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Karl Hegel an Alfred Reumont, Erlangen, 13. Januar 1876

pr. Bonn 14.1.76.1

Sehr geehrter Herr!

Empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für das freundliche Geschenk Ihres neuesten Werks, Geschichte von Toscana Band 1, in welchem mich die Schilderung des ersten Cosimo und seiner Regierung, so wie der die Literatur und Kunst betreffende Theil besonders angezogen haben.

Sehr erfreut hat mich auch Ihr Artikel über das älteste Florenz in der Augsburger Allgemeinen Zeitung und der Ausdruck Ihrer allgemeinen Übereinstimmung mit meiner Schrift über Dino Compagni. Unterdessen führt Fanfani fort das Thema in seiner Weise breit zu treten, wozu ihm meine Schrift manchen mißverstandenen Stoff geliefert hat, weil er kein Deutsch versteht, wie er mir selbst geschrieben hat. Auch Scheffer-Boichorst hat mit seiner gereizten Gegenschrift schwerlich der Sache einen neuen Dienst gethan. Ist es nicht zum Lachen, daß er sich selbst anheischig macht, binnen zwei mal 24 Stunden einen historischen Roman von derselben Lebendigkeit und Energie der Darstellung, wie Dino Compagni, fertig zu bringen?

Nachdem er dem litterarischen Streit, bei welchem ich ihm gewiß alle gebührende Ehre gegeben, eine so stark persönliche Färbung aufgetragen hat, war es von Anfang an nicht meine Absicht noch weiter darauf zu erwiedern. Aber es gereichte mir doch zu großer Genugthuung, daß Assessor Wüstenfeld in Göttingen, welcher seit Jahren die Archive von Florenz, Siena usw. excerpirt hat und welchem Scheffer Boichorst manche urkundliche Mittheilungen und literarische Nachreichungen verdankte, in seiner Recension im Decemberheft der Göttinger Gelehrten Anzeigen2 sich nicht nur ganz auf meine Seite stellt, sondern selbst noch günstiger über Dino Compagnis Glaubwürdigkeit urtheilt, als ich es gethan habe.3

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Carl Hegel.