Das massenhafte Opus des Corner, ein wirklicher Ballen, ist richtig in meine Hände gekommen, und ich werde mich möglichst bald darüber hermachen. Ihren Rath, mehr das Einzelne ins Auge zu fassen, werde ich um so mehr befolgen, als ich mich erst selbst mit dem Einzelnen bekannt machen muß. Eine theilweise Vergleichung der Handschriften wurde nöthig sein und werde ich mir, was ich brauche, kommen lassen. Zwei Monate habe ich nach den Statuten Zeit; danach werde ich mich einrichten. Unterdeß werde ich meine Arbeit über Dino Compagni, mit welchem ich doch zu einem anderen Endergebniß als die Scheffer-Boichorstschen Hypothese, drucken lassen.
Die Sorge um die Monumenta wird Sie begreiflich | jetzt hauptsächlich beschäftigen. Vor allem brauchen Sie neue Hülfsarbeiter, da Sie nur noch auf Einen sicher rechnen können. Ich habe doch geglaubt, daß schon viel mehr, als geschehen, vorgearbeitet sei. Recht peinlich ist dabei die fortdauernde Ungewißheit Ihrer persönlichen Stellung und für die Sache selbst nichts mehr zu wünschen als daß sie bald aufhören möge.1
Gestern begingen wir hier die Herzfeier mit festlichem Aufzug, Festrede von ProfessorBrinz| und Enthüllung des Denkmals in Erz von Zumbusch. Es war eine große Ovation, dem vortrefflichen Mann und menschenfreundlichen Arzt von Seiten der Stadt und Bürgerschaft, zahlreicher Schüler und Verehrer wie Judengenossen dargebracht, auch mit Betheiligung der Universität, welcher der Gefeierte als vorzüglicher und eifriger Lehrer angehörte, doch hätten wir ein geringeres Maß der Huldigung dem bescheidenen Sinne des Mannes für angemessener und eine theilweise andere Verwendung der aufgebrachten bedeutenden Geldmittel, um sein Andenken zu ehren, für entsprechender gehalten.2
Mit dem herzlichen Wunsch, Sie von der Sorge um häusliche Krankheit befreit zu wissen
Ihr treu ergebener Carl Hegel.
1Der Historiker Georg Waitz (1813-1886) wurde 1875 Vorsitzender der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, wofür er seine Professur in Göttingen aufgab und nach Berlin übersiedelte. 2Vgl. dazu Neuhaus, Karl Hegels Gedenkbuch, S. 208, 218.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bundesarchiv Berlin: Nachlaß Waitz, N 2321
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BA Berlin1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Korner (Corner), Hermann 102500665bald nach 13651438Korner (Corner) et al. (* bald nach 1365–1438), war ein Lübecker Chronist, Geschichtsschreiber und Dominikaner-Mönch sowie einer der in Norddeutschland beliebtesten Chronisten des Mittelalters; von ihm stammt „Die Cronica Novella des Hermann Korner“, welche sich auch postum in der von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München betreuten Editionsreihe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Jahr 1902 erschien.
Dino CompagniDino Compagni118911090um 1246/12471324Dino Compagni (um 1246/47–1324), der in Florenz geboren wurde und dort auch verstarb, war Chronist, Kaufmann und Politiker; um die Echtheit seiner Chronik entbrannte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein fachwissenschaftlicher Streit, an welchem auch Karl Hegel (1813–1901) federführend beteiligt war und mit seiner Ansicht bezüglich der Echtheit dieser Chronik Recht behalten sollte.
