteln der alltäglichen Sorgen noch einige Zeit, der Ausblick der Schnee- und Gletscherwelt, dies alles verfehlte auch jetzt seine Wirkung nicht ganz. Beßern Muthes kehrte ich wieder nach Hause zurück – aber es hielt nicht sehr lange an. Nun der liebe Gott wird auch noch weiter helfen. Von unsern reichsländischen Verhältnißen suche ich mich so viel wie möglich fern zu halten; sind sie doch nicht drauf angelegt das Gemüth zu erheben. Noch manches Jahr wird darüber hingehn bis die Dinge in ein einigermaßen normales Gleichgewicht kommen mag. Verbitterter Sinn nicht Verblendung einerseits nicht leider auch mancherlei Mißgriffe andererseits, wie solche auch bei dem besten Willen nicht zu vermeiden sind, werden wohl noch lange hernach nicht störend wirken. Solche | Uebergangsverhältniße erfordern ja immer nicht nothwendig eine lange nicht schwere Lehrzeit. Auch thue ich Oxenstiernas Ansicht nicht theilen daß es zur Lenkung der Nationen nur sehr geringer Weisheit bedürfe. Freilich darf man andrerseits nicht allzuviel eingreifen wollen in den Gang der Dinge, wie leicht versieht man’s dabei! Obgleich der Grundsatz den jener Abt seinem Novizen einschärfte: sinere vadere mundum sicuti vadit etc. sich auch kaum unbedingt als oberstes Princip aller Staatsklugheit aufstellen läßt. Einst hörte ich bei Dahlmann, in Göttingen ein Collegium über Politik, ich weiß selbst nicht welch ein Kitzel mich trieb auch einen Blick in solche Regionen zu thun, aber es wollte mir bedrücken zuletzt daß mit dergleichen Dingen mit der Theorie nicht weit zu kommen sei. Und als ich gar dann zu Berlin
Raumer darüber hörte, verlor ich vollends den Glauben an solche Wißenschaft. Wie viel höher stand Dahlmann aber über Raumer? Doch wohin gerathe ich! ich meinte wohl wir machten etwa wieder zusammen über dieses und jenes plaudern einen Gang auf einem unserer Wälle, wie mir ein solcher unvergeßen geblieben ist, wo wir einen ahnungsvollen Blick in die Zukunft richteten. – Möchte mir es vergönnt sein wieder einmal so traulich mit Ihnen zusammensein zu können, mein lieber Freund. Aber mit wie ganz anderen Dingen mag jetzt Ihr Herz und Sinn beschäftigt sein! – Und somit nochmals meinen innigsten Glückwunsche, und behalten Sie ein kleines Plätzchen wenigstens in Ihrem freundlichen Andenken dem der Ihnen auf immer mit einem Herzen treuer Freundschaft zugethan bleiben wird
Cunitz, August Eduard11766609218121886Cunitz, August Eduard (1812–1886), in Straßburg geborener evangelischer Theologe, der 1837 Privatdozent am Straßburger Protestantischen Seminar und 1840 von der Theologischen Fakultät der Universität Straßburg promoviert wurde. Noch bevor die als Kaiser-Wilhelm-Universität im Jahre 1872 neu gegründete Universität Straßburg ihren Betrieb nach dem preußisch-französischen Krieg von 1870/71 im wieder deutsch gewordenen Elsaß aufnahm, war er in der französischen Zeit im Jahre 1857 außerordentlicher und 1864 ordentlicher Professor für Neues Testament am Protestantischen Seminar der Universität Straßburg geworden. Von 1881 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Konsistoriums der Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses des Elsaß und Lothringens.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Oxenstierna, AxelAxel Oxenstierna11873892515831654Oxenstierna, Axel, eigentlich Graf Axel Gustafsson Oxenstierna af Södermöre (1583–1654), war schwedischer Reichskanzler vor, während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) bis zu seinem Tod 1654.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Raumer, Karl OttoKarl Otto Raumer11636503X18051859Raumer, Karl Otto (1805–1859), in Stargard in Pommern geborener Jurist und preußischer Staatsmann, der nach seinem Studium an den Universitäten Göttingen und Berlin in den preußischen Justiz- und Verwaltungsdienst eintrat und von Ende 1850 bis 1858 Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in Berlin war.
Walliser AlpenGebirgsgruppe in den Westalpen in der Schweiz (Kanton Wallis) und in Italien (Regionen Piemont und Aostatal). Die Walliser Alpen sind die Alpengruppe mit der grössten Vergletscherung. Überdies liegen dort die meisten Viertausender aller Alpengruppen.
Straßburg48.584614,7.7507127Ehemalige Reichs-, Universitäts- und Bischofsstadt am Westufer des Rheines und an der Ill zwischen Vogesen im Westen und Schwarzwald im Osten gelegen.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Belagerung StraßburgsDie Belagerung Straßburgs findet im August und September 1870 infolge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 statt. Während der Belagerung wurde durch den Brand am 24. August 1870 unter anderem auch die Straßburger Stadtbibliothek mit ihrer einzigartigen Sammlung von Handschriften aus Mittelalter und Renaissance vernichtet. Zerstört wurden hierbei auch Chroniken, die Karl Hegel in seinen „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ ediert hatte.
Deutsches KaiserreichRückwirkende Bezeichnung für die Phase des Deutschen Reiches in der Zeit von 1871 bis 1918 für den deutschen Nationalstaat unter preußischer Führung einer bundesstaatlich organisierten konstitutionellen Monarchie.
sinere vadere mundum sicuti vadit Aus dem Latenischen zitiert als alte Mönchsregel, auch bei Johann Gottfried Herder (1744-1803) rezipiert: „Die Welt gehen lassen, wie sie geht“.