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Karl Hegel an Elias Steinmeyer, Erlangen, 5. März 1877

Sehr geehrter Herr College!

Entschuldigen Sie die Verzögerung meiner Antwort. Ich habe erst verschiedene Erkundigungen einziehen müssen und die Leute nicht gleich antreffen können. Der beste Gedanke ist mir erst zuletzt gekommen. Einen Spediteur nämlich haben wir hier nicht, sondern nur einen sogenannten Güterschaffer, der auf seinem Wagen die Güter von der Eisenbahn in die Häuser bringt und damit den ganzen Tag sehr beschäftigt ist.

Diesem möchte ich die Besorgung Ihrer, wie es scheint, ziemlich zahlreichen Effecten daher nicht anvertrauen. Das Beste und Sicherste ist, Sie adressiren die ganze Sendung an unseren Universitätspedellen Thurn Notabene Thurn1, der ein gewandter und sicherer Mann ist und in der Ferienzeit auch die nöthige Zeit hat. Er besorgt einen Möbelwagen und nimmt zwei Packer an, macht dafür die Auslangen und beaufsichtigt den Transport. Ich habe heute mit ihm gesprochen und er ist zu allem bereit. Für alle Auslagen stellt er Rechnung; für seine Bemühungen würden meines Erachtens 5 Mark als Vergütung ausreichen. Auch mit Frau Fleischmann habe ich Rücksprache genommen; die Zimmer stehen jederzeit zur Disposition2; sie wird darauf sehen, daß die Sachen gut heraufgebracht werden. So können Sie vollkommen ruhig sein.

Ich kann mich leider nicht dazu erbieten, mich selbst der Sache anzunehmen, wie ich gern thun würde, wenn ich hier wäre. Allein ich stehe auf dem Sprung mit meiner armen brustkranken Frau3 nach dem südlichen Tirol zu reisen, wo sie längere Zeit verweilen soll, und warte nur etwas besseres Wetter ab, denn wir stecken noch im Schnee der zu einer großen Wassermasse aufthaut, nachdem wir vor ein paar Tagen morgens 12 Grad Kälte hatten.

Ich freue mich, daß die Berufung Vollmöller’s so rasch erfolgt ist wie ich erwartet hatte, und daß er angenommen hat. Seine Bedingungen machen nicht die geringste Schwierigkeit. Kißner ist bereits fort nach Paris.

Bestens grüßend
der Ihrige
C. Hegel.