Scheffer-Boichorst, PaulPaul Scheffer-Boichorst11860685918431902Scheffer-Boichorst, Paul (1843–1902), in Elberfeld geborener Historiker, der von 1862 bis 1867 an den Universitäten Innsbruck, Göttingen, Berlin und Leipzig studierte, wo er 1867 auch promoviert wurde. Von 1867 bis 1872 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Editionsunternehmen „Regesta Imperii“, dann bis 1875 bei den Monumenta Germaniae Historica. 1875 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Gießen und war von 1876 bis 1890 Ordinarius an der Universität Straßburg, anschließend bis zu seinem Lebensende an der Universität Berlin. Von 1891 bis 1902 gehörte er der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica an, ab 1898 war er Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mit Karl Hegel (1813–1901) lieferte er sich einen heftigen Disput über die Echtheit der Chronik des Dino Compagni, bei welchem Karl Hegel recht behalten sollte.
Hagen, Got(t)fried11854472112301299 Der Stadtschreiber Gottfried, auch Gotfried, Hagen (1230–1299) verfasste 1270 das „Boich van der stede Colne“, welches er im darauf folgenden Jahr mit einem Nachtrag versah. Er legte darin die Geschichte Kölns dar mit einem Schwerpunkt auf den Jahren von 1250 bis 1270; seine mittelhochdeutsche Chronik, die an der Schwelle zum Spätmittelalter anzusiedeln ist, liefert geschichtliche Tatsachen in Verbindung mit Legenden, in der Hauptthema der Konflikt die städtische Freiheit war und welche von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde.
Herz, JakobJakob Herz11675928318161871Herz, Jakob (1816–1871), in Bayreuth geborener jüdischer Medizin-Professor, der von 1835 bis zu seiner Promotion zum Dr. med. im Jahre 1839 an der Universität Erlangen studierte. Obwohl in Forschung und Lehre stark engagiert, lehnte die Universität 1854 sein Gesuch auf Habilitation ab, er erhielt aber vom bayerischen König die Erlaubnis, medizinische Vorlesungen anzukündigen und zu halten. Im Jahre 1862 zum Honorarprofessor ernannt, wurde er 1863 außerordentlicher Professor der Anatomie an der Universität Erlangen und 1869 als erster Jude in Bayern ordentlicher Professor. Begraben wurde er auf dem Jüdischen Friedhof in Baiersdorf. Er war Hausarzt der Familie Karl Hegels (1813–1901) und wurde1867 Ehrenbürger der Stadt Erlangen. Herz war aufgrund seiner überaus engagierten Lehrtätigket sowie als Arzt in Erlangen bei der Bevölkerung äußerst angesehen und beliebt; aus diesem Grund wurde ihm bald nach seinem Tod ein Denkmal errichtet, welches im Mai 1875 feierlich enthüllt wurde. Es ist das erste Denkmal in Bayern gewesen, das einem Juden zu Ehren gewidmet wurde.
Brinz, Alois11851549718201887Brinz, Alois (1820–1887), aus dem Allgäu stammender Rechtswissenschaftler und Politiker, der nach seinem Studium an den Universitäten München und Berlin zunächst im Königreich Bayern in den Justizdienst eintrat. Im Jahre 1852 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Erlangen und war von 1854 bis 1857 dort Ordinarius für Römisches Recht. Anschließend war er von 1857 bis 1866 in gleicher Funktion an der Universität Prag, wechselte nach der österreichischen Niederlage von 1866 bis zum Jahre 1871 an die Universität Tübingen und beschloß sein Gelehrtenleben darnach an der Universität München, deren Rektor er zweimal in den Jahren 1876/77 und 1882/83 war. In München wurde er auch Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; er hielt die Festrede anlässlich der Enthüllung des Herz-Denkmals in Erlangen am 5. Mai 1875.
Zumbusch, Caspar Clemens11904707118301915Zumbusch, Caspar Clemens (1830–1915), Bildhauer, war nach seiner Studienzeit in München und einer Studienreise nach Rom seit 1873 in Wien tätig, wo er bis zu seiner Emeritierung Professor an der Akademie der Bildenden Künste war; er gilt als der bedeutendste Bildhauer des Historismus in Bayern und Österreich; so schuf er u. a. in München nach seiner Rückkehr aus Rom zwischen 1866 bis 1872 das „Maxmonument“ für den bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811–1864) in der Münchener Maximilianstraße; überdies war er der Schöpfer des Erlanger „Herzdenkmals“, welches im Jahr 1875 zu Ehren des hochangesehenen Erlanger Mediziners Jakob Herz (1816–1871) feierlich enthüllt worden war.
Hamburg53.550341,10.000654Alte Hanse- und Hafenstadt an der Elbe, etwa 100 Kilometer vor deren Mündung in die Nordsee.
Opus des CornerDies bezieht sich auf: „Die Cronica Novella des Hermann Korner“; Hermann Korner, auch Corner et al. (bald nach 1365-1438) war ein Lübecker Chronist, Geschichtsschreiber und Dominikaner-Mönch sowie einer der in Norddeutschland beliebtesten Chronisten des Mittelalters; seine Chronik erschien auch postum in der von Karl Hegel (1813-1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München betreuten Editionsreihe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Jahr 1902, dritter Band mit Lübecker Chroniken, zugleich Band 28 der Gesamtreihe unter Bearbeitung des Archivars und Historikers Karl Koppmann (1839-1905).
Dino-Chronik, Chronik des Dino Compagni, Dino-HandschriftDer Florentiner Kaufmann, Politiker und Chronist Dino Compagni (um 1246/47-1324) verfasste zwischen 1310 und 1312/1313 eine Chronik der Stadt Florenz in drei Büchern („Cronica delle cose occorrenti ne’ tempi suoi“), in der die Kämpfe zwischen weißen und schwarzen Guelfen eine zentrale Rolle spielen. Dino beschränkte sich auf den Zeitraum zwischen den 1280er Jahren bis 1312. Literarisch ist das Werk ansprechend geschrieben und liefert überdies wertvolle Informationen für die entsprechende Phase der florentinischen Geschichte. In der italienischen, aber auch in der deutschen Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts wurde der sogenannte „Dinostreit“ bzw. die sogenannte „Dinofrage“ um die Echtheit dieser Chronik geführt bzw. gestellt. So vertrat Paul Scheffer-Boichorst (1843-1902) die Fälschungsthese, wohingegen der Erlanger Historiker und sehr gute Kenner der italienischen Stadtverfassungsgeschichte Karl Hegel (1813-1901) für ihre Echtheit plädierte. Die Echtheit der Schrift wurde in der Folgezeit vornehmlich durch die Forschungen von Isidoro Del Lungo (1841-1927) bestätigt.
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.
HülfsarbeiterHilfsarbeiter innerhalb wissenschaftlicher Forschungsarbeit, oftmals auf Honorarbasis angestellt.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Cölner, Kölner, Cölnisch, KölnischZur Stadt Köln gehörend, auf Köln bezogen, Köln zuzuordnen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
Hagen'sche ReimchronikDie „Hagen’sche Reimchronik“ der Stadt Köln ist ein grundlegendes Werk aus der Literaturgeschichte von Köln; der Stadtschreiber Gottfried Hagen (1230-1299) verfasste 1270 das „Boich van der stede Colne“, welches er im darauf folgenden Jahr mit einem Nachtrag versah. Er legte darin die Geschichte Kölns dar mit einem Schwerpunkt auf den Jahren von 1250 bis 1270; seine mittelhochdeutsche Chronik, die an der Schwelle zum Spätmittelalter anzusiedeln ist, liefert geschichtliche Tatsachen in Verbindung mit Legenden, in der Hauptthema der Konflikt die städtische Freiheit war und welche von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde (Band 1 der Chroniken der niederrheinischen Städte. Cöln, im Jahr 1875 in Leipzig veröffentlicht, zugleich Band 12 der Gesamtreihe).
HerbstsessionSynonym für die zur Zeit Karl Hegels (1813-1901) regelmäßig Ende September/Anfang Oktober stattfindende Plenarversammlung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.
ErzMetallhaltiges Mineral; Bronze.
JudengenosseMitglied einer jüdischen Glaubensgemeinde.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis