Unterlasse Deinen Glückwunsch! er würde zu spät kommen und nicht mehr zutreffen. Das liebliche Enkelein ist schon eine abgebrochene Blüthe! Es schien völlig gesund, nahm seine Nahrung von der Mutter Brust oder aus der Flasche, wie man sie ihm bot, schrie und gebehrdete sich, schlief die meiste Zeit, wie andere Kinder. Nur auf die junge Mutter, die sehr viel Blut verloren hatte, wendete sich alle Sorge. Mit ihr wurde es besser vorgestern am Donnerstag, dem achten Tage; sie und ihr Mann freuten sich an diesem Tage zum ersten Mal freieren Herzens an dem Anblick des lieblichen Kindes. Doch schon in der folgenden Nacht bekam es Krampfanfälle, die sich am anderen Morgen im Bade aufs heftigste steigerten. Dann nahm es keine Nahrung mehr an. Am Nachmittag erkannte der zur Consultation zugezogene Professor Ziemssen die Krankheit als Starrkrampf – tetanus – und erklärte das Kind für verloren. Was soll ich von dem bitteren Schmerz, besonders der jungen Mutter sagen! Der krampfhafte Zustand des Kindes wurde in der letzten Nacht nur durch künstliche Mittel, vermittelst Klystiers, zeitweise zur Ruhe gebracht. In jeder Stunde wurde der Tod erwartet, doch ist er erst heute Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr erfolgt – 40 Stunden hat die Krankheit gedauert. Gestern Nachmittag wurde Zezschwitz zur Nothtaufe gerufen: Julie war der erwählte Name nach der Großmutter väterlicher Seits, daneben Susanna, Marie und Luise. Zezschwitz sprach sanfte und liebevolle Worte des Trostes in einem von Herzen kommenden Gebet, und Luise wurde hierauf gefaßter. Gott wolle sie ferner innerlich stärken! Für ihr körperliches Befinden scheint die Gefahr überstanden zu sein. Eugen weicht nicht von ihrer Seite, meine Frau war natürlich die letzten Tage und Nächte ihre und des Kindleins beständige Pflegerin mit Hülfe des Arztes und der Wartefrau. Allgemein ist die Theilnahme am größten in meinem Hause bei den beiden älteren Schwestern. Auch an der Eurigen wird es nicht fehlen, besonders im Hinblick auf die eigene Tochter. Möge ihr ein ungetrübtes Glück bei ihrer zu erwartenden Mutterfreude beschieden sein!
Mit Susanna herzlich grüßend