Absender: | Hegel, Karl |
Versandort: | Erlangen |
Versanddatum: | 18.04.1877 |
Empfänger: | Hegel, Immanuel |
Nachweis: | Privatbesitz |
Ich kam nach einer nicht sehr ermüdenden Fahrt, dank Deiner wärmenden Decke, wohlbehalten in der Nacht 2 ½ Uhr hier an. Trotz aller gebrauchten Vorsicht hörte mich meine liebe Susanna doch und die Erwartung meines möglichen Kommens habe schon hingereicht, um am Abend vorher ihre Temperatur ungewöhnlich zu steigern; seitdem ist diese jedoch durchaus befriedigend und auch am Abend immer fieberfrei geblieben, so daß wir doch wieder gute Hoffnung fassen, wenngleich in dem eigentlichen Übel sich noch keine Besserung zeigt. Aber das Wetter war auch ganz abscheulich bei heftigem scharfem Ostwind gestern den ganzen Tag und die Nacht hindurch, der sich erst heute zu legen beginnt.
Wie vielseitig anregend und Gewinn bringend die | Tage in Berlin für mich waren, so haben sie doch eine gewisse Ermüdung bei mir zurückgelassen, von der ich mich erst jetzt wieder frei fühle. Wie lieb mir das Zusammensein mit Dir und den Deinigen war, brauche ich nicht erst zu versichern; an Eurer Sorge für Marie habe ich den innigsten Antheil genommen und so liegt mir auch jetzt sehr daran, bald etwas über ihr ferneres Befinden zu erfahren.
Die treffliche Decke, ohne welche ich arg gefroren, mir vielleicht eine schlimme Erkältung zugezogen hätte, schicke ich nächster Tage mit bestem Dank zurück. Herzliche Grüße an Dein Haus und die Deinigen in Berlin und Waldenburg von
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis
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