Mit vielem Antheil habe ich Deine ausführlichen Mittheilungen über die Denkmalsangelegenheit1 gelesen. Also der Ort wäre festgestellt, die Mittel für die Ausführung hinlänglich gesichert, die Genehmigung des Königs bedingungsweise zugesagt. Nur über den Künstler war man noch nicht einig und die Vollendung des Werkes bis zum Termin der Geburtstagsfeier2 ist sehr unwahrscheinlich geworden. Der Gedanke, Afinger die Ausführung zu übertragen war auch mir sehr zusagend und ich würde es sehr bedauern, wenn er übergangen würde. Du hast alles Mögliche dafür gethan, was sich in Deiner Stellung zur Sache thun ließ, und hast Dich selbst einer kalten, ja abweisenden Begegnung von Seiten des Herrn von Korff ausgesetzt. Weiter durftest Du gewiß nicht gehen, und ich begreife, daß man etwas empfindlich war über Deine Einmischung, nachdem wir selbst alle unmittelbare Betheiligung abgelehnt. Ein Veto gegen die Beschlüsse des Comité’s würde uns gewiß nicht zustehen und dises würde darüber nur zur Tagesordnung übergehen. Wir müssen es uns gefallen lassen, welcher Künstler gewählt wird, wie das Werk ausfällt, wie die Feierlichkeit der Aufstellung vor sich geht, welches letztre ohne Zweifel der delicateste Punkt bei der ganzen Sache ist. Und wenn es in diesem Jahr allein bis zur Grundsteinlegung kommt, so giebt es sogar eine doppelte Feierlichkeit! Wir wollen sehen, wie wir Söhne uns dazu verhalten werden. –
Wir haben dies Mal das durch das schöne Wetter begünstigte Osterfest in der Hauptsache hier in Erlangen zugebracht. Den guten Eltern wäre der Unruhe zu viel geworden, wenn wir wie sonst mit Kind und Kegel auf das Fest zu Ihnen ins Haus gezogen wären. Wir haben daher nur den zweiten Feiertag3 bei Ihnen zugebracht, nämlich meine Frau und ich und zwei Kinder. Wir trafen die Leitheimerische Familie, Brockdorfs und Grundherrs. Bei der erst genannten wird in 8 Tagen die Hochzeit4 von Theodor sein, ganz in der Stille, ohne allen Polterabend und Schmaus, weil der alte Schwiegervater Laroche leidend ist und keinen Lärm ertragen kann. Über das schwierige Kapitel der confessionellen Kindererziehung schwebte die Unterhandlung noch, nachdem es zuerst durch die Willfährigkeit der katholischen Braut glücklich beseitigt schien. Allein der kirchliche Eifer der lieben bigotten Frida hat sich zu guter letzt noch dazwischen gelegt und daraus ist ein arger Zwischenfall hervorgerufen worden. Nur die protestantische Religion der Tucherischen Söhne aus der künftigen Ehe stand vorläufig noch fest; also auch die ausschließlich protestantische Trauung. Wir wollen sehen, wie sich das Weitere fügt. Die geschiedene Religion der Geschwister wie der Eheleute, ist ein großes immer fortwirkendes Unheil.
An dem Hochzeitsgeschenk wirst Du nach Deinem Wunsch gleichen Antheil mit mir und den Geschwistern meiner Frau nehmen.
Morgen geht Annchen nach Nürnberg, um von dort aus die Kur in Fürth zu beginnen; sie wird voraussichtlich 4–5 Wochen lang fortgesetzt werden, Anna aber immer am Freitag nach Erlangen zurück kommen und bis über Sonntag bei uns bleiben.
Meine ganze Familie und ich selbst verlieren sehr viel durch den Wegzug der Familie Stintzing nach Bonn. Die Frauen und die Kinder waren sich eng befreundet. Das Stintzing‘sche Haus war ein Mittelpunkt für seinen größeren Freundeskreis, den viele mit uns schwer vermissen werden. Stintzing selbst stand in allgemeiner Achtung als Mensch und Gelehrter, wie als Lehrer: ein gediegener fester Character, grundgescheut und tüchtig in jeder Beziehung. Ich verstand mich mit ihm am besten in politischen Dingen und preußischen Sympathien und gelehrten Interessen. Sein Weggang wird mir schwerlich ersetzt werden. Am ersten Osterfeiertag5 versammelte Stintzing zum letzten Mal in seinem schönen Hause zu Mittag die näheren Freunde bei sich. Am Montag und Dienstag Abend waren wir wieder beisammen. Am Mittwoch reiste er ab. Die Familie blieb noch zurück, um den übrigen Um- und Auszug in diesen nächsten Wochen zu bewerkstelligen. Die eben herangewachsene liebenswürdige Tochter ist die nächste Freundin unserer Anna. Da giebt es vielen Trennungsschmerz. Einer der Söhne im Alter unseres Georg zieht noch in den letzten Tagen, wenn das Haus der …6 geräumt ist, zu uns. –
Nun noch eine Bitte, lieber Manuel: Du wolltest die 5 Stück Köln-Mindener Prioritätsactien a 200 Thaler, 1000 Thaler nominal verkaufen. Der Curs ist 98 unter dem ich sie nicht hergeben möchte. Doch muß ich sie verkaufen bis Donnerstag, damit das Geld bis spätestens Freitag, 29. April in Leipzig ankommt, wo ich die Zahlung zugesagt habe. Ich bitte Dich, die ganze Summe des Capitals nebst Zinsen (natürlich ohne die Groschen oder auch einige Thaler, worauf es nicht ankommt) dorthin nach Leipzig, unter der Adresse: Herrn Kaufmann Theodor Voigt, zu senden, und zwar je früher je lieber, auf keinen Fall aber später als am Donnerstag, 28. dieses Monats. Über die rechtzeitige Ankunft des Geldes werde ich von dort benachrichtigt; ich bitte Dich aber gleichfalls mir mit ein Paar Zeilen Nachricht von der Absendung und dem Betrag der Summen zu geben.
Meine Frau läßt herzlich grüßen und erwartet den versprochenen Brief der lieben Clara, der ich meine besten Grüße sende; sie erwartet die Antwort auf die an die liebe Marie ergangene Einladung zu uns auf das Frühjahr vor Eurer gewöhnlich in den Juli fallenden Sommerfrische. Ob Willi wohl zum Osterfest Euch durch seinen Besuch erfreut hat? Möge es Euch Allen wohl gehen!