Es hat mich natürlich sehr gefreut, aus Ihrem Briefe zu erfahren, daß Ihr anfängliches Vertrauen auf die Echtheit unserer Chronik nun doch zuletzt gesunken, gebrochen ist. Ich schätze Ihre Zustimmung umso höher, je ungerner Sie dieselbe ertheilen. Übrigens habe ich selbst nie die stolze Zuversicht gehabt, daß jeder meiner Beweise gleich überzeugend, gleich unanfechtbar sei. Nur das Ganze schien mir doch für Dino vernichtend zu sein. Habe ich in manchen Punkten geirrt, so hoffe ich daß jeder Gerechtdenkende aus den Erklärungen meiner Vorrede hinreichendes Material zu meiner Entschuldigung entnehmen wird. Ich bin in diese Florentiner Dinge ja gewissermaßen hineingeschneit, und betrachte die Florentiner Geschichte auch heute entfernt noch nicht als mein eigentliches Arbeitsfeld. Aber ich bin mir doch auch bewußt, daß ich nicht als leichtfertiger Dilettant mein Büchlein geschrieben habe, und immerhin meine ich soviel Neues ermittelt und festgestellt zu haben, daß man mir deswegen manches Verfehlen nachsehen kann. Wie man in der Florentiner Akademie solche Worte gegen mich gebrauchen konnte, würde mir selbst dann noch unerklärlich erscheinen, wenn mir irgendwie der Beweis geliefert wäre, daß Herr Guasti1 oder ein Anderer nach ernstlicher Prüfung meiner Arbeiten sich überzeugt habe, daß ich in allen wesentlichen Punkten im Irrthum sei. Aber offenbar hat man mich verurtheilt, ohne meine Beweise auch nur zur Hälfte gelesen oder verstanden zu haben.
Sehr würde ich und mit mir gewiß jeder, dem an der Sache liegt, es bedauern müssen, wenn Sie Ihre Arbeit über Dino nicht veröffentlichten. Es sind ja so Wenige in Deutschland, die in dieser Frage ein rechtes Urtheil haben, und allgemein, glaube ich, hat man auch von Ihnen eine Kritik erwartet. Wie natürlich, ist es mir recht angenehm gewesen, daß Leute wie Waitz, Ficker, Dümmler, Wattenbach mir ihre Zustimmung erkennen gegeben; aber wenn eine Zustimmung hier und dort erhobenen und begründeten Widerspruch, mit einer Weiterführung oder Ergänzung verbindet, dann erhält dieselbe für mich doch erst ihren vollen Werth.
Gestatten Sie mir nun, Ihnen einzelne Nachträge zu verzeichnen.
Vite d’omp e pnt ap. Capasso Hist. dipl. reg. Jur. 310 Anm. und ganz ebenso Simone della Tosa 139 geben als Tag der Schlacht von Venerant: il sezzajo Venerdi di febbraijo. Dem entspricht in einer guten Edition Villani VII. 9: uno Venerdi il sezzajo di febbrajo; auch in den schlechten Codices ap. NuratoriXIII. 235 wird die Schlacht auf dem letzten Ferientag des Februar gesetzt, und haben sie statt der alten Form il sezzaio den neuern L#ultimo. Und diese neuere Form finden wir nur auch bei Malesp. es. Follini 154: in Venerdie l’ultimo dìe di febbrajo. Noch beachtenswerther ist vielleicht die Einschiebung von Die, denn nun heißt es nicht mehr: am letzten Freitag des Monats, sondern: am Freitag, dem letzten Tage des Monats. Die Schlacht war aber am letzten Freitag, welcher der 26te des Monats war, nicht aber vom letzten Tage, der ein Sonntag war.
Zu S. 83 bemerke ich daß Restrelli Priorista fiorentina I. 32, welches Buch mir erst in jüngster Zeit zugeschickt ist, den Banchino di Giovanni nicht etwas wie Dino einen beiiaio, sondern wie Coggo Stefani einen tavernaio nannte. Es ist aber kein Zweifel, daß Restrelli nicht aus Coggo Stefani schöpfte.
Zu S. 128. Es war ja vorneherein anzunehmen, daß P. Pieri Recht habe, wenn er die Schlägerei, welche beim Begräbniß der Donna Fresiobaldi entstand, zu 1297 setzt, genauer: in die zweite Hälfte von 1297. Seine Angabe finde ich nun dadurch bestätigt, daß am 17ten Januar 1297, also nach unserem Stil: 1298, allen in offener Freundschaft lebenden Magnatenverboten wird, ohne Erlaubniß der Prioren irgendwelche Einordnung pro aliquo defnaito vel exequias aliurius definitiv Folge zu leisten Gaye I. 433.
Zu S. 160 daß die Cerreti alte Welfen waren, ersieht man auch daraus, daß 1259 zum Ritter des Hl. Carrovio, der gegen das ghibellinische Siena geführt wurde, auch Dom. Taiopus de Cerreto gewährt ward Archivio storico Serie terza Ib. 78.