Mit bestem Gruß, verehrtester Herr College, gebe ich diese Zuschrift nebst Beilagen an Sie weiter. Sie haben wohl die Güte, Herrn Director Döring die gewünschte Auskunft zu ertheilen. Dr. Rübel ist ein junger Historiker, der hier im Seminar sehr gute Anlagen zeigte.
Es hat sich hier ein „Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark“ unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Dr. Becker gebildet, der während dieses Winters in monatlichen Sitzungen eine Reihe recht hübscher Vorträge zur älteren Geschichte von Dortmund veranlaßt hat, die auch nachher jedesmal in der Westfälischen Zeitung zum Abdruck gelangt sind. Derselbe hat sich dann auch mehrfach mit der Frage einer ersten Publikation beschäftigt, wobei auch die eine oder andere der erhaltenen DortmunderChroniken in Frage gekommen ist.2 Dabei tauchte dann aber auch die | Erwägung auf, ob nicht die Historische Commission geneigt sein möchte, die Publikation auch der Dortmunder Chroniken zu übernehmen. Ich nehme mir daher die Freiheit, diese Frage Ihnen, Hochgeehrter Herr Professor, vorzutragen und um Ihnen eine vorläufige Orientierung über den Bestand zu ermöglichen, erlaube ich mir, gleichzeitig mit diesem zwei hierauf bezügliche Drucksachen an Sie abgehen zu lassen, nämlich 1. die Abhandlung meines vorigjährigen Osterprogramms, die auf S. 4 ff. eine ganz kurze Nachweisung der noch vorhandenen Dortmunder Chroniken enthält, 2. einen Vortrag des hiesigen Gymnasialprofessors Dr. Rübel über zwei der wichtigsten derselben gehalten im historischen Verein.
Sollten Sie geneigt sein, der | Frage näher zu treten, so möchte ich mir erlauben, einen Vorschlag zu machen, der vielleicht auf angenehme Weise eine mündliche Verhandlung über den Gegenstand ermöglichen könnte. Es besteht hier nämlich ein Comité für wissenschaftlicheVorlesungen, das zu den bereits diesen Winter veranstalteten Vorlesungen noch für die Woche vor oder nach Ostern3 eine letzte Vorlesung anberaumen möchte. Dasselbe würde sich sehr freuen, wenn es von Ihrer Seite eine Zusage erwarten dürfte. Es honorirt die Vorlesung mit 250 MarkReichsmünze. Vielleicht lassen Sie sich durch dieses Zusammentreffen verschiedener Gesichtspunkte bewegen, Ihre Zusage zu ertheilen und so mehrere Werke gleichzeitig zu fördern.
Döring, AugustAugust Döring11615976618341912Döring, August (1834–1912), war Theologe, klassischer Philologe, Gymnasialdirektor und Philosoph; unter anderem führte ihn seine berufliche Tätigkeit nach Dortmund, wo er von 1870 bis 1883 als Gymnasialdirektor wirkte; nach erfolgter Habilitation wurde er 1885 Privatdozent in Berlin.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Dortmund51.5142273,7.4652789Etwa 500 Kilometer südwestlich von Berlin gelegene ehemalige Freie Stadt des Heiligen Römischen Reiches, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer zentralen Industriestadt des „Ruhrgebietes“ mit Kohleförderung und Stahlwerken entwickelte. Durch die Köln-Mindener-Eisenbahn wurde Dortmund zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 20, Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte. Dortmund, Neuß, hg. von Karl
Lamprecht
unter Mitarbeit von Johannes Franck, Joseph Hansen, Carl Nörrenberg und Adolf Ulrich, Bd. 1, Leipzig 1887. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59567/edition/54906 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 20, Dortmund, Neuß, Bd. 1
1887
Rübel, KarlKarl Rübel11667251X18481916Rübel, Karl (1848–1916), war ein in Dortmund geborener und verstorbener promovierter Historiker; er wirkte in seiner Geburtsstadt als Lehrer und erster wissenschaftlicher Leiter des Dortmunder Stadtarchivs. Überdies trat er mit mehreren historischen Werken zur Stadtgeschichte Dortmunds, vornehmlich mittelalterlichen Studien hervor. Er war führendes Mitglied des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. und gehörte 1896 zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission für Westfalen.
Sybel, HeinrichHeinrich Sybel
HiKo
11862022318171895Sybel, Heinrich (1817–1895), in Düsseldorf geborener Historiker, Politiker und Archivar, der nach seinem Studium im Jahre 1838 an der Berliner Universität promoviert und 1840 an der Universität Bonn habilitiert wurde. Als ordentlicher Professor wirkte er an den Universitäten Marburg (1845–1856), München (1856–1861) und Bonn (1861–1875) und übernahm von 1875 bis 1895 als Direktor die Leitung der Preußischen Staatsarchive. Im Jahre 1858 gehörte er in München zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, gründete 1859 die Historische Zeitschrift und war von 1886 bis 1895 Präsident der Historischen Kommission in München. Im Jahre 1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, von 1874 bis1880 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Becker, Hermann Heinrich11865786018201885Becker, Hermann Heinrich (1820–1885), in Elberfeld geborener Jurist, Journalist und Politiker, der nach seinem Studium an den Universitäten Heidelberg, Bonn und Berlin im Jahre 1847 an der Universität Göttingen promoviert wurde. Nach Tätigkeiten in der Justiz und im Journalismus war er von 1862 bis 1872 auch Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und von 1871 bis 1874 Mitglied des Deutschen Reichstages. Im Jahre 1871 wurde er Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, 1875 der Stadt Köln. „Roter Becker“ wurde er von Jugend an wegen seiner roten Haare genannt, später auch wegen seiner republikanisch-demokratischen Gesinnung.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
SeminarInstitutionalisierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der jeweiligen universitären Disziplin, für welche dieses Seminar besteht; es dient der wissenschaftlichen Vertiefung auf dem jeweiligen Fachgebiet in Form kleinerer, differenzierter Lehrveranstaltungen (Seminare, Übungen mit unterschiedlichen Lehr- und Lernmethoden), die im Gegensatz zu Vorlesungen eine verstärkte Interaktion zwischen Teilnehmenden und Lehrenden ermöglicht.
Historisches Seminar (Universität München)Institutionalisierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Fach Geschichte zur Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung der Studierenden durch kleinere, differenzierte Lehrveranstaltungen (Seminare, Übungen mit unterschiedlichen Lehr-/Lernmethoden), die im Gegensatz zu Vorlesungen eine verstärkte Interaktion zwischen Teilnehmenden und Lehrenden ermöglicht, welches an der Universität München bereits 1857 gegründet wurde.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark1872 gegründeter historischer Verein mit Sitz in Dortmund.
Westfälische ZeitungAls Fortsetzung des „Gemeinnützigen Wochenblatts für Stadt und Kreis Paderborn“ von 1848 bis 1881 in Paderborn erschienenes Publikationsorgan.
DortmunderZu Dortmund gehörend, auf Dortmund bezogen, Dortmund zuzuordnen.
Städte-ChronikenIm Jahre 1858 begründetes und von Karl Hegel geleitetes Editionsunternehmen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München: „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
DrucksachenPostsache, Postversand von Druckwerken, gedruckter Mitteilungen insbesondere durch die Händlerschaft; auch Synonym für Druckwerke.
ProgrammVeröffentlichte, gedruckte Grundsatzprogrammerklärung auch im Kontext eines entsprechenden öffentlich gehaltenen Vortrags.
GymnasialprofessorAmtsbezeichnung für einen Lehrer im höheren Schuldienst.
ComitéKomitee, Ausschuss.
wissenschaftlichAuf die Wissenschaft bezogen, ihr zuzuordnen, auf ihr gründend, sie betreffend, zu ihr gehörend, sie beinhaltend.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
honorirenentlohnen
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
Reichsmünze (Kaiserreich)Münze aus der Zeit des Deutschen Kaiserreiches (1871-1918), sieh auch Mark.
GymnasialdirektorAmtsbezeichnung für den Schulleiter eines Gymnasiums.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis