XML PDF

Karl Hegel an Georg Karl Frommann, Erlangen, 28. Dezember 1876

Sehr geehrter Herr!

Im Laufe des kommenden Jahrs soll ein Band bairischer Chroniken von München, Landshut, Regensburg, Mühldorf gedruckt werden, welche von Archivrath Muffat und Dr. Heigel mit vieler Sorgfalt historisch bearbeitet worden sind.1 Schwierigkeit macht in manchen Fällen die Behandlung der Rechtschreibung, wozu es des Beiraths eines des bairischen Dialekts Kundigen bedarf. Auch wünsche ich dem Band die nöthige Worterklärung in einem besondern Glossar beizufügen, wie dies bei den bisher erschienenen Chronikenbänden geschehen ist.

In dieser doppelten Rücksicht könnte mir keine andere Beihülfe so erwünscht, wie die Ihrige sein, denn es giebt gewiß Niemand, der der Sache ebenso kundig wäre wie sie, und auf der andern Seite dürfte der Aufwand an Zeit und Muße für Sie geringer sein als für irgend Jemand, nachdem Sie durch Ihre vortreffliche Bearbeitung des Schmeller’schen Wörterbuchs sich des gesammten zur Sache gehörigen Sprachstoffs schon bemeistert haben.

Als Honorar biete ich 300 Mark an, so viel, als Prof. Lexer für eine ähnliche Arbeit beansprucht und erhalten hat.

Ich bitte Sie, geben Sie mir nicht rasch einen bloßen Korb. Dies würde für mich sehr niederschlagend sein, da ich meine einzige Hoffnung auf Sie gesetzt habe. Sie werden gewiß Ehre von der Arbeit haben; die historische Commission, das wissenschaftliche Publicum werden Ihnen dafür dankbar sein. Wollen Sie den Umfang der Aufgabe erst näher kennen lernen, ehe Sie sich ihr unterziehen, so lasse ich Ihnen die Schriftstücke im Manuscript von München aus übersenden. Für die Behandlung der Rechtschreibung würde es zunächst von Ihrer Seite nur gewisser Directiven bedürfen, welche die Bearbeiter selbst durchführen könnten. Und das kurze Glossar kann Ihnen doch wirklich keine große Mühe machen. Ich hoffe also auf Ihre freundliche Zusage.

Mit vollkommener Hochachtung
Ihr ergebener
Carl Hegel.