Ich bedaure die Ungelegenheit, welche meine letzte Sendung veranlaßte, und lege die schuldigen 7 Kreuzer hier bei. Seltsamer Weise erhielt ich bei der Altsendung die vorliegende Bescheinigung über die Recommandationsgebühr, ohne diese zu bezahlen, und nachträglich die Auskunft, daß der Adressat dieselbe zu bezahlen habe. Es ist dies, wie es scheint, eine Einrichtung des neuen Postreglements auf Grund des erlassenen Reichsgesetzes. Künftighin werde ich also gar nicht recommandiren oder frei machen.
Ich lasse Ihnen eine gedruckte Mittheilung nebst Facsimile in Folio1 zugehen, welche mir von T. O. Weigel zugekommen ist, der meine Verwendung zum Ankauf der Handschrift in München wünscht. Die Handschrift ist | gewiß werthvoll als Abschrift und Fortsetzung der Straßburger Chronik von Königshofen aus dem 15. Jahrhundert. Aus der Dedication des Besitzers Herrn von Fevret2 entnehme ich, daß sie in Weißenburg erworben wurde. Sie war bis dahin unbekannt. Zur näheren Beurtheilung habe ich die Zusendung derselben von Weigel verlangt, welche mir jedoch abgeschlagen wurde. Daß sie den Text Königshofens vom Jahr 1382 enthalte, welcher anderweitig nicht vorliegt – sondern nur in Königshofens eigener späterer Bearbeitung von 1400 – wie in der Mittheilung behauptet wird, glaube ich schon nach der abgedruckten Capiteleintheilung nicht. Die Dedication der Mittheilung ist an den Kronprinzen von Preußen gerichtet, der also die Handschrift kaufen soll. Ich vermuthe, daß T. O. Weigel nur ein anderes Angebot von München haben will, um den Preis zu steigern.
Ich bitte um gefällige Zurücksendung der 2 Bogen.
Mit freundlichem Gruß
der Ihrige Carl Hegel.
1Bislang noch nicht aufgefunden. 2Unsichere Lesart.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Halm, KarlKarl Halm10015846318091882Halm, Karl (1809–1882), war ein in München geborener und gestorbener Klassischer Philologe, der zunächst als Gymnasiallehrer in München wirkte, bevor er 1856 Ordinarius an der Münchener Universität wurde und zugleich zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek in München, avancierte. Karl Hegel (1813–1901) arbeitete mit ihm vornehmlich im Rahmen seines großen Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München eng zusammen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Weigel, Theodor OswaldTheodor O. Weigel11724338818121881 Weigel, Theodor Oswald (1812–1881), Buchhändler.
Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger11915235513461420 Königshofen, Jakob (Jacob) Twinger, oder Jakob von Köngishofen (1346–1420), Geschichtsschreiber von Straßburg und als Priester ordinirt seit 1382, Kapitelherr von St. Thomas in Straßburg seit 1395; er verfasste eine Chronik von Straßburg, die Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines monumentalen Editionswerks der Städtechroniken im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab. Siehe auch: Twinger von Königshofen, Jakob.
Fevret, N. N. -Fevret, N. N., war Eigentümer einer Chroniken-Handschrift, die im 19. Jahrhundert verkauft werden sollte.
Friedrich III., König von Preußen und Deutscher Kaiser11853566818311888Friedrich III. (1831–1888), von Hohenzollern, Prinz von Preußen, Kronprinz, Preußischer König und Deutscher Kaiser 1888, Ehemann Prinzessin Victorias von Großbritannien und Irland (1840–1901).
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
WeißenburgAls römische Siedlung um das Jahr 100 gegründete mittelfränkische Stadt, die circa 60 Kilometer südwestlich von Nürnberg liegt.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
Kreuzer1. Ursprünglich kleine silberne Groschenmünze aus Verona. Von dort verbreitete sie sich über andere italienische Gebiete und Tirol auch in den süddeutschen Raum. Der Name stammt von dem Doppel- bzw. Radkreuz auf der Rückseite der Münzen und kam erstmals in Süddeutschland auf, wo die Münze sehr beliebt war. Im Laufe der Zeit sank ihr Wert und sie wurde zur Kupfermünze, die in Bayern bis 1871 im Umlauf war. 1 Kreuzer entsprach vier Pfennigen und 60 Kreuzer einem Gulden. 2. Kreuzfahrer.
RecommandationsgebührGebühr für ein Einschreiben durch die Post.
Postreglement auf Grund des erlassenen ReichsgesetzesGesetz über das Postwesen des Deutschen Reichs, das am 28. Oktober 1871 erlassen, am 1. November 1871 bekannt gemacht wurde und zum 1. Januar 1872 in Kraft trat.
ReichsgesetzErlassenes Gesetz von Seiten des Deutschen Kaiserreiches (1871-1918).
recommandiren (rekommandieren)Begriff vor allem aus dem süddeutschen und österreichischen Postwesen für: etwas einschreiben lassen.
Folio/folioHistorisches deutsches Papierformat, oftmals mit „fol.“ abgekürzt.