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Karl Hegel an Rudolf Köpke, Erlangen, 8. Januar 1870

Verehrter Herr College!

Mit vielem Antheil erfahre ich von Ihrem Vorhaben, für den biographischen Nachlaß Johannes Schulzes zu sammeln. Die Freundschaft des trefflichen Mannes für meine Eltern übertrug sich auf uns Söhne und wir waren ihm bis an sein Lebensende mit Verehrung und Liebe zugethan. Ich habe ihm viel zu danken gehabt und sein Name steht hoch in meinem Gedächtniß; seine Persönlichkeit ist mir tief eingeprägt. Zu meinem großen Bedauern kann ich Ihnen jedoch für Ihren Zweck mit gar nichts dienen. In dem brieflichen Nachlaß meines Vaters, den ich erst vor kurzem von Rosenkranz zurückerhalten habe, findet sich kein Brief von Johannes Schulze. Ich glaube auch nicht, daß bei dem beständigen persönlichen Verkehr beider in Berlin der Anlaß zu einem Briefwechsel gegeben war. Jedenfalls wäre es doch möglich, daß in dem übrigen Nachlaß, der bei meinem Bruder in Berlin zurückgeblieben ist, etwas von Schulzes Hand aufgefunden werden könnte. Ich lasse deshalb gleichzeitig mit diesem Brief einen andern an meinen Bruder abgehen1, wozu ich ihn ersuche, diesen Nachlaß durchzusehen und wenn sich etwas für Sie Brauchbares darin vorfindet, Ihnen davon Mitteilung zu machen. Ich danke Ihnen bestens für Ihre freundlichen Worte in Bezug auf meinen neusten Chronikenband2 und empfehle mich Ihrem geneigten Andenken.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster
Carl Hegel.