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Karl Hegel an Susanna Maria Hegel, geb. Tucher, München, 5. Oktober 1870

Liebes Weibchen!

Ich schrieb Dir in meinem letzten Brief1, daß ich vermuthlich am Donnerstag Mittag in Nürnberg eintreffen würde. Diesen Termin kann ich nun nicht einhalten, weil Donnerstag Vormittag noch eine Sitzung2 stattfinden soll. Vielleicht kann ich aber am Mittag abreisen, in welchem Fall ich ohne Aufenthalt in Nürnberg bis Erlangen fahren werde. Sollte ich jedoch auch noch am Donnerstag Nachmittag bleiben müssen, so komme ich am Freitag Mittag in Nürnberg an und werde Dich dort erwarten mit dem Nachmittagszuge, weil der Frühzug für Dich unbequem ist, und wir fahren am Abend zusammen nach Erlangen.

Komme ich also am Donnerstag Abend nicht, so weißt Du, daß ich am Freitag Mittag in Nürnberg eintreffe.

Über die schöne Hochzeitsfeier am Sonntag wirst Du Näheres durch Zezschwitz gehört haben. Auch hast Du sicherlich das durchreisende Ehepaar auf dem Erlanger Bahnhof begrüßt. Ich behalte mir weitere Berichterstattung vor, um den Brief, der Dich morgen in Erlangen erreichen soll, nicht zu verzögern.

Heute Abend sind wir bei Giesebrecht. Gestern und vorgestern Abend besuchte ich das Theater und sah den Freischütz und das Trauerspiel Medea, in welchem die Ziegler die Hauptrolle vortrefflich spielte.

Sei tausend Mal nebst den Kindern gegrüßt

von
Deinem treuen Gatten.