Herr Lehnert war gestern bei mir, um mir zu sagen, daß er aus vielen Gründen, welche zu erwähnen überflüssig ist, die gewünschte Versetzung der Zwischenwände nicht vornehmen könne. Es fragt sich daher, ob Ihnen die Wohnung, so wie sie ist, convenirt. Ein bedenklicher Übelstand ist ferner der Mangel eines Kellers, welchen Herr Lehnert nicht abzuhelfen weiß. Ich ging gestern Nachmittag mit Lommel noch einmal in die andere Wohnung bei Fleischmann vor dem Thor: sie machte auf uns einen sehr freundlichen Eindruck; dem Übelstand der zu wenigen Eingänge würde sich leicht durch Veränderung von einem oder nach dem Corridor gehenden Fenstern oder Thüren | abhelfen lassen; die wirthschaftlichen Localitäten sind vortrefflich, der Garten am Hause sehr hübsch gelegen: für den Sommer muß die Wohnung sehr angenehm sein, weniger für den Winter. Schade ist, daß die 4 Bodenzimmer wenig zu brauchen sind, und ohne sie soll die Wohnung immer noch 500 florin das ist 857 Mark kosten. Auf Ihre Wohnungsbedürfnisse kommt es am meisten an, welche Wohnung Sie wählen wollen. Falls Sie mir Ihre Entschließung hierüber kund geben, so werde ich, wenn es Ihnen genehm ist, den Hauseigenthümer veranlassen, den Contract aufzusetzen und Ihnen denselben zur Genehmigung zuzuschicken.
Ich sprach mit Ihnen bereits über Vollmöller und ich würde, nach allem was ich über ihn gehört, ihn allen anderen vorziehen, wenn es sich nur um das Romanische handelte; aber es muß bei uns auch das Englische durch denselben Professor vertreten sein, und es fragt sich daher, ob Vollmöller dazu befähigt und geneigt wäre, neben dem Französischen auch das Englische mit zu übernehmen? Sie können dies am sichersten von ihm selbst erfahren und ich bitte Sie, ihn geradezu danach zu fragen.
1Möglicherweise handelt es sich hier um den Altphilologen und Gymnasialprofessor Ferdinand Gustav Lindner (1833-1893).
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
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Steinmeyer, Emil EliasElias Steinmeyer11861755918481922Steinmeyer, Emil Elias (1848–1922), in der Nähe Potsdams geborener, aus preußischem Pfarrhaus stammender Germanist und Altphilologe, der nach seinem Studium an der Berliner Universität von 1873 bis 1877 außerordentlicher Professor für germanistische Mediävistik an der Universität Straßburg war, anschließend bis 1913 Ordinarius für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Erlangen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (GNM), Historisches Archiv: Akten, K. 9: 1 Bd. „Matrikel des GelehrtenAusschusses“; K. 10: Nr. 3; K. 188: Bibliothek, Schenkungen 1878-1881, 1 Mappe Korrespondenzen (unfoliiert); Akten, Nr. 750: 1 Bd. „Verwaltungsausschuß Jahreskonferenz 1901“
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GNM Nürnberg1000
Lehnert, N. N.-um 1877 wirkendLehnert, N. N., um 1877 in Erlangen wirkend, war dort Wohnungseigentümer und Vermieter.
Vollmöller, KarlKarl Vollmöller10132835418481922Vollmöller, Karl (1848–1922), in Ilsfeld in der Nähe Heilbronns geborener Neuphilologe (Anglistik und Romanistik), der von 1870 bis 1875 an den Universitäten Tübingen, Bonn, München und an der Sorbonne in Paris Klassische, Germanistische und Romanische Philologie studierte und sich 1875 an der Universität Straßburg habilitierte. Im Jahre 1877 wurde er außerordentlicher Professor für Romanische und Englische Philologie an der Universität Erlangen, bevor er 1881 auf das neuphilologische Ordinariat an der Universität Göttingen berufen wurde, das er zehn Jahre später aus privaten Gründen aufgab. Er zog mit seiner Familie nach Dresden, wo er als Privatgelehrter, Herausgeber, Autor und Stifter wirkte. Unter anderem begründete er die Zeitschrift „Romanische Forschungen“ und veröffentlichte eine Vielzahl wissenschaftlicher Schriften.
Kißner, Alfons Paul Eduard 11619374318441928Kißner, Alfons Paul Eduard (1844–1928), wirkte von 1875 bis 1877 als ordentlicher Professor für Neuere Sprachen sowie als Lektor für Französisch in Erlangen, anschließend folgten Stationen in Königsberg (1877–1901) und Marburg (1901–1905) bis zu seiner Emeritierung.
Knauer, Otto 10469045071843Knauer, Otto (* 1843), war Philologe, Romanist, Oberlehrer und Gymnasiallehrer in Leipzig.
Kölbing, Eugen 11628616418461899Kölbing, Eugen (1846–1899), wirkte 1877 als Privatdozent für Anglistik, Skandinavistik und Germanistik in Breslau.
Lindner, Ferdinand Gustav13083151418331893Lindner, Ferdinand Gustav (1833–1899), wirkte als Gymnasialprofessor und Altphilologe in Breslau.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Königsberg54.70464845,20.456566646621738Residenzstadt des Herzogtums, dann Königreichs Preußen, am Pregel gelegen, seit 1824 Sitz der Oberpräsidenten der Provinz Preußen.
Breslau51.1089776,17.0326689Etwa 380 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien am Oberlauf der Oder, die als Herzogtum Schlesien im Jahre 1742 vom Erzherzogtum Österreich an das Königreich Preußen überging.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
convenirenKonvenieren im Sinne von: zusagen, gelegen/angenehm sein, gefallen, zu jemandem oder etwas passen; zusammenpassen; ansprechen behagen, belieben, gefallen.
Thor (Stadttor Erlangen)Die mittelfränkische Stadt Erlangen besaß 1528 drei Stadttore bzw. Torhäuser mit bewohnbarem Obergeschoss für den Torwächter über der jeweiligen Durchfahrt; nach Westen gelegen stand das Martinsbühler Tor (auch: Altererlanger, Büchenbacher oder Vestner genannt), nach Norden das Bayreuther- oder Untere Tor, nach Süden das Kirch- oder Obere Tor. Im Laufe der weiteren Stadtentwicklung kam es immer wieder zu Verlegungen der bereits vorhandenen Tore und auch neue kamen hinzu, wie das Sieglitzhofer Tor bei Anlage der Neuen Straße (= unteres Buckenhöfer Tor), im Süden gab es das Nürnberger Tor zum Betreten der Neustadt. Im 19. Jahrhundert wurden die Tore kaum noch benötigt und waren immer mehr Verkehrshindernisse, weshalb sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (fast alle bereits in den 1860er Jahren) abgerissen wurden. Als letztes Stadttor fiel 1945 das Nürnberger Tor.
BodenzimmerZimmer im Obergeschoss bzw. Dachboden, zumeist mit Dachschrägen.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
ContractVertrag
Vorlesungsverzeichnis, Vorlesungsverzeichniß, VorlesungsverzeichnisseVerzeichnis(se), in welchem die anstehenden bzw. aktuellen Vorlesungen, Lehrveranstaltungen und Seminare etc. innerhalb eines Universitäts-Semesters für eine bestimmte Fachrichtung, Fakultät oder einen entsprechenden Fachbereich, ein Department etc. oder in Gänze an der jeweiligen Universität aufgelistet und beschrieben werden.
Philosophische Facultät (Fakultät) der Universität ErlangenDie Philosophische Fakultät an der Universität Erlangen war in zwei Sektionen gegliedert, was in dieser Form innerhalb der Universität nur in der Philosophischen Fakultät existierte. 1881, kurz nachdem alle naturwissenschaftlichen Fächer in die Philosophische Fakultät übergegangen waren, hatte man diese in eine „Philosophisch-historische“ und eine „Mathematisch-naturwissenschaftliche“ Sektion unterteilt. Ab dem Sommersemester 1903 findet sich die Unterteilung in Sektionen auch im akademischen Personalstandsverzeichnis, und 1922 wurde die Bezeichnung „Sektion“ in „Abteilung“ geändert. 1928 wurden die naturwissenschaftlichen Fächer in eine eigene Fakultät ausgegliedert.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
Deutsche Grammatik, auch: GrammatikTeilgebiet der im 19. Jahrhundert sich erst als Universitätsdisziplin etablierenden Germanistik.
RomanischAuf romanische Sprachen bezogen, ihnen zuzordnen, zu ihnen gehörend; als Nomen Überbegriff für romanische Sprachen oder bezogen auf eine von ihnen als Synonym (z. B. für Französisch, Italienisch, Spanisch etc.).
Französisch, französischZu Frankreich gehörend, Frankreich zuzuordnen, auf Frankreich bezogen; Französisch als Unterrichtsfach an Schulen bzw. universitäre Disziplin.
Englisch/englischZu England gehörend, England zuzuordnen, auf England bezogen; englischsprachig; Englisch als Sprache bzw. schulisches oder universitäres Fach.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Privatdocent, Privat-Docent, PrivatdozentBezeichnung für einen habilitierten Wissenschaftler an einer Hochschule oder Universität, der keine Professur innehat.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis