Erlangen, 10 Februar 1870
Lieber Manuel!
Ich habe gestern Abend ein Paket mit Werthpapieren zum Betrage von 2000 Thalern an Dich abgesendet und die Bitte damit verbunden, daß Du dieselben für mich sofort verkaufen möchtest, weil ich das Geld lieber hier in Süddeutschland anlegen und unter Händen behalten will. Doch habe ich mich über Nacht in Betreff der gleichfalls beigelegten drei jungen Thüringer Eisenbahn Actien anders besonnen, da ich lieber noch die dritte Einzahlung, bei welcher mir die aufgelaufenen Zinsen zugute kommen, abwarten will bis ich sie verkaufe. Ich bitte Dich also mir diese wieder zurückzuschicken; das weitere Geschäft lasse ich in Leipzig besorgen.
Ich schicke Dir unter Kreuzband zwei Nummern der Beibletter zum Schwäbischen
Merkur, welche ich mir in doppelten Exemplaren habe kommen lassen, um Dir je eines abzugeben. Die darin mitgetheilten | Familiennachrichten werden Dir willkommen sein. Wegen des Briefs von unserem Vater an Frau Hufnagel habe ich an Dr. Stricker in Frankfurt geschrieben und ihn heute im Original erhalten; ich werde davon für die Briefsammlung Gebrauch machen. Von den durch Rosenkranz mir zurückgeschickten Briefen aus dem Nachlaß sind besonders die von Cousin interessant, die ich gleichfalls zu veröffentlichen gedenke. Vielleicht gelingt es mir auch noch, die Briefe unseres Vaters an Cousin in Paris aufzutreiben. Solltest Du unter den übrigen noch anderes Briefliches auffinden, so würde mir dies recht erwünscht sein.
Treulichst
Dein Bruder Karl.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
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Privatbesitz
1000
Hegel
, Karl: Briefe von und an Hegel, 2 Bde. (= Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke. Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden und Verewigten, Bde. 19.1/19.2), Leipzig 1887.
Hegel
, Briefe von und an Hegel
1887
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Rosenkranz, Johann Karl FriedrichKarl Rosenkranz11860272118051879 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich (1805–1879), in Magdeburg geborener Philosoph und Sohn des Steuerbeamten Johann Heinrich Rosenkranz (1757–1830) und seiner Ehefrau Marie-Katharine Rosenkranz, geb. Gruson (1770–1824). Er war von 1831 bis 1833 außerordentlicher Professor an der Universität Halle, von 1833 bis 1874 ordentliche Professor an der Universität Königsberg und Verfasser der ersten Biographie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831).
Cousin, Victor11852247717921867Cousin, Victor (1792–1867), in Paris geborener französischer Philosoph, der im Jahre 1817 in Heidelberg Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) begegnete und dessen Philosophie in Frankreich bekannt machte. Er war Mitglied der Preußischen, Bayerischen und Göttinger Akademie der Wissenschaften. Der Briefwechsel zwischen beiden Philosophen beschäftigte Karl Hegel im Zusammenhang seiner Arbeiten an der Ausgabe der Briefe von seinem Vater und an ihn, die im Jahre 1887 in zwei Bänden erschien.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Paris48.8588897,2.3200410217200766An der Seine gelegene Hauptstadt des Kaiserreichs Frankreich.
Thüringische Eisenbahn-GesellschaftIm Jahre 1844 in Erfurt gegründete und bis 1886 bestehende Aktiengesellschaft, die den Eisenbahnbau durch das staatlich zersplitterte Thüringen finanzierte.
KreuzbandPostsendungen unter Kreuzband waren Drucksachen gegen eine ermäßigte Gebühr vorbehalten.
Schwäbischer MerkurZusammen mit der Schwäbischen Chronik in Stuttgart erscheinende Tageszeitung. Im Jahre 1785 gegründet, entwickelte sie sich im 19. Jahrhundert zur führenden Tageszeitung im Königreich Württemberg und erschien – zusammen mit Beilagen – in einer 1. Abteilung mit Nachrichten von außerhalb Schwabens. Die Schwäbische Chronik als 2. Abteilung des Schwäbischen Merkurs brachte Nachrichten aus Schwaben.