Ihre gefällige offizielle Mittheilung bedarf keiner Erwiederung. Ich bin bereit die mir zugedachte Arbeit zu übernehmen; die Hauptlast haben Sie doch, wie gewöhnlich, zu tragen. Daß ich durch die ehrenvolle Wahl der MünchenerAkademie zur Theilnahme an der Centraldirection der Monumenta Germaniae berufen worden bin, hat mir große Freude gemacht. Ich denke daß damit auch die Verbindung der Städte Chroniken als einer Abzweigung des National-Unternehmens eingeleitet ist. Daß dieses letztere in Ihre Hände gelegt werde, ist mein dringender Wunsch wie der von aller Welt, und es ist schön und gut, daß Sie sich bereitwillig zu dem damit für Sie verbundenen schweren Opfer entschließen wollen Ich bedaure von Herzen | Ihren Unfall, hoffe Sie aber doch nicht als einen lahmen Mann zu finden. Ich komme am 6. April nach Berlin. Giesebrecht will schon am 1. von München abreisen, aber bis zum Termin in Halle bleiben; er bringt seine künftige Schwiegertochter1, sein „Münchener Kind“2 wie er es nennt, mit.
Ich komme noch mit einer Bitte. Das Buch, das ich auf einliegendem Blatt3 verzeichnet habe, ist weder in München noch in Berlin zu bekommen, soll aber in Göttingen sein. Ich wünsche die Ausgabe zu kennen. Hätten Sie vielleicht die Freundlichkeit es mit nach Berlin zu bringen; sonst könnte es auch hierher geschickt werden.
Ich freue mich darauf Sie wie bisher im Herbst in München4, fortan auch – jährlich ? – in Berlin wiederzusehen, so lange uns Gott Kraft und Leben zum Wirken schenkt.
Mit herzlichem Gruß
Ihr Carl Hegel.
1Der Historiker Wilhelm Giesebrecht (1814-1889) war seit 1846 mit Dorothea (* 1819), geb. Schwendy, Tochter des Seifensiedermeisters Daniel Ferdinand Schwerndy und der Dorothea Elisabeth Landsky, verwitwete Reißner (ihr verstorbener Ehemann war der Kaufmann Julius Jacob Reißner, † 1844), verheiratet; die Ehe blieb kinderlos, doch gewann Hegels Kollege auf diese Weise einen Stiefsohn, dessen Braut hier wohl gemeint ist; zur Genealogie Giesebrechts vgl. DB . 2Anspielung auf das „Münchner Kindl“ als Wappenfigur der Stadt München. 3Nicht beiliegend, und bislang auch noch nicht aufgefunden. 4Dies bezieht sich auf die jährlich in München im frühen Herbst stattfindenden Plenarversammlungen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bundesarchiv Berlin: Nachlaß Waitz, N 2321
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BA Berlin1000
Giesebrecht, Wilhelm FriedrichWilhelm Giesebrecht
HiKo
11871736718141889Giesebrecht, Wilhelm Friedrich (1814–1889), in Berlin geborener Historiker, der 1851 außerordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Königsberg wurde, von 1857 bis 1861 dort Ordinarius und anschließend bis 1889 an der Universität München war. Im Jahre 1858 wurde er Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften und von 1862 bis 1889 deren Sekretär. Im Jahre 1875 wurde er Mitglied der neugeschaffenenen Zentraldirektion der MGH in Berlin und wurde Mitglied des Verwaltungsrates und Gelehrtenausschusses des GNM in Nürnberg.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Halle51.4825041,11.9705452Universitätsstadt an der Saale, nordwestlich von Leipzig gelegen, 1680-1701 kurbrandenburgisch, dann Stadt des Königreiches Preußen.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Münchener, Münchner, MünchnerinZu München gehörend, München zuzuordnen, auf München bezogen; dort lebender bzw. von dort stammender Mensch.
Akademie der Wissenschaften (München)Im Jahre 1759 vom bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1727-1777) gegründete Gelehrtengemeinschaft, die ab 1783 im ehemaligen Kollegiengebäude des Jesuitenordens, dem Wilhelminum, in der Stadtmitte Münchens untergebracht war.
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.
Städte-ChronikenIm Jahre 1858 begründetes und von Karl Hegel geleitetes Editionsunternehmen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München: „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Münchner KindlDie Wappenfigur von München wird häufig als „Münchner Kindl“ bezeichnet, während die offizielle Münchener Wappenfigur ein heraldisch rechts blickender Mönch ist mit schwarzer Kutte, gesäumt von goldenen Rändern und Applikationen, wobei er in der linken Hand ein rotes Eidbuch hält und die rechte Hand als Schwur- bzw. segnende Hand benutzt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis