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Karl Hegel an Immanuel und Clara Hegel, Erlangen, 4. Januar 1878

Herzlichen Dank Euch, Dir liebe Clara und Dir lieber Manuel, für Eure innige Theilnahme, Euren tröstlichen Zuspruch. Mein Haus ist jetzt wie verödet; sie fehlt mir überall, ich kann mich nicht mehr, wie in der letzten Zeit, alle halbe Stunde nach ihr umsehen und ihr die Hand drücken. Gestern Nachmittag brachte wir ihre leibliche Hülle in das kalte Grab und beschütteten sie mit Blumen. Zezschwitz sprach warme innige Worte, wie sie ihm aus dem Herzen kamen; ich werde sie Euch gedruckt mittheilen.2 Zahlreich folgten die Freunde und Collegen und mit mir die nächsten lieben Verwandten: Kleins waren aus München gekommen, der Bruder Friedrich mit seiner Frau Auguste aus Regensburg, die Schwester Luise aus Augsburg, Theodor Tucher, die Schwester Marie mit Mann und Sohn, die beiden Grundherrs Ferdinand und Friedrich – leider fehlte die gute Lina, durch Unwohlsein abgehalten. Mit welcher Wehmuth sah ich diesen lieben Kreis, der noch ein paar Abendstunden bei uns verweilte! Wie ging ihr immer das Herz auf, wenn sie mitten unter ihnen war; es waren ihre glücklichsten Stunden!

Noch bleiben Kleins bei uns heute und morgen; das ist mir eine rechte Wohlthat, ich kann mich aussprechen mit Anna, sie mit den Schwestern!

Ich schicke Dir eine Anzeige, wie ich davon über 100 schon versendet habe, nach Berlin aber nur an Beseler, Waitz, Sybel und Wattenbach – an Theodor, Deinen Schwager schicke ich eine, an Landrath Bitter ist sie abgegangen. Von anderen weiß ich nicht die Adresse, z. B. von Deiner Schwägerin3, weiß überhaupt nicht, wie weit ich damit gehen soll. Ich überlasse es Dir, das übrige zu thun und lege 10 Exemplare bei4, bin auch damit einverstanden, wenn Du die Anzeige in die Kreuzzeitung geben willst, oder in die Nationalzeitung.

Herzlich grüßend
Dein Bruder Karl.

P. S. Auch an Schmidtleins5 sind die Anzeigen von hier geschickt.