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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 5. April 1877

Lieber Manuel!

Mit herzlicher Freude und Theilnahme haben wir die Nachricht von der glücklichen Geburt des Enkelein in Waldenburg empfangen und bringen Euch und den Eltern des Kindes dazu unsere Glückwünsche.

Meiner lieben Susanna geht es seit einer Woche merkwürdig besser. Das Fieber am Nachmittag ist beinahe verschwunden und der Husten geringer, der Appetit besser. In dieser letzten Woche waren Klein’s aus München bei uns, deren Besuch uns große Freude machte. Anna ist wohlauf und rüstig zu Fuß auf Spaziergängen, bei denen sie ihren Mann begleiten muß. Am letzten Nachmittag, vorgestern, ging sie mit ihm und einigen anderen jungen Paaren zu Fuß nach Nürnberg.

Am Sonntag1 ist Mundels Einsegnung. Der Junge ist brav und ehrlich, nicht ausgezeichnet begabt, aber doch von guten Anlagen, ein mehr praktisches als theoretisches Talent. Gott gebe ihm seinen Segen!

Da ich, was das Befinden meiner lieben Frau betrifft, getrost fortfahren kann, will ich am Montag den 9. April, der schon der erste Sitzungstag2 in Berlin ist, mit dem Eilzug gegen Mittag abreisen, und werde in Berlin Mitternacht 12 ¼ Uhr eintreffen. Wenn Du mich, ohne Störung Deines Haushalts, bei Dir aufnehmen kannst, so will ich sehr gerne bei Euch wohnen. In diesem Fall wird vielleicht Willi so freundlich sein, mich auf dem Bahnhof zu empfangen; Du aber laß Deine Nachtruhe nicht stören; Clara wird, vermuthe ich, in Waldenburg sein. Herzliche Grüße an sie und Eure Tochter und Kind.

Treulich Dein Bruder
Karl.