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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 13. April 1875

Lieber Manuel! Die einliegende Karte zu fernerem Gebrauch bei Dir zurückzulassen, war meine Absicht; doch fand ich sie eben beim Auspacken und schicke sie deshalb hierin.1

Meine Reise2 habe ich glücklich, wenn auch nicht besonders angenehm, überstanden. In Hof ging der Eilzug nicht weiter, sondern ein Postzug nach einer Stunde Verzugs. Es war empfindlich kalt und Morgens 4 Uhr, als ich meiner Susanna telegraphieren wollte, daß sie nicht nach Bamberg entgegen kommen sollte; doch erfuhr ich, wie ich mir eigentlich schon selbst vermuthete, daß in Erlangen der Dienst auf dem Post- und Telegraphenamt erst um 8 Uhr beginne; mein Telegramm wäre also zu spät gekommen. Bei meiner Ankunft in Bamberg um 9 ½ Uhr traf ich richtig schon Susanna und Mariechen; sie hatten sich einen schöne Tag versprochen, aber es war kalt und windig und in den Straßen wirbelten die dicken Staubwolken.

Indessen blieben wir bis über Mittag, sahen mit Muße das Innere des Doms und benutzten den Schnellzug um 2 ½ Uhr. Zu Hause traf ich Alles wohl, Anna mit einer Zeichnung für Felix zu dessen Geburtstag3 beschäftigt. Jetzt eben hat Susanna in unserem Hause eine Conferenz mit den Herren und Frauen, welche der Sonntagsschule vorstehen.

Ein Brief aus Göttingen an mich wurde von Susanna, die mich erst später zurück erwartete, nach Berlin geschickt; ich bitte also ihn nochmals zurückgehen zu lassen.

Aus Nürnberg ist die Todesnachricht von der alten Frau von Holzschuher, welche meine liebe Schwiegermutter zu ihren Jugendfreundinnen zählte und immer nur schlichtweg „die Gute“ nannte, eingegangen.

Meinen brüderlichen Dank für Eure Gastfreundschaft wiederholend und Alle herzlich grüßend

 Dein Bruder Karl.