Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 26. September 1876
Ich habe Dir eine sehr schmerzliche Nachricht mitzutheilen. Gestern Nachmittag verschied ganz plötzlich meine theure Schwiegermutter in Nürnberg. Es war außer der allgemeinen Schwäche, an der sie seit dem vorigen Winter litt, keine Krankheit vorhergegangen. Darum waren wir in keiner Weise auf ihr nahes Ende vorbereitet und sind durch den unerwarteten Eintritt desselben tief erschüttert; besonders meine liebe Susanna, die es sich noch gar nicht denken kann, keine liebe Mutter, welche alle Freude und Sorge mit ihr theilte, mehr zu besitzen!
Die Selige war gestern Mittag beim Essen noch ganz heiter und ging um 2 Uhr, wie gewöhnlich, sich niederzulegen; gleich darauf erschien sie wieder mit Blut im Munde und brach zusammen: die Hauptader des Herzens war gerissen. So hat sie einen leichten und sanften Tod gefunden!1
In der letzten Zeit ließ sie sich auf den Wunsch ihres Sohnes porträtiren, und es ist nun ein recht gelungenes Gemälde von ihr vorhanden.
Wir fahren heute Nachmittag nach Nürnberg, nachdem wir die Todesnachricht erst vor einer Stunde erhalten haben. Das Begräbniß wird übermorgen, Donnerstag, Vormittag sein.