Ihre schöne Gabe welche mir gestern herkam hat mich aufs Freudigste überrascht. Eine neue Publication Fanfani’s, La critica storica de’nonni, welche mir vor etwa 14 Tagen in die Hände fiel, ließ mich wieder an Sie denken, ja an die Zusendung dieses neuen Schriftchens; indes schien mir dasselbe als ich es durchlief nichts Neues fa cattoltes, sondern neu Aufgewärmtes. Jetzt wo mein Intereße durch Ihre Gabe wieder angeregt ist, meine ich: was soll’s? Professor Hegel wird ja besser wissen, ob etwas draus zu holen oder – so erlaube ich mir denn Ihnen das Schriftchen unter Xband zuzusenden.
Darf ich, an Bei, Ihnen sagen, daß Ihre Schrift mich im höchsten Grade interessiert und – lachen Sie nicht über das Wort: erbannt hat?
Mich erbannt nämlich, daß es Ihrem gesunden Sinn und scharfem Blick gelang dann doch so manches unabwendlich erscheinende Argument auf einen sehr genialen Werth als Beweismittel zu reduciren und so denn doch noch immer die Möglichkeit, ja mehr, die Wahrscheinlichkeit eines ächten
Revers in Mitten eines Wustes von Verstimmung, Verballhornung etc. des od. vielleicht die Abschreiber so erreichen. In einer Zeit wo die zerstörende Kritik – allerdings sehr, sehr oft mit vollstem Recht, sich breit macht, eben aber breit macht, was nie zu billigen, thut’s wohl zu erfahren, daß dieselbe nicht so absolut infallibel ist als sie sich dänkt.
Ich kenne den ehrwürdigen Gino Capponi nicht, auch der Gedanke, den Greis zu belästigen ist mir sehr widerwärtig; und doch wünschte ich, er möchte Ihre Schrift kennen lernen, die ihm sicher noch mehr Freude machen wird, als mir, da er competent in der Sache ist. Eine heftige Erkältung fesselte mich ein paar Tage an Bett und selbst heute werde ich kaum im Stande sein mich hinauszubegeben; aber ich habe größtes Verlangen, einen Weg zu finden um dem alten Starken Ihr Werk zukommen zu lassen. Dann, versteht er Deutsch? Gerne übersetze ich ihm, sollte er es anerbieten, mündlich die wichtigen Stellen ins Französische, denn mein Italienisch möchte ihm doch die Ohren arg vernichten.
Addio. Nochmals Dank für Ihre
Liebe, schöne Gabe u
nd herzlichste Empfehlung von
Ihrem
aufrichtig ergebenstem
Karl Eduard Liphart –
Liphart, Karl EduardKarl Eduard Liphart11704227718081891Liphart, Karl Eduard (1808–1891), aus Livland stammender Mediziner, Naturwissenschaftler, Kunsthistoriker und Kunstsammler.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Florenz43.7698712,11.2555757Hauptstadt im Zentrum des Großherzogtums Toskana im Norden der Apenninen-Halbinsel circa 300 Kilometer nördlich von Rom gelegen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
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UB Erlangen-Nürnberg
1000
Buonarroti, Michelangelo14751564Buonarroti, Michelangelo (1475–1564), war ein in der Toskana geborener und in Rom verstorbener italienischer Maler, Bildhauer, Baumeisterbund Dichter, der zu den bedeutendsten Künstlern der italienischen Hochrenaissance zählt.
Fanfani, PietroPietro Fanfani11640768918151879Fanfani, Pietro (1815–1879), war ein italienischer Philologe und Schriftsteller.
Capponi, Gino11644804017921876Der Marchese Gino Capponi (1792–1876) war ein in Florenz geborener italienischer Politiker, Historiker und Dichter sowie einflussreicher Repräsentant der Florentinischen Gelehrtenszene seiner Zeit, in welcher auch Karl Hegel (1813–1901) während seiner italienischen Studienreise in den Jahren 1838/39 verkehrte.
Heigel, Karl TheodorKarl Theodor Heigel
HiKo
11665082618421915Heigel, Karl Theodor (1842–1915), war ab 1883 Ordinarius für Handels- und Kulturgeschichte an der Technischen Hochschule München und seit 1885 Ordinarius für Neuere Geschichte an der Universität München. Von 1887 an war er ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München – unter anderem auch Mitarbeiter bei dem Hegelschen Städtechronik-Projekt im Auftrag der Historischen Kommission. Von 1898 bis 1908 war er nach Carl Adolf Cornelius Sekretär der Historischen Kommission.
Raumer, Rudolf (Heinrich Georg)11878796918151876Raumer, Rudolf (Heinrich Georg) (1815–1876), in Breslau geborener Germanist sowie Sohn des Geographen und Pädagogen Karl Georg Raumer (1783–1865) und Bruder Johannes (Hans) Raumers (1820–1851). Er studierte von 1832 bis 1839 an den Universitäten Erlangen und Göttingen Klassische Philologie, Orientalistik und Germanische Sprachwissenschaft, wurde 1839 in Erlangen promoviert und habilitierte sich dort 1840. Zunächst Privatdozent, wurde er 1846 außerordentlicher und war von 1852 bis 1876 ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Erlangen. In den akademischen Jahren 1858/59 und 1866/67 war er deren Prorektor.
Adria, Adriatisches MeerTeil des Mittelmeeres zwischen Apenninen-Halbinsel und Balkan im Südosten Europas.
RavennaAuf in etwa das 6. Jahrhundert v. Chr. zurückgehende, in östlicher Richtung in etwa mittig zwischen Bologna und San Marino, nahe der Adria gelegene Stadt in Italien und seit dem 5. Jahrhundert Bischofssitz.
CerviaAn der Adria, in etwa 25 Kilometer südöstlich von Ravenna gelegene Stadt in Italien.
Via Romana (Florenz)Straße in Florenz, die „Ponte Vecchio“ mit der „Piazza della Calza“ verbindet, wo sich das Tor „Porta Romana“ befindet.
Notabene, nota beneAus dem Lateinischen stammende formelhafte Redewendung mit der wörtlichen Bedeutung „merke wohl“ in Sinne von „wohlgemerkt“ oder „übrigens“ und „nebenhergesagt“.
Michelangelo-Fest (Florenz) Das „Michelangelo-Fest“ bezieht sich auf das 400-jährige Geburts-Jubiläum des italienischen Malers, Bildhauers, Baumeisters und Dichters Michelangelo Buonarroti (1475-1564), welches am vom 12. bis 14. September 1875 in Florenz gefeiert wurde.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
DinofrageVornehmlich in den 1870er Jahren in Deutschland und Italien aufgeworfene Frage nach der Echtheit der Chronik des Florentiner Kaufmanns, Politikers und Chronisten Dino Compagni (um 1246/47-1324), an der auch Karl Hegel (1813-1901) federführend beteiligt war, der für deren Echtheit plädierte. Vgl. dazu auch als Synonym: Dinostreit.
DinostreitDisput um die Echtheit der Chronik des Florentiner Kaufmanns, Politikers und Chronisten Dino Compagni (um 1246/47-1324), infolgedessen auch einige diesbezügliche Publikationen erschienen, auch von Karl Hegel (1813-1901), vgl. hier sein Schriftenverzeichnis, der sich in diesem Kontext insbesondere einen Schlagabtausch mit seinem Historiker-Kollegen Paul Scheffer-Boichorst (1843-1902) lieferte und in seiner Sichtweise Recht behalten sollte.
Versuch einer Rettung1875 in Leipzig erschienen Publikation Karl Hegels (1813-1902) im Kontext der Frage nach der Echtheit der Chronik des Dino Compagni (um 1246/1247-1324) unter dem Titel: Die Chronik des Dino Compagni. Versuch einer Rettung“, vgl. dazu Dinofrage, Dinostreit.
La critica storica de'nonni (Fanfani)1875 in Livorno von dem italienischen Philologen und Schriftsteller Pietro Fanfani (1815-1879) veröffentlichte Monographie.
KreuzbandPostsendungen unter Kreuzband waren Drucksachen gegen eine ermäßigte Gebühr vorbehalten.
ächt, ächter, ächtestenPositiv: echt, Komperativ: echter, Superlativ: echtesten.
ReversIm geistesgeschichtlichen Sinne hier zu verstehen als: schriftliche Zusage zu einer Verpflichtung, auch als Gegenschein zu einer Urkunde.
Kritik (wissenschaftliche)Rezension, Besprechung, Anzeige bezüglich einer wissenschaftlichen Publikation.
infallibelZumeist im Kontext des Katholischen, (auf den Papst) in Dingen der Glaubenslehre gebrauchter Begriff für „unfehlbar“.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Französisch, französischZu Frankreich gehörend, Frankreich zuzuordnen, auf Frankreich bezogen; Französisch als Unterrichtsfach an Schulen bzw. universitäre Disziplin.
Italiänisch, italiänisch, Italienisch, italienischZu Italien gehörend, Italien zuzuordnen, auf Italien bezogen; italienische Sprache; auch: italienische Forschungsgegenstände.
AddioVertrauter Abschiedsgruß aus dem Italienischen, im Sinne von „Ade“ oder „Tschüss“.