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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 15. Februar 1877

Theurer Freund!

Wenn Sie den Termin für die diesjährige Zusammenkunft der Centraldirection noch nicht fest bestimmt haben, so erlaube ich mir den Wunsch auszusprechen, daß er nicht vor dem 10. April1 angenommen werden möchte. Wenn ich mich nicht irre, so sprachen sich auch mehrere Stimmen in unserer letzten Conferenz2 in dem Sinne aus, daß die Versammlung immer am besten gegen das Ende der Osterferien anberaumt würde. Für diesmal habe ich besondere persönliche Gründe, die es mir so sehr erschweren würden, früher zu kommen. Im Monat März, sobald ich mich von hier losmachen kann, muß ich meiner leidenden Frau3 in das südliche Tirol bringen, wo sie längere Zeit zur Kur verweilen soll. Ende März werde ich meinen älteren Sohn, wenn er wie ich hoffe zum höheren Militärdienst zugelassen wird, auf die Kriegsschule nach München entlassen oder selbst bringen. Am 8. April wird mein jüngerer Sohn eingesegnet und wenn er an diesem Tage die Mutter entbehren muß, so soll ihm doch der Vater nicht fehlen. Zur Noth könnte ich freilich, wenn es sein muß, Ostern hier abreisen und am 7. April von Berlin wieder zurück sein; doch viel lieber wäre es mir, wenn es anders sein könnte. In Berlin dürfte ich wohl bei Ihnen die Cölner Sachen einsehen und benutzen, die noch für den Druck der Monumenta bestimmt sind? Von Sauppe4 aufgefordert, habe ich einige Preisfragen vorgeschlagen für die Wedekind’sche Stiftung.5 Für die Edition eines Autors habe ich die Würzburger Chronik von Lorenz Fries genannt, welche eine bessere Edition, als die bei Ludewig, und eine gute Bearbeitung verdient. Ich bin gespannt zu erfahren, welche Aufgaben die Direction der Preisstiftung wählen und stellen wird. Hoffentlich geht es Ihrer Frau Gemahlin wieder gut.

Herzlich grüßend
der Ihrige
Carl Hegel.