München 5. October
1870
Dienstag Abends.
Liebes Weibchen!
Ich schrieb Dir in meinem letzten Brief, daß ich vermuthlich am Donnerstag Mittag in Nürnberg eintreffen würde. Diesen Termin kann ich nun nicht einhalten, weil Donnerstag Vormittag noch eine Sitzung stattfinden soll. Vielleicht kann ich aber am Mittag abreisen, in welchem Fall ich ohne Aufenthalt in Nürnberg bis Erlangen fahren werde. Sollte ich jedoch auch noch am Donnerstag Nachmittag bleiben müssen, so komme ich am Freitag Mittag in Nürnberg an und werde Dich dort erwarten mit dem Nachmittagszuge, weil der Frühzug für Dich unbequem ist, und wir fahren am Abend zusammen nach Erlangen.
Komme ich also am Donnerstag Abend nicht, so weißt Du, daß ich am Freitag Mittag in Nürnberg eintreffe.
Über die schöne Hochzeitsfeier am Sonntag wirst Du Näheres durch Zezschwitz gehört haben. Auch hast Du sicherlich das durchreisende Ehepaar auf dem Erlanger Bahnhof begrüßt. | Ich behalte mir weitere Berichterstattung vor, um den Brief, der Dich morgen in Erlangen erreichen soll, nicht zu verzögern.
Heute Abend sind wir bei Giesebrecht. Gestern und vorgestern Abend besuchte ich das Theater und sah den Freischütz und das Trauerspiel Medea, in welchem die Ziegler die Hauptrolle vortrefflich spielte.
Sei tausend Mal nebst den Kindern gegrüßt
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher
Susanna Maria Hegel, geb. Tucher116146891918261878Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher (1826–1878), häufig „Susette“ genannt, Tochter Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871) und Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876), Ehefrau Karl Hegels (1813–1901); siehe auch: Tucher, Susanna Maria.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Privatbesitz
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Privatbesitz
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Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Zezschwitz, Karl Adolf GerhardKarl Adolf Gerhard Zezschwitz11877267818251886 Zezschwitz, Karl Adolf Gerhard (1825–1886), in Bautzen geborener evangelisch-lutherischer Theologe, der nach seinem Studium an der Universität Leipzig Pfarrer wurde. Er habilitierte sich 1857 in Leipzig, wurde dort außerordentlicher Professor, wechselte 1861 nach Neuendettelsau und diente innerhalb der Inneren Mission. Im Jahre 1865 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Gießen, 1866 an der Universität Erlangen, dort dazu ab 1867 Universitätsprediger. In zweiter Ehe war er ab 1856 mit der Nürnbergerin Julie Zezschwitz, geb. Meier (1832–1906), verheiratet.
Mangelsdorf, Edmund-18191879Mangelsdorf, Edmund (1819–1879), Ehemann von Anna Sophia Maria Mangelsdorf, geb. Tucher (1842–1935), Kaufmann in Leipzig, der in einer Leipziger Verlags- und Sortimentsbuchhandlung gelernt hat. Seine erste Ehefrau stammte aus einer alten Leipziger Buchhändlerfamilie.
Giesebrecht, Wilhelm FriedrichWilhelm Giesebrecht
HiKo
11871736718141889Giesebrecht, Wilhelm Friedrich (1814–1889), in Berlin geborener Historiker, der 1851 außerordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Königsberg wurde, von 1857 bis 1861 dort Ordinarius und anschließend bis 1889 an der Universität München war. Im Jahre 1858 wurde er Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften und von 1862 bis 1889 deren Sekretär. Im Jahre 1875 wurde er Mitglied der neugeschaffenenen Zentraldirektion der MGH in Berlin und wurde Mitglied des Verwaltungsrates und Gelehrtenausschusses des GNM in Nürnberg.
Ziegler, Klara11883458418441909Ziegler, Klara (1844–1909), deutsche Schauspielerin, die von 1868 bis 1874 fest am Münchner Hoftheater engagiert war. Die „Medea“ in Euripides‘ gleichnamiger Tragödie gehörte zu ihren Paraderollen.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
„Der Freischütz“Romantische Oper von Carl Maria Weber (1786-1826), die 1821 im Königlichen Schauspielhaus in Berlin uraufgeführt wurde.
„Medea“Tragödie des griechischen Dichters Euripides (480 oder 485/484-406 v. Chr.), uraufgeführt 431 v. Chr